Urologische Notfälle

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Es gibt in der Urologie einige Erkrankungen, die plötzlich oder innerhalb einer kurzen Zeit auftreten. Sie sind in aller Regel schmerzhaft. Sie werden als Notfälle bezeichnet. Sie finden im Folgenden die bekanntesten Notfälle im urologischen Gebiet alphabetisch sortiert. Begeben Sie sich in solchen Fällen schnell und in einigen Fällen sofort zum Urologen. Oft wird das ein niedergelassener Urologe sein. Wegen der Dringlichkeit und der Tatsache, dass diese Notfälle auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten von Praxen auftreten, also in der Nacht oder am Wochenende, ist es jedoch häufig ratsam, unverzüglich ein Krankenhaus aufzusuchen. Ideal ist es, wenn dort ein urologischer Notdienst vorgehalten wird.

Akute Blutvergiftung durch eine Infektion im Harntrakt (Urosepsis)
Manchmal entwickeln sich Entzündungen im Harntrakt oder an den (männlichen) Geschlechtsorganen so unerfreulich, dass schließlich die sogenannte Urosepsis vorliegt. Das ist glücklicherweise nur selten der Fall. Die Sepsis generell ist eine lebensbedrohliche Fehlfunktion von Organen, die durch eine unkontrollierte Antwort des Körpers auf einen Erreger hervorgerufen wird und sofort behandelt werden muss.

Im Fall einer Urosepsis ist die Ursache eine Infektion des Harntrakts mit einem Bakterium, z.B. E. coli. Liegt parallel zum entzündeten Urin noch eine Abflussstörung mit Harnstau der Niere vor – meist durch ein Steinleiden oder alternativ durch einen Tumor im Harnleiter – so kann sich die Entzündung auf das Nierengewebe (infizierte Harnstauungsniere) und dann auf den gesamten Körper auswirken. Auch eine Entzündung des Nierenbeckens (ohne Harnstau), eine Eiteransammlung in der Niere, eine Entzündung der Prostata oder des Nebenhodens kann sich zu einer Urosepsis weiterentwickeln, falls sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Ebenso kann es in seltenen Fällen nach endoskopischen Eingriffen, z.B. zur Steinentfernung, unter bestimmten Umständen zu einer Blutvergiftung kommen. Patienten mit einer Immunschwäche, mit Diabetes mellitus, unter Chemotherapie oder ältere Patienten haben generell ein höheres Risiko, eine Urosepsis zu entwickeln.

Patienten haben in der Regel Schmerzen am Ursprungsort der Blutvergiftung (z.B. Schmerzen im Bereich des Hodens bzw. Nebenhodens bei einer Nebenhodenentzündung) sowie allgemeine Beschwerden: Fieber, Schüttelfrost, Schwäche. Im Weiteren können Verwirrtheit und Bewusstseinseinschränkungen vorliegen. Der Patient zeigt einen erhöhten Puls und einen niedrigen Blutdruck, er atmet schneller. Gegebenenfalls kann auch die Urinproduktion verringert sein.

Zur Behandlung der Urosepsis muss häufig der Kreislauf mittels intensivmedizinischer Behandlung unterstützt werden und schnell ein Antibiotikum gegen den vermuteten Erreger begonnen werden. Die weitere Behandlung erfolgt je nach Ursache der Blutvergiftung. Der Nierenstau mit entzündetem Urin, der z.B. durch einen Stein bedingt ist, muss schnellstmöglich beseitigt werden. Dies geschieht durch eine Harnleiterschiene, die den Urin aus der Niere am Abflusshindernis vorbei entweder in die Blase oder direkt aus dem Körper herausleitet. Alternativ kann auch ein Nierenfistelkatheter (Nephrostomie) zur Beseitigung des Harnstaus eingelegt werden. Dies ist ein dünner Schlauch, der durch die Haut im Bereich der Flanke und durch das Nierengewebe direkt in das Nierenbecken eingelegt wird. So kann der Urin auf direktem Weg aus dem Körper abfließen. Die ursächliche Behandlung, z.B. des Steins oder des Tumors, der den Abfluss behindert hat, erfolgt in einem zweiten Schritt nach Behandlung des Infekts

Hier finden Sie ein Informationsvideo zur Anlage einer Harnleiterschiene (DJ-Schiene).

Sollte eine Eiteransammlung der Niere die Ursache sein, muss hier ebenfalls ein Schlauch durch die Haut, eine sog. Drainage, eingelegt und der Eiter abgelassen werden. Entsteht eine Urosepsis aufgrund einer akuten Prostataentzündung muss ein Bauchdeckenkatheter eingelegt werden und gegebenenfalls vorhandene Eiteransammlungen über einen Schlauch abgelassen werden.

Akute Entzündung der Prostata (Akute Prostatitis)
Eine akute Entzündung der Prostata entsteht meist durch eine Infektion mit einem Bakterium, das über den Harntrakt in die Prostata gelangt.

Die Patienten haben Schmerzen im Dammbereich, Fieber und Schüttelfrost. Zudem können Beschwerden beim Wasserlassen auftreten: Brennen, häufiger Harndrang mit häufigem Toilettengang und kleinen Urinportionen. Eventuell ist auch der Harnstrahl abgeschwächt.  Typische Risikofaktoren für eine Entzündung der Prostata sind z.B. das Tragen eines Blasenkatheters oder eine Probenentnahme aus der Prostata.

