Entscheidungshilfen

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Die Initiative „CancerSurvivor – Menschen mit Krebs“  erklärt, wie die Entscheidungshilfe Prostatakrebs funktioniert und was es für das Patienten-Arzt-Verhältnis bedeutet.
Zu Gast im SURVIVORS HOME sind der niedergelassene Urologe Priv.-Doz. Dr. Manfred Johannsen aus Berlin-Spandau sowie ein Patient, welcher über seine Erfahrung im Umgang mit diesem seit dem Jahr 2021 verfügbaren Aufklärungs-Tool berichten kann.
Bitte klicken Sie auf das Bild über diesem Text.

Entscheidungshilfe Prostatakrebs

Zusammenfassung

Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs unterstützt die leitliniengerechte Behandlungsentscheidung für Patienten mit einem neu diagnostizierten Prostatakrebs.

Die Softwareanwendung ist eine zeitgemäße Variante der Informationsvermittlung und dient der individualisierten Information des Patienten. So lässt sich das ärztliche Beratungsgespräch und eine partizipative Entscheidungsfindung optimal vorbereiten. Seit Mai 2021 ist die Entscheidungshilfe Prostatakrebs als Medizinprodukt Klasse 1 (MDD) registriert und erfüllt die höchsten Qualitätsstandards. Durch die Erweiterung des Funktionsumfangs werden die behandelnde Urologin/der behandelnde Urologe adressiert und sie erhalten vom Patienten eine Zusammenfassung der erhobenen Daten.

Hintergrund

Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs ist ein online-basiertes Informationsangebot, das Betroffenen die Auseinandersetzung mit der Erkrankung und den Behandlungsmöglichkeiten erleichtert. Dabei berücksichtigt sie persönliche Präferenzen und Werturteile, fördert die Selbstbestimmung der Patienten und verbessert das Arzt-Patienten-Verhältnis. Die Entscheidungshilfe gibt jedoch keine konkrete Therapieempfehlung.

Die Log-in-Daten zur browserbasierten Benutzeroberfläche bzw. der Web-App erhalten Patienten über ihre behandelnde Urologin oder ihre behandelnden Urologen. Diese/dieser übermittelt dem Patienten außerdem die wichtigsten medizinischen Parameter zur Eingabe in das Tool auf seiner Zugangskarte. Üblicherweise erfolgt die Nutzung anschließend zu Hause in einem ruhigen Umfeld, gegebenenfalls auch gemeinsam mit Angehörigen oder anderen Vertrauenspersonen. Der Patient gibt die klinischen Daten der Zugangskarte ein und erhält dadurch auf sein Krankheitsstadium angepasste Informationen. Der Zeitaufwand beträgt rund zwei Stunden, wobei die Bearbeitung jederzeit unterbrochen werden kann.

Die Informationen basieren auf der aktuellen S3-Leitlinie aus dem Leitlinienprogramm Onkologie und werden in Form von Videosequenzen, Animationen und Schaubildern vermittelt. Insbesondere erhält der Patient Informationen zur Diagnostik, Risikoeinteilung, den verschiedenen Therapiemöglichkeiten, zur Nachsorge und zu sozialen Aspekten.
Durch validierte Fragebögen werden urologische Scores erhoben und persönliche Präferenzen ermittelt. Die Ergebnisse dieser interaktiven Bearbeitung werden am Ende übersichtlich jeweils als einseitige Zusammenfassung für den Patienten und die behandelnde Ärztin/ den behandelnden Arzt dargestellt. Der Patient kann diese Zusammenfassungen ausdrucken und zum ärztlichen Beratungsgespräch mitbringen. Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs unterstützt so die partizipative Entscheidungsfindung.

Projektverlauf

Entwickelt wurde die Entscheidungshilfe Prostatakrebs seit 2015 unter dem Dach der PatientenAkademie der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), durch ein Projektteam um Herrn Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Huber mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Krebshilfe und des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. Unterstützt wird die Entscheidungshilfe Prostatakrebs durch die Firmen Takeda Pharma (seit 2015), Janssen Cilag GmbH (seit 2020) und Apogepha (seit 2022). Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs ist seit 2016 verfügbar. Seither haben bereits über 20.000 Patienten in über 700 Praxen und Kliniken die Entscheidungshilfe Prostatakrebs genutzt. Seit Mai 2021 ist eine erweiterte Version der Entscheidungshilfe Prostatakrebs als Medizinprodukt registriert (Klasse 1, MDD). Hersteller der Entscheidungshilfe und Inhaber der CE-Marke ist ASD Concepts GmbH & Co. KG. Im Jahr 2022 hat die Urologische Stiftung Gesundheit gGmbH als Tochter der DGU die Trägerschaft des Projektes übernommen.

Laufende Evaluation

EvEnt-PCA Studie

Seit April 2018 wurde die Entscheidungshilfe Prostatakrebs mit dem etablierten Standard verglichen, der gedruckten Patientenbroschüre aus dem Leitlinienprogramm Onkologie. Gefördert wurde die multizentrische deutschlandweite Studie (EvEnt-PCA Studie) durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (Fördernummer: 01VSF17013; Förderzeitraum: April 2018 bis März 2022). Mit Abschluss der Patientenrekrutierung konnten insgesamt n=1115 Studienpatienten in bundesweit 116 aktiven Studienzentren erfolgreich eingeschlossen werden.

Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die Entscheidungshilfe Prostatakrebs zu einer Reihe von strukturellen Verbesserungen im Behandlungsprozess führt. Die beobachteten Effekte dokumentieren eine stärkere Leitlinienadhärenz des Beratungsprozesses und sprechen für eine Förderung der Gesundheitskompetenz und Stärkung der Patientensouveränität. Die Publikation der Ergebnisse wird zeitnah erwartet.

Post Market Evaluierung

Ergebnisse einer aktuellen intraindividuellen Post Market Evaluierung (Mai 2023 bis September 2023) mit über 1000 Patienten zeigt, dass sowohl die Entscheidungskompetenz als auch das krankheitsspezifische Wissen der Patienten durch die Anwendung der Entscheidungshilfe Prostatakrebs signifikant verbessert werden und die emotionale Belastung reduziert wird. Die Patientenzufriedenheit ist mit über 90% guten und sehr guten Bewertungen nach wie vor sehr hoch.

Urologen erweitern das Angebot:
demnächst Entscheidungshilfe Blasenkrebs

Künftig sollen weitere urologische Krebspatient:innen von digitalen Entscheidungshilfen profotieren: Um auch Betroffene anderer häufiger urologischer Krebserkrankungen – etwa bei Tumoren der Blase oder der Niere – bei der Wahl der individuell richtigen Therapieentscheidung zu unterstützen, baut die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. ihr Angebot an Entscheidungshilfen aus.

Aktuell entwickelt die Fachgesellschaft eine Entscheidungshilfe für Betroffene mit Blasenkrebs. Die „Entscheidungshilfe Harnblasenkrebs“ wird im Laufe des Jahres 2022 fertig gestellt und dann bereits für interessierte Kliniken und Praxen im Rahmen der ersten wissenschaftlichen und operativen Evaluation zur Verfügung stehen. Eine generelle öffentliche Verfügbarkeit ist im Anschluss geplant.