BESSER LEBEN

So können Frauen besser leben mit Belastungsinkontinenz

Diese Empfehlungen helfen Ihnen im Alltag

Belastungsinkontinenz

Was ist Belastungsinkontinenz?

Belastungsinkontinenz, auch bekannt als Stressinkontinenz, ist eine häufige Form der Harninkontinenz, die besonders bei Frauen auftritt. Diese Art der Inkontinenz entsteht, wenn einerseits Beckenboden und Schließmuskel schwach sind und andererseits der Druck im Bauchraum durch Husten, Niesen, Lachen oder Heben schwerer Gegenstände erhöht wird. Dieser Druck kann dazu führen, dass kleine Mengen Urin ungewollt austreten. Belastungsinkontinenz ist weit verbreitet, 50% aller Frauen mit Inkontinenz haben eine Belastungsinkontinenz. Sie betrifft Frauen aller Altersgruppen, besonders aber solche, die Schwangerschaften und Geburten hinter sich haben. Auch Männer können betroffen sein, insbesondere nach Prostataoperationen. Es ist wichtig zu betonen, dass Belastungsinkontinenz kein unvermeidlicher Teil des Alterns ist und dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Ursachen der Belastungsinkontinenz

Die Ursachen der Belastungsinkontinenz sind vielfältig. Eine der häufigsten Ursachen ist die Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, die durch Schwangerschaft und Geburt, hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre, Übergewicht oder bestimmte chirurgische Eingriffe bedingt sein kann. Diese Schwächung führt dazu, dass der Schließmuskel der Harnröhre nicht mehr richtig funktioniert, was zum unkontrollierten Urinverlust führt. Auch ererbte Faktoren können eine Rolle spielen, da die Festigkeit des Bindegewebes unterschiedlich ausgeprägt sein kann.

Belastungsinkontinenz

Diagnose der Belastungsinkontinenz

Die Diagnose der Belastungsinkontinenz erfolgt in der Regel durch eine gründliche Erhebung der Vorgeschichte und eine körperliche Untersuchung. Der Urologe wird nach den genauen Umständen des Urinverlusts fragen und mögliche auslösende Faktoren identifizieren. Zusätzliche Untersuchungen wie Urinuntersuchungen, Ultraschall, Blasendruckmessung oder eine Blasenspiegelung können notwendig sein, um andere Formen der Inkontinenz auszuschließen und den Zustand der Harnwege genau zu beurteilen.

Belastungsinkontinenz

Behandlungsmöglichkeiten bei Belastungsinkontinenz

Beckenbodentraining bei Belastungsinkontinenz

Für Patientinnen mit Belastungsinkontinenz gibt es eine Vielzahl von Verhaltensempfehlungen, die helfen können, die Symptome zu kontrollieren und den Alltag zu erleichtern. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist das regelmäßige Training der Beckenbodenmuskulatur. Spezielle Übungen, auch bekannt als Kegel-Übungen, können helfen, die Muskulatur zu stärken und somit den Schließmuskel der Harnröhre zu unterstützen. Diese Übungen sollten idealerweise unter Anleitung eines speziell für Beckenbodentherapie ausgebildeten Physiotherapeuten erlernt und regelmäßig durchgeführt werden, um langfristig wirksam zu sein.

Körperliche Aktivität und Gewichtskontrolle

Neben dem Beckenbodentraining können auch allgemeine körperliche Aktivitäten von Vorteil sein. Regelmäßige Bewegung hilft, ein gesundes Körpergewicht zu halten, was wiederum den Druck auf die Blase verringern kann. Übergewicht ist ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung und Verschlechterung der Belastungsinkontinenz, daher kann eine Gewichtsreduktion durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität erheblich zur Symptomkontrolle beitragen. Welche Sportarten bei Belastungsinkontinenz günstig oder ungünstig sind, lesen Sie am Ende dieses