Besteht der Verdacht auf eine Prostataentzündung tastet der Arzt bzw. die Ärztin in der körperlichen Untersuchung die Prostata durch den Po (Digital-rektale Untersuchung, DRU). Dies kann im Falle einer Entzündung kurz unangenehm sein. Zusätzlich wird der Urin und das Blut untersucht. Normalerweise sind die Entzündungswerte und der PSA-Wert erhöht. Mit einer Ultraschalluntersuchung wird überprüft, ob der Patient trotz der Prostataentzündung die Blase vollständig entleeren kann.

Wird eine Prostataentzündung festgestellt, verschreibt der Urologe ein Antibiotikum. Der Patient soll sich schonen, viel trinken und ein Schmerzmittel einnehmen, das auch ein eventuell vorliegendes Fieber senkt. Bei einer schweren Entzündung wird eine stationäre Aufnahme notwendig, damit Flüssigkeit und Antibiotikum über die Vene gegeben werden können. Sollte der Patient die Blase aufgrund der Prostataentzündung nicht mehr adäquat entleeren können, wird ein Bauchdeckenkatheter eingelegt bis die Entzündung vollständig behandelt ist.

Sollte der Verdacht auf eine Eiteransammlung in der Prostata aufgrund einer ausgeprägten Infektion bestehen, wird ein Ultraschall durch den Enddarm (TRUS) durchgeführt und gegebenenfalls ein Schlauch eingelegt, um den Eiter herauslaufen zu lassen.

Akute Epididymitis (Nebenhodenentzündung)
Eine Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) kann akut oder chronisch auftreten und ist meist durch eine Infektion mit einem Bakterium (z.B. E.coli, Chlamydien) bedingt. Diese bakterielle Infektion wird durch eine Blasenentzündung oder durch sexuelle Übertragung ausgelöst. Weitere Ursachen sind z.B. eine Infektion mit Viren oder eine Gewalteinwirkung auf den Hodensack (Trauma). Ist vorrangig der Hoden selbst von der Entzündung betroffen und hat (der meist jüngere) Patient zusätzlich grippale Beschwerden bzw. eine vergrößerte Ohrspeicheldrüse, muss auch an eine Infektion mit dem Mumpsvirus gedacht werden.
Bei einer Nebenhodenentzündung treten Schmerzen im Bereich des Nebenhodens und des Hodens, eine Rötung und Schwellung des Hodensacks sowie möglicherweise auch Fieber auf. Dies ist dann ein urologischer Notfall. Manche Patienten geben auch ein Brennen beim Wasserlassen an.

Der Arzt bzw. die Ärztin führen eine körperliche Untersuchung, einen Urintest und eine Ultraschalluntersuchung durch. Mit dem Ultraschall wird der Nebenhoden sowie der Hoden untersucht: Ein entzündeter Nebenhoden ist vergrößert und sehr stark durchblutet. Ebenso wird überprüft, ob die Blase bei der bestehenden Nebenhodenentzündung adäquat entleert werden kann. Besteht der Verdacht auf einen Erreger, der beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, so ist zusätzlich ein Harnröhrenabstrich notwendig. In bestimmten Situationen wird auch eine Blutprobe entnommen.

Bei der Nebenhodenentzündung, insbesondere wenn Fieber auftritt, ist eine zeitnahe antibiotische Therapie erforderlich. Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich nach dem vermuteten Erreger. Zusätzlich sollte der Patient Bettruhe einhalten, den Hodensack hochlagern und kühlen sowie ein Schmerzmittel mit abschwellender Wirkung (z.B. Diclofenac) einnehmen.

Wenn sich als Ursache der Nebenhodenentzündung ein sexuell übertragbarer Erreger ergibt, sollte der Behandlungserfolg im Verlauf kontrolliert und der Patient auch auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen (z.B. HIV) untersucht werden. Sexualpartner des Patienten müssen informiert und gegebenenfalls auch behandelt werden.

Eine wichtige Differentialdiagnose bei o.g. Symptomen ist die Hodentorsion bei Jungen und jungen Männern, bei der sich Hoden und Samenstrang um die Längsachse drehen und so die Durchblutung des Hodens unterbrochen wird. Besteht ein solcher Verdacht, muss eine Operation erfolgen, um die Verdrehung des Samenstrangs aufzuheben. Auch aus diesem Grund ist eine zeitnahe ärztliche Vorstellung wichtig.

Akuter Harnverhalt
Bei einem akuten Harnverhalt kann die gefüllte Harnblase nicht oder nur noch tröpfchenweise entleert werden. Es kommt zu einem zunehmenden Schmerz im Bereich des Unterbauchs. Denn die Blase füllt sich immer weiter mit Urin. Es kann sein, dass es im Rahmen des Harnverhalts zu einem ungewollten Urinverlust kommt. Allerdings entleert sich die Harnblase dabei nur unvollständig und der Schmerz nimmt kaum oder überhaupt nicht ab.

Die Behandlung des Notfalls besteht darin, dass ein Blasenkatheter eingelegt wird. Oft wird auch der Weg gewählt, nach örtlicher Betäubung über eine Hohlnadel einen Katheter durch die Haut und die darunterliegenden Gewebeschichten in die Blase einzubringen.

