Es gibt immer wieder Paare, bei denen bleibt ein Kinderwunsch unerfüllt, Tendenz steigend. In rund der Hälfte der Fälle liegt das Problem mit der Fruchtbarkeit auf Seiten des Mannes – nicht selten ist seine Spermienqualität reduziert. Doch welche Behandlungen helfen ihm tatsächlich, wenn es mit dem Nachwuchs nicht klappt? Eine neue internationale Studie liefert hierzu wichtige Antworten.
Die Forschenden verglichen die Effekte einer Operation bei Krampfadern der Hodengefäße (= Varikozele), einer Hormontherapie oder einer gezielten Veränderung des Lebensstils miteinander, um diese Frage beantworten zu können.
Warum die Spermien-DNA wichtig ist
Im Mittelpunkt der Studie stand die sogenannte Spermien-DNA-Fragmentierung. Diese zeigt an, wie stark das Erbgut in den männlichen Samenzellen schon geschädigt ist. Eine hohe Fragmentierungsrate senkt die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft deutlich – und selbst die Erfolgsaussichten bei künstlicher Befruchtung können durch DNA-Schäden in den Spermien des Mannes beeinträchtigt werden.
Tests auf Spermien-DNA-Fragmentierung gelten als moderne Ergänzung zu herkömmlichen Spermiogrammen, bei denen z. B. die Form und Vitalität der Spermien in einer Ejakulat-Probe mikroskopisch begutachtet wird.
Vier Therapieansätze im Vergleich
Das Forschungsteam analysierte insgesamt 86 Studien mit mehr als 8.000 Männern. Verglichen wurden vier Hauptbehandlungsarten:
- die operative Entfernung von Krampfadern im Hodenbereich (= Varikozelektomie),
- antioxidative Nahrungsergänzungsmittel,
- eine Behandlung mit dem sogenannten follikelstimulierenden Hormon (FSH) sowie
- Maßnahmen zur Veränderung des Lebensstils, beispielsweise Sport oder Ernährung.
Varikozelen-Operation am erfolgreichsten
Die besten Ergebnisse erzielte die Varikozelektomie. Bereits drei Monate nach dem Eingriff sank der Anteil geschädigter Spermien um knapp 7 Prozent – nach sechs Monaten sogar um über 12 Prozent. Besonders bei Männern mit stärker ausgeprägter Varikozele (Grad II oder III) war der Effekt deutlich.
Hormontherapie mit Potenzial, Antioxidanzien mit Fragezeichen
Ebenso zeigte eine Behandlung mit follikelstimulierendem Hormon (FSH) Wirkung: Die DNA-Schäden sanken auch hier um rund 7 Prozent. Die Hormonbehandlung werde derzeit vor allem bei hormonell bedingter Unfruchtbarkeit eingesetzt, wie die Studienautoren schreiben. Antioxidanzien wiederum – darunter Präparate mit Vitamin C, E oder Zink – zeigten zwar kleine Verbesserungen, konnten jedoch klinisch nicht überzeugen. Zudem gebe es Hinweise, dass eine Überdosierung sogar gegenteilige Effekte haben könnte.
Lebensstilveränderungen helfen
Sportliche Aktivität und gesunde Ernährung können sich ebenfalls positiv auf die Spermienqualität auswirken, heißt es weiter. Im Durchschnitt sank die Spermien-DNA-Fragmentierung aber nur um rund 3 Prozent. In den analysierten Arbeiten allerdings unberücksichtigt blieb das Rauchen – dafür hatten jedoch frühere Studien gezeigt, dass Rauchen die Spermien-DNA-Fragmentierung erhöhe.
Was bedeuten diese Studienergebnisse für Männer mit Kinderwunsch?
Die Studienautoren empfehlen Männern mit unerfülltem Kinderwunsch eine gezielte, individuell abgestimmte Diagnostik und Behandlung in einer urologischen Praxis mit andrologischem Schwerpunkt.
Besonders die Varikozelektomie zeigte verlässliche Effekte, um die Spermienqualität zu verbessern. FSH könne zudem ergänzend eingesetzt werden. Antioxidanzien und Lebensstilmaßnahmen wirkten hingegen eher unterstützend – sollten jedoch nicht ohne ärztliche Beratung angewendet werden.
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Quelle: Szabó A et al., Assessing the efficacy of varicocelectomy, antioxidants, FSH treatment, and lifestyle modifications on sperm DNA fragmentation: a systematic review and meta-analysis. Sci Rep 2025; 15(1): 10118