Zu den bekannteren Problemen in der urologischen Praxis gehören Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen und der Testosteronmangel, auch als männlicher Hypogonadismus bezeichnet. Daneben gibt es jedoch zahlreiche, oft weniger bekannte sexuelle Störungen, die zudem häufig übersehen werden und dennoch eine erhebliche Krankheitslast für die betroffenen Männer darstellen. Nicht selten können sich solche Erkrankungen dann auch negativ auf die Beziehung auswirken.
Zu diesen weniger bekannten sexuellen Störungen des Mannes gehören beispielsweise:
- Das Post-Finasterid-Syndrom, dessen Symptome (Libidomangel, Erektionsprobleme) Monate oder sogar Jahre selbst nach dem Absetzen des Medikaments Finasterid anhalten können. Finasterid wird unter anderem zur Behandlung des erblichen Haarausfalles verschrieben.
- Das „Syndrom der ruhelosen Genitalien“ wiederum schließt eine Reihe unerwünschter Genitalempfindungen ein und wird oft als bevorstehender Orgasmus ohne sexuelles Verlangen wahrgenommen.
- Das postorgasmische Krankheitssyndrom äußert sich dahingegen mit grippeähnlichen und allergischen Symptomen nach einem Orgasmus.
- Sexuelle Funktionsstörungen nach Antidepressiva, wie z. B. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Hier kann bereits nach einer einzigen Dosis zu Symptomen kommen, unabhängig von der Dosierung.
- Das „Hard-flaccid-Syndrom“ entsteht häufig durch traumatische Ereignisse, wie Verletzungen am Penis oder durch übermäßige Masturbation. Dabei kommt es zu einer Schwächung der Gliedsteife, die in der Regel die Eichel ausspart.
- Sexuelle Funktionsstörungen nach dem Gebrauch von Retinoiden, die nicht selten zur Behandlung von Hauterkrankungen angewendet werden, z. B. auch bei Akne. Die Symptome können sowohl während als auch nach der Behandlung auftreten und selbst nach Absetzen des Medikaments weiter anhalten.
Die Mechanismen all dieser Störungen sind weiterhin meist unklar, beinhalten aber sehr wahrscheinlich körperliche sowie mentale Anteile.
Fazit
Seltene sexuelle Störungen des Mannes sind vergleichsweise unbekannt und werden daher nicht selten übersehen oder von den Betroffenen selbst nicht richtig ernst genommen. Der Leidensdruck dieser Erkrankungen ist jedoch groß und beeinflusst am Ende sowohl die sexuelle Gesundheit der Männer als auch das sexuelle Erleben in der Partnerschaft.
Sofern Sie an sexuellen Funktionsstörungen leiden oder mit Ihrer Sexualität unzufrieden sind, sollten Sie eine urologische Praxis Ihres Vertrauens aufsuchen und die Symptome stets abklären lassen. Weitere Informationen zu sexuellen Funktionsstörungen finden Sie auch hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit, z. B. unter den folgenden Links:
- Erektionsprobleme: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ratgeber/erektionsstoerungen/
- Medikamentöse Therapie von Erektionsstörungen: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/haeufige-fragen/wie-funktioniert-die-medikamentoese-behandlung-der-erektilen-dysfunktion/
- Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern und Frauen: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/sexuelle-funktionsstoerungen-haeufig-und-noch-immer-ein-tabu/
Quelle: Gül M et al., A clinical guide to rare male sexual disorders. Nature Reviews Urology 2024; 21: 35–49