Es entleeren sich nach Einlage des Katheters dann große Menge an Urin. Es können sich hierbei um mehrere Liter handeln. Der Schmerz nimmt sehr schnell und in aller Regel zwar komplett ab.

Später wird man nach der Ursache des Harnverhalts suchen. Es kann beispielsweise sein, dass sich eine sehr große Prostata, eine verengte Harnröhre oder auch ein Blasenstein findet. Es gibt weitere Gründe für einen akuten Harnverhalt.

Der Behandlung des Notfalls schließt sich später eine Behandlung an, die die Ursache beseitigt. Nicht selten ist im Weiteren ein operativer Eingriff notwendig um auszuschließen, dass sich das schmerzhafte Ereignis akuter Harnverhalt in der Zukunft wiederholt.

Akuter Harnwegsinfekt
Eine akute Harnwegsinfektion ist eine Entzündung der Schleimhaut des Harntrakts, die meist durch ein Bakterium hervorgerufen wird. Es gibt unterschiedliche Formen der Harnwegsinfektion, je nach dem welches Organ betroffen ist:

  • Akute Entzündung des Nierenbeckens (Akute Pyelonephritis)
  • Akute Entzündung der Blase (Akute Zystitis)
  • Akute Entzündung der Harnröhre (Akute Urethritis)
  • Akute Entzündung der Prostata (Akute Prostatitis)
  • Akute Entzündung der Nebenhoden (Akute Epididymitis)
  • Akute Blutvergiftung durch eine Infektion im Harntrakt (Urosepsis)

Die Infektionen können parallel auftreten. Sie können zudem auch immer wiederkehren oder chronisch verlaufen.

Dieser Text bezieht sich auf die akute Entzündung der Blase und des Nierenbeckens. Informationen zu den anderen Infektionen finden Sie unter dem jeweiligen Link.

Die akute Blasenentzündung ist bei Frauen aufgrund der kurzen Harnröhre sehr viel häufiger als bei Männern. Ursächlich sind meist Darmbakterien, die den Damm und die Schamlippen besiedeln und so auch durch die Harnröhre in die Blase gelangen können. Ein typisches Bakterium, das eine Blasenentzündung verursacht, ist E. coli. Es gibt viele verschiedene Risikofaktoren, z.B. Geschlechtsverkehr oder Diabetes mellitus, die eine Entzündung der Blase begünstigen.

Die Patienten stellen sich häufig mit schmerzhaftem Brennen beim Wasserlassen, trüben Urin und einem starken Harndrang vor, der sie oft zum Toilettengang zwingt. Hierbei ist die Urinmenge meist klein. Manchmal kann auch Blut im Urin sein. Wenn eine Blasenentzündung nicht behandelt wird, kann eine Nierenbeckenentzündung oder Fieber auftreten.

Der Arzt bzw. die Ärztin untersucht den Urin. Bei Fieber wird auch Blut abgenommen. In bestimmten Fällen wird die Untersuchung um einen Ultraschall erweitert. Sollten Harnwegsinfekte immer wieder auftreten, kann der Arzt weitere Untersuchungen, z.B. eine Blasenspiegelung, veranlassen.

Die akute Blasenentzündung wird mit einem Antibiotikum behandelt. Nur wenn die Beschwerden sehr mild sind und der Patient keine Risikofaktoren hat, kann eventuell auch nur mit einem Schmerzmittel behandelt werden.  Besonders wichtig ist außerdem, viel zu trinken.

Die akute Entzündung des Nierenbeckens ist eine Harnwegsinfektion mit Schmerzen in der Flanke, Fieber und Schüttelfrost und/oder Schmerzen beim Abklopfen der Flanke. Brennen beim Wasserlassen, trüber Urin oder ein starker Harndrang können früher oder parallel auftreten. Zusätzlich kann der Patient unter Übelkeit und Erbrechen leiden. Überwiegend entsteht diese durch Keime, die durch die Harnröhre und die Blase bis in die Niere gelangen. Da Frauen eine sehr kurze Harnröhre haben, sind sie auch von dieser Infektion häufiger betroffen. Ein weiterer Grund kann das Zurückströmen des Urins von der Blase in die Nieren sein (vesikoureterorenaler Reflux).

Wird eine akute Nierenbeckenentzündung nicht rechtzeitig behandelt, können Eiteransammlungen in der Niere, eine Blutvergiftung oder Schäden des Nierengewebes durch Narben die Folge sein. Eine

Neben der körperlichen Untersuchung wird bei V.a. eine Nierenbeckenentzündung eine Urin- und eventuell eine Blutanalyse durchgeführt. Ebenso macht der Arzt bzw. die Ärztin eine Ultraschalluntersuchung, um eine Eiteransammlung und einen Harnstau in der Niere auszuschließen.

Die Nierenbeckenentzündung wird mit einem Antibiotikum behandelt. Zudem wird Bettruhe und in der Regel ein Schmerzmittel, das eventuell vorhandenes Fieber senkt, empfohlen. Es ist wichtig viel zu trinken. Bei einer schweren Infektion kann eine stationäre Aufnahme notwendig sein, damit das Antibiotikum und – wenn nötig auch Flüssigkeit – über die Vene gegeben und der Patient beobachtet werden kann.

