Entscheidungshilfe Prostatakrebs
Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs unterstützt die leitliniengerechte Behandlungsentscheidung für Patienten mit einem neu diagnostizierten Prostatakrebs.
Die Softwareanwendung ist eine zeitgemäße Variante der Informationsvermittlung und dient der individualisierten Information des Patienten. So lässt sich das ärztliche Beratungsgespräch optimal vorbereiten. Seit Mai 2021 ist die Entscheidungshilfe Prostatakrebs als Medizinprodukt Klasse 1 (MDD) registriert und erfüllt die höchsten Qualitätsstandards. Durch die Erweiterung des Funktionsumfangs wird in diesem Upgrade auch die Urologin oder der Urologe adressiert und die erhobenen medizinischen Daten dienen der erweiterten ärztlichen Diagnostik.
Hintergrund
Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs ist ein online-basiertes Informationsangebot ohne konkrete Therapieempfehlung, das Betroffenen die Auseinandersetzung mit der Erkrankung und den Behandlungsmöglichkeiten erleichtert. Dabei berücksichtigt sie persönliche Präferenzen und Werturteile, fördert die Selbstbestimmung der Patienten und verbessert das Arzt-Patienten-Verhältnis.
Log-in-Daten zur browserbasierten Benutzeroberfläche oder der Web-App erhalten Patienten über ihre behandelnde Urologin oder ihre behandelnden Urologen. Üblicherweise erfolgt die Nutzung anschließend zu Hause, gegebenenfalls auch gemeinsam mit Angehörigen oder anderen Vertrauenspersonen.
Die Informationen basieren auf der aktuellen S3-Leitlinie aus dem Leitlinienprogramm Onkologie und werden in Form von Videosequenzen vermittelt. Fragebögen erheben die relevante Krankengeschichte und ermitteln persönliche Präferenzen. Die Ergebnisse dieser Vorbereitung werden übersichtlich als jeweils einseitige Zusammenfassung für das ärztliche Beratungsgespräch zur Verfügung gestellt.
Projektverlauf
Entwickelt wurde die Entscheidungshilfe Prostatakrebs Version unter dem Dach der PatientenAkademie der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), unterstützt von den Firmen Takeda Pharma (seit 2015) und Janssen Cilag GmbH (seit 2020). Seither haben bereits über 15.000 Patienten die Entscheidungshilfe Prostatakrebs genutzt. Dies entspricht etwa 6% der neu diagnostizierten Prostatakrebspatienten. Seit Mai 2021 ist die Entscheidungshilfe Prostatakrebs als Medizinprodukt eingetragen.
Laufende Evaluation
Seit April 2018 wird die Entscheidungshilfe Prostatakrebs mit dem etablierten Standard, der gedruckten Patientenbroschüre aus dem Leitlinienprogramm Onkologie, verglichen. Gefördert wird die multizentrische deutschlandweite Studie durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss GBA (Fördernummer: 01VSF17013; Förderzeitraum: April 2018 bis März 2022). Mit Abschluss der Patientenrekrutierung konnten insgesamt n=1115 Studienpatienten in bundesweit 116 aktiven Studienzentren erfolgreich eingeschlossen werden. Erste Zwischenergebnisse zeigen vielversprechende Tendenzen für eine Verbesserung des Entscheidungsfindungsprozesses.
Urologen erweitern das Angebot:
demnächst Entscheidungshilfe Blasenkrebs
Künftig sollen weitere urologische Krebspatient:innen von digitalen Entscheidungshilfen profotieren: Um auch Betroffene anderer häufiger urologischer Krebserkrankungen – etwa bei Tumoren der Blase oder der Niere – bei der Wahl der individuell richtigen Therapieentscheidung zu unterstützen, baut die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. ihr Angebot an Entscheidungshilfen aus.
Aktuell entwickelt die Fachgesellschaft eine Entscheidungshilfe für Betroffene mit Blasenkrebs. Die „Entscheidungshilfe Harnblasenkrebs“ wird im Laufe des Jahres 2022 fertig gestellt und dann bereits für interessierte Kliniken und Praxen im Rahmen der ersten wissenschaftlichen und operativen Evaluation zur Verfügung stehen. Eine generelle öffentliche Verfügbarkeit ist im Anschluss geplant.