Sollte eine adäquate Behandlung keine Besserung bringen, muss gegebenenfalls eine Computertomografie zur weiteren Ursachenfindung eingesetzt werden. Hierdurch können z.B. Nieren- oder Harnleitersteine, andere Abflusshindernisse wie ein Harnleitertumor oder auch kleine Eiteransammlungen der Niere entdeckt werden, die dann entsprechend behandelt werden müssen.

 

Bei chronischen oder wiederkehrenden Entzündungen sowohl der Blase als auch des Nierenbeckens gilt es, die Ursache zu finden und zu behandeln. Akute Infektionen sollten antibiotisch behandelt werden. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, ein Antibiotikum in verringerter Dosis über einen langen Zeitraum zu geben.

Blut im Urin (Makrohämaturie)
Makrohämaturie ist der Fachbegriff für sichtbares Blut im Urin. Bereits bei 1 ml Blut in einem Liter Urin ist der Urin rot verfärbt. Im Gegensatz dazu ist bei einer Mikrohämaturie das Blut im Urin nur mittels Test nachweisbar und nicht mit bloßem Auge sichtbar.
Die Makrohämaturie kann schmerzlos oder schmerzhaft sein. Eine schmerzhafte Makrohämaturie, d.h. mit Schmerzen bzw. Brennen beim Wasserlassen, ist typisch für einen Harnwegsinfekt. Auch ein Stein der Niere, des Harnleiters oder der Blase kann eine Ursache sein. Ist Blut im Urin, der Patient verspürt jedoch keine Schmerzen, können Tumoren im Harntrakt oder bei Männern Krampfadern der Prostata zugrunde liegen.
Durch Operationen im Bereich des Harntrakts kann ebenfalls eine Makrohämaturie ausgelöst werden. Der Urin kann auch eine Rotfärbung haben, ohne dass Blut beigemengt ist: Das ist bei der Einnahme von großen Mengen bestimmter Nahrungsmittel (z.B. Rote Beete) oder bei der Einnahme bestimmter Medikamente der Fall (z.B. Rifampicin).
Ist die Makrohämaturie sehr ausgeprägt oder sind sog. Koagel sichtbar, sollte eine zeitnahe urologische Vorstellung erfolgen. Ein Koagel ist geronnenes Blut, das wie ein dunkelrotes bzw. schwarzes Klümpchen aussieht. Einzelne, kleine Koagel können in der Regel mit dem Urinstrahl ausgespült werden. Bei großen Mengen an Koageln besteht die Gefahr, dass diese den Blasenausgang verstopfen, die Blase teils oder vollständig ausfüllen und so das Wasserlassen nicht mehr möglich ist. Man nennt diesen Zustand „Blasentamponade“. Die Blase füllt sich dann weiterhin und beginnt zu schmerzen. Der Harnstau in der Blase kann sich bei zu langem Warten bis in die Nieren fortsetzen und ein Nierenversagen auslösen.
Der Urologe legt einen Blasenkatheter ein und spült die Koagel manuell über den Katheter aus. Im Anschluss muss die Blase für einen gewissen Zeitraum weitergespült werden, um eine weitere Koagelbildung zu vermeiden und wieder klaren Urin zu erzielen.
Im Weiteren wird dann die Ursache gesucht: Zur Untersuchung, warum Blut im Urin vorliegt, wird zuerst ein Ultraschall der Nieren und der Blase durchgeführt. Ein Urintest kann einen Harnwegsinfekt ausschließen oder bestätigen. Wenn der Urin im Verlauf wieder klar ist und eine gute Sicht in der Blase herrscht, sollte eine Blasenspiegelung durchgeführt werden, um einen Tumor auszuschließen. Je nach Anamnese und bisherigen Befunden sind gegebenenfalls weitere Untersuchungen notwendig, z.B. eine Computertomografie des Bauchs, mit der der Patient auf einen Tumor der Niere oder des Harnleiters untersucht wird. Ihr Urologe bespricht dies im Einzelnen mit Ihnen

Fournier – Gangrän
Die Fournier – Gangrän ist eine seltene, aber sehr aggressive Infektion von Bindegewebe, das Muskeln oder Muskelgruppen umgebt, und zum Gewebetod führt. Die Infektion geht vom Hodensack bzw. dem Genitalbereich aus und kann sich schnell in benachbarte Körperregionen ausbreiten. Diese Erkrankung muss sofort behandelt werden, denn es besteht ein großes Risiko, an ihr zu versterben.

Die Entzündung wird durch verschiedene Keime gleichzeitig ausgelöst. Ein besonderes Risiko für diese Erkrankung haben Patienten mit einem hohen BMI, einem geschwächten Immunsystem, meist der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), und einer kürzlich stattgefundenen Verletzung oder Operation im Genitalbereich.

Schmerzhafte Schwellung, Rötung und ein Knistern der Haut am Hodensack oder an anderen Stellen des Genitalbereichs gehören zu den Beschwerden. Später zeigen sich zusätzlich schwarze Hautstellen, in denen bereits Gewebetod aufgetreten ist. Fieber und Zeichen einer Blutvergiftung (z.B. ein niedriger Blutdruck oder eine beschleunigte Atmung) kommen hinzu.

Der Arzt führt eine genaue körperliche Untersuchung durch und nimmt Blut ab. Der Urin wird ebenfalls untersucht. In einigen Fällen ist eine Computer – oder Magnetresonanztomografie hilfreich.

Zur Behandlung der Fournier-Gangrän gehört ein Antibiotikum, das möglichst viele im Verdacht stehende Erreger umfasst, und die operative Entfernung der Areale, die bereits vom Gewebetod betroffen sind.  Diese Entfernung wird so lange durchgeführt, bis nur noch gesundes Gewebe übrig bleibt. Dies kann manchmal zu sehr großen Wunden führen. Im Verlauf werden meist regelmäßige, weitere Operationen zur erneuten Wundreinigung durchgeführt, um die Wundheilung zu sichern.

Häufig ist zudem eine Versorgung auf der Intensivstation notwendig, wenn der Kreislauf bereits durch die Blutvergiftung eingeschränkt ist.

Hodentorsion
Die plötzliche Drehung des Hodens und des Samenstranges um seine Längsachse führt zu plötzlich auftretenden starken Schmerzen im Hoden, in der jeweiligen Leiste und evtl. auch im Unterbauch. Der Hodensack schwillt auf der betroffenen Seite an und ist oft stark berührungsempfindlich. Betroffen sind meist Kinder und Jugendliche. Die Drehung vermindert die Durchblutung des Hodens stark oder unterbindet sie sogar völlig. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Abnahme der Durchblutung und der Dauer in der die Verdrehung vorliegt kommt es zum Absterben des Hodengewebes. Besteht nach ärztlich-urologischer Behandlung der Verdacht auf eine Hodentorsion, so muss in aller Regel sofort operiert werden: Die Verdrehung des Samenstrangs wird aufgehoben und somit wird die Durchblutung wiederhergestellt. Achtung: Die Hodentorsion muss schnell diagnostiziert und behandelt werden. Schon nach wenigen Stunden ist ansonsten das Hodengewebe dauerhaft so stark geschädigt, dass der Hoden leider entfernt werden muss. Patienten mit einem solche Beschwerdebild müssen also so schnell als möglich ärztlich untersucht werden, die Hodentorsion verzeiht das verzögerte Aufsuchen eines Arztes nicht!

Es kommt leider vor, dass die Hodentorsion mit einer Nebenhodenentzündung verwechselt wird. Diese wird aber völlig anders behandelt und die Behandlung rettet den Hoden nicht.

Hydatidentorsion
Die Hydatide – oder auch Appendix testis genannt – ist ein kleines Gewebeanhängsel am Hoden, etwa wie der Blinddarm am Darm. Die Hydatide ist jedoch viel kleiner. Bei einer Hydatidentorsion dreht sich dieses Anhängsel um seine eigene Achse. Durch das Abschnüren der Blutgefäße entsteht eine Sauerstoffarmut in der Hydatide und es kommt zu Schmerzen. Der Hodensack kann geschwollen sein und ist druckschmerzhaft bei der Untersuchung. In manchen Fällen schimmert die geschwollene und teils eingeblutete, teils bereits abgestorbene Hydatide bläulich durch die Haut hindurch. Dies nennt man das Blue dot sign.

In der Ultraschalluntersuchung sieht man typischerweise eine geschwollene Hydatide und eine kleine Wasseransammlung um den Hoden herum. Leider ist der Befund nicht immer eindeutig und es ist schwierig zwischen einer Hydatidentorsion und einer Hodentorsion zu unterscheiden. Ist der Arzt bzw. die Ärztin sich sicher, dass „nur“ eine Hydatidentorsion vorliegt, reichen Schmerzmittel und ein Kühlen des Hodensacks aus. Ist jedoch eine Hodentorsion eine mögliche Ursache der Beschwerden, muss umgehend eine Operation zur Freilegung des Hodens erfolgen, um potenzielle Gewebeschäden und einen Funktionsverlust zu vermeiden. In diesem Fall wird die Hydatide dann entfernt.

Nebenhodenentzündung
Eine Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) kann akut oder chronisch auftreten und ist meist durch eine Infektion mit einem Bakterium (z.B. E.coli, Chlamydien) bedingt. Diese bakterielle Infektion wird durch eine Blasenentzündung oder durch sexuelle Übertragung ausgelöst. Weitere Ursachen sind z.B. eine Infektion mit Viren oder eine Gewalteinwirkung auf den Hodensack (Trauma). Ist vorrangig der Hoden selbst von der Entzündung betroffen und hat (der meist jüngere) Patient zusätzlich grippale Beschwerden bzw. eine vergrößerte Ohrspeicheldrüse, muss auch an eine Infektion mit dem Mumpsvirus gedacht werden.
Bei einer Nebenhodenentzündung treten Schmerzen im Bereich des Nebenhodens und des Hodens, eine Rötung und Schwellung des Hodensacks sowie möglicherweise auch Fieber auf. Dies ist dann ein urologischer Notfall. Manche Patienten geben auch ein Brennen beim Wasserlassen an.

Der Arzt bzw. die Ärztin führen eine körperliche Untersuchung, einen Urintest und eine Ultraschalluntersuchung durch. Mit dem Ultraschall wird der Nebenhoden sowie der Hoden untersucht: Ein entzündeter Nebenhoden ist vergrößert und sehr stark durchblutet. Ebenso wird überprüft, ob die Blase bei der bestehenden Nebenhodenentzündung adäquat entleert werden kann. Besteht der Verdacht auf einen Erreger, der beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, so ist zusätzlich ein Harnröhrenabstrich notwendig. In bestimmten Situationen wird auch eine Blutprobe entnommen.

Bei der Nebenhodenentzündung, insbesondere wenn Fieber auftritt, ist eine zeitnahe antibiotische Therapie erforderlich. Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich nach dem vermuteten Erreger. Zusätzlich sollte der Patient Bettruhe einhalten, den Hodensack hochlagern und kühlen sowie ein Schmerzmittel mit abschwellender Wirkung (z.B. Diclofenac) einnehmen.

Wenn sich als Ursache der Nebenhodenentzündung ein sexuell übertragbarer Erreger ergibt, sollte der Behandlungserfolg im Verlauf kontrolliert und der Patient auch auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen (z.B. HIV) untersucht werden. Sexualpartner des Patienten müssen informiert und gegebenenfalls auch behandelt werden.

Eine wichtige Differentialdiagnose bei o.g. Symptomen ist die Hodentorsion bei Jungen und jungen Männern, bei der sich Hoden und Samenstrang um die Längsachse drehen und so die Durchblutung des Hodens unterbrochen wird. Besteht ein solcher Verdacht, muss eine Operation erfolgen, um die Verdrehung des Samenstrangs aufzuheben. Auch aus diesem Grund ist eine zeitnahe ärztliche Vorstellung wichtig.

Nieren- bzw. Harnleiterkolik
Steine bilden sich im Nierenbeckenkelchsystem der Nieren (Nephrolithiasis) und können von dort in den Harnleiter gelangen (Ureterolithiasis). Es gibt verschiedene Steinarten (z.B. Calciumoxalat- und Harnsäuresteine), die jeweils unterschiedliche Ursachen haben.

Eine Harnleiterkolik ist durch einen plötzlich eintretenden, periodisch auftretenden, krampfartigen Schmerz charakterisiert. Befindet sich der Stein noch in oder nahe der Niere, entstehen Flankenschmerzen. Ist der Stein bereits weiter durch den Harnleiter auf dem Weg zur Blase, so bemerkt der Patient zu den Flankenschmerzen zusätzlich auch häufig eine Schmerzausstrahlung in den Unterbauch. Bei einem Stein, der kurz vor der Blase sitzt, können sich zusätzlich Schmerzen im Bereich des Hodensacks beim Mann und im Bereich der großen Schamlippen der Frau bemerkbar machen. Möglicherweise muss der Patient auch häufiger, dafür kleinere Portionen Urin zur Toilette bringen. Neben den Schmerzen können Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Wichtig ist, dass der Patient zügig eine Schmerztherapie erhält. Hierbei wird meist eine Kurzinfusion mit Metamizol verwendet. Reicht dies nicht aus, werden zusätzlich Opiate verabreicht.

Um ein Steinleiden festzustellen, wird zuerst der Urin untersucht und ein Ultraschall der Harnorgane gemacht. Hierbei wird nach einem Stein und einem Harnstau der Nieren gesucht. Letzterer entsteht, wenn der Urin aufgrund eines Steins im Harnleiter nicht abfließen kann. Üblicherweise wird auch eine Blutentnahme mit Bestimmung u.a. der Nierenwerte durchgeführt.

In bestimmten Fällen ist eine zeitnahe Anlage einer Harnleiterschiene (Mono-J- bzw. Doppel-J-Schiene) oder eines Nierenfistelkatheters (Nephrostomie) notwendig: wenn der Patient trotz Schmerzmittel nicht beschwerdefrei wird, der Nierenwert im Blut (Kreatinin) sehr hoch ist oder der Harnstau in der Niere mit Keimen besiedelt ist und der Patient Fieber entwickelt. Hier besteht die Gefahr einer Blutvergiftung mit Funktionseinschränkung der Niere, so dass umgehend gehandelt werden muss.

Nierenverletzung
Betrachtet man Verletzungen des Harntrakts, so ist am meisten die Niere betroffen. Die Nierenverletzung (Nierenruptur) entsteht überwiegend durch eine stumpfe Gewalteinwirkung, z.B. bei Verkehrsunfällen, Sportverletzungen oder Stürzen. Schuss- oder Stichverletzungen sind in Deutschland selten.

Je nachdem wie die Nierenverletzung zustande kommt, zeigen sich unterschiedliche Beschwerden: Flankenschmerzen, Schürfwunden oder Blutergüsse der Haut an der Flanke oder am Bauch. Der Bauch kann durch die Gewalteinwirkung schmerzhaft und gespannt sein. Der Urin kann blutig sein. Je nach Verletzungsmechanismus treten manchmal auch Rippenbrüche auf. In Abhängigkeit von der Ausprägung der Nierenverletzung oder anderer vorliegender Verletzungen kann sich der Patient im Schockzustand befinden. In diesem Fall muss zuerst der Kreislauf des Patienten stabilisiert werden.

Zur Untersuchung gehören dann eine Blut – und Urinanalyse. Es wird überprüft, ob durch die Nierenverletzung Blut im Urin ist. Im Blut ist der Nierenwert (Kreatinin) und die Menge des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) von Interesse. Für eine erste Einschätzung einer Nierenverletzung wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Hat der Patient sichtbares Blut im Urin oder finden sich im Ultraschall Auffälligkeiten, wird zur genaueren Untersuchung eine Computertomografie des Bauches veranlasst. Auffälligkeiten sind z.B. eine Flüssigkeitsansammlung um die Niere oder ein Nierenstau. Häufig wird bei Patienten, die z.B. einen Verkehrsunfall bei hoher Geschwindigkeit hatten, bei dem Verdacht auf mehrere Verletzungen an unterschiedlichen Körperstellen eine Computertomografie vom Kopf bis zum Bauch gemacht. In dieser Untersuchung ist dann auch die Niere bzw. der Harntrakt als Ganzes beurteilbar.

In der Computertomografie wird die Nierenverletzung in Grad I-V eingeteilt. Bei Grad I liegt lediglich eine Nierenprellung mit Blut im Urin oder einem kleinen Bluterguss innerhalb der Nierenkapsel, bei Grad V eine vollständig zerrissene Niere vor. Je nach Ausmaß der Nierenverletzung wird zwischen einer nicht-operativen (konservativen) und einer operativen Behandlung gewählt. Bei einer geringgradigen Verletzung (Grad I-III) und einem stabilen Kreislauf wird in der Regel eine nicht-operative Behandlung durchgeführt: Hierbei muss der Patient Bettruhe einhalten und Blutdruck, Puls und das Blutbild werden regelmäßig kontrolliert. Unter bestimmten Umständen wird ein Blasenkatheter eingelegt und ein Antibiotikum gegeben. Im Falle einer Urinansammlung außerhalb des Harntrakts (Urinom) muss eine Harnleiterschiene oder ein Nierenfistelkatheter eingelegt werden.

Man versucht heutzutage immer mehr, auch bei höhergradigen Nierenverletzungen den Patienten nicht-operativ zu behandeln, um möglichst viel Nierenfunktion zu erhalten. In bestimmten Fällen kann dazu ein radiologisches Verfahren zum gezielten Verschließen eines oder mehrerer Blutgefäße eingesetzt werden (Selektive Embolisation). Hierbei werden von einem Radiologen über einen dünnen Katheter Mikrospiralen oder Gewebekleber vor Ort eingebracht, um so die Blutung zu stoppen. In manchen Fällen ist jedoch eine Operation zum Versuch der Blutstillung im Bereich der Niere bzw. zur Nierenentfernung nicht vermeidbar, z.B. wenn die Blutung so stark ist, dass der Kreislauf nicht stabilisiert werden kann.

Zu den Folgen einer Nierenverletzung gehören: Urinansammlung außerhalb des Harntrakts, Harnstau der Niere mit Funktionseinschränkung oder -verlust, Infektion und Bildung einer Eiteransammlung der Niere, Bluthochdruck.

 

Paraphimose
Bei der Paraphimose handelt es sich um einen urologischen Notfall, der auftreten kann, wenn eine verengte Vorhaut (Phimose) über die Eichel zurückgezogen wird und eine zirkuläre Einengung (Schnürring) direkt hinter der Eichel hervorruft. Durch die Einschnürung kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Gewebe (Ödem) mit Schwellung  der zurückgezogenen Vorhaut und der Eichel.

Die Schwellung der Eichel macht es unwahrscheinlicher, dass die Vorhaut allein wieder in ihre ursprüngliche Position zurückrutscht und verursacht Schmerzen. Wird die Paraphimose nicht behoben, kommt es zu einer Durchblutungsstörung der Eichel und des Schnürrings mit bläulich-violetter Verfärbung. In der Folge kann sich das Gewebe infizieren oder absterben. Um Folgeschäden zu vermeiden, muss eine urologische Abteilung oder Praxis zur sofortigen Beurteilung und Behandlung einer Paraphimose aufgesucht werden.

Hier wird die Schwellung mit einer Hand, die Eichel und Vorhaut umschließt, in Richtung Penis ausgedrückt, um die Schwellung zu verringern. Als Nächstes erfolgt das Zurückschieben der Eichel durch den verengten Vorhautring. Wenn nötig, werden die Schmerzen mit einem lokalen Betäubungsmittel behandelt. Nur in wenigen Fällen ist eine Vollnarkose notwendig.

Sollte eine Paraphimose auf diese Art nicht behoben werden können, wird der Vorhaut- Schnürring mit einem kleinen Längsschnitt auf der Penisoberseite geweitet, so dass die Eichel nun durch den Vorhautring zurückgedrückt werden kann. Im Verlauf wird im Regelfall dann eine Beschneidung empfohlen, um die Ursache der Paraphimose zu beheben. Diese erfolgt nach Abheilen einer möglichen Entzündung und vollständigem Rückgang der Schwellung.

Das Aussehen von Penis und Eichel mit der Einschnürung und daraus resultierender Schwellung erinnert an einen Mann, der im 16. Jahrhundert einen bestimmten Hemdkragen, den sog. „Spanischen Kragen“ trug. Daher findet man in einigen Quellen den Begriff „Spanischer Kragen“ als Synonym für die Paraphimose.

Penisbruch
Der Penisbruch bzw. die Penisfraktur ist kein typischer Knochenbruch, sondern ein Riss der derben Gewebeschicht, die die Schwellkörper des Penis umgibt. Diese Erkrankung ist selten und tritt auf, wenn der steife Penis bei einem Anprall gebogen wird, z.B. nach dem Herausrutschen aus der Scheide. Häufig ist ein knackendes Geräusch zu hören und es entsteht ein Bluterguss, der sehr groß werden kann. Der Penis kann in der Folge etwas verbogen aussehen.

Meist reicht die körperliche Untersuchung mit dem typischen Bild, um einen Penisbruch festzustellen. Nur in seltenen Fällen müssen weitere Untersuchungen, z.B. ein Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie gemacht werden. Um spätere Beeinträchtigungen, z.B. eine Penisverkrümmung oder Erektionsstörung zu vermeiden, ist eine zeitnahe operative Versorgung notwendig. Falls die Harnröhre auch verletzt ist, muss diese ebenfalls in der Operation versorgt und im Anschluss ein Blasenkatheter eingelegt werden. Nach der Behandlung wird empfohlen, für einen gewissen Zeitraum auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.

Riss der Hodenkapsel (Hodenruptur)
Die Hodenkapsel ist eine Schicht aus Bindegewebe, die das Hodengewebe umgibt. Typischerweise durch eine stumpfe Gewalteinwirkung, z.B. bei einem Verkehrsunfall, kann diese Schicht reißen. Findet eine direkte, stumpfe Gewalteinwirkung auf den Hoden statt, so tritt in beinahe 50 % der Fälle ein solcher Riss der Hodenkapsel auf. Dies verursacht Schmerzen. Diese können so stark sein, dass auch Übelkeit, Erbrechen oder sogar eine Ohnmacht auftreten. Die Haut des Hodensacks kann ebenfalls verletzt sein. Der Riss der Hodenkapsel führt zu einem Bluterguss im Hodensack. Der Hodensack erscheint geschwollen. Der Arzt bzw. die Ärztin macht einen Ultraschall, um das Hodengewebe und die Hodenkapsel zu untersuchen. Der Riss ist entweder direkt sichtbar oder es zeigen sich indirekte Zeichen wie ein unruhig-verwaschenes Hodengewebe oder eine Blutansammlung im Hodensack. Es wird ebenfalls überprüft, ob die Durchblutung des Hodens adäquat ist.

Gegebenenfalls kann eine Computer- oder Magnetresonanztomografie des Hodens weiterhelfen, falls der Ultraschall kein eindeutiges Ergebnis liefert.

Wird ein Riss der Hodenkapsel festgestellt oder kann er nicht sicher ausgeschlossen werden, so wird eine Operation durchgeführt. In dieser wird der Hoden freigelegt und die Hodenkapsel mit einer Naht wieder verschlossen. Ist Hodengewebe aus der gerissenen Kapsel herausgequollen oder ist es gar abgestorben, so wird es – genau wie der Bluterguss – entfernt. Sollte der Hoden sehr stark verletzt sein, kann eine vollständige Entfernung notwendig sein.

Schmerzhafte Dauererektion (Priapismus)
Als Priapismus wird eine schmerzhafte Versteifung des männlichen Gliedes bezeichnet, die mindestens zwei Stunden lang anhält und nicht auf sexuelle Erregung zurückzuführen ist. Bleibt die Erektion über einen längeren Zeitraum bestehen, kann dies zu einer zunehmenden Schädigung des Schwellkörpergewebes führen und schließlich in einer dauerhaften Erektionsstörung münden. Eine schmerzhafte Dauererektion stellt einen Notfall dar. Eine umgehende Behandlung und Abklärung ist in einem Krankenhaus mit urologischer Abteilung notwendig.

Es gibt mehrere Gründe, warum eine schmerzhafte Dauererektion entsteht: die Einnahme von Medikamenten (z.B. Psychopharmaka oder Potenzmittel) und Drogen (z.B. Kokain), eine Erkrankung der roten Blutkörperchen (die sog. Sichelzellanämie), Tumorerkrankungen oder eine Verletzung im Genitalbereich. Häufig ist jedoch auch keine Ursache zu finden.

Prinzipiell gibt es zwei Formen der schmerzhaften Dauererektion, die unterschiedlich behandelt werden. Zur Unterscheidung wird eine Hohlnadel unter lokaler Betäubung in den Schwellkörper eingebracht, damit Blut gewonnen und im Anschluss untersucht werden kann. Zugleich kann so das gestaute Blut aus den Schwellkörpern abgelassen werden, so dass eine Art des Priapismus bereits behandelt wird. Wenn notwendig, können die Schwellkörper zusätzlich mit Kochsalz oder einem Medikament gespült werden, um ein Abschwellen des Penis zu erzielen.

In einigen Fällen – wenn das Ablassen des Blutes oder die Spülung der Schwellkörper nicht ausreicht – erfolgt ein operativer Eingriff in Narkose. Bei dieser Operation wird eine Verbindung zwischen Eichel und Schwellkörper geschaffen, damit das Blut aus dem Penis abfließen kann.

Die andere Art des Priapismus bildet sich häufig von allein zurück, unterstützt durch eine Kühlung und Druckausübung auf den Penis. Nur selten muss eine Operation durchgeführt werden.

Übrigens: Der Priapismus ist nach dem griechischen Gott Priapos, dem Gott der Fruchtbarkeit, benannt.

Weiter Informationen finden Sie in unserem Patientenratgeber „Priapismus – schmerzhafte Dauererektion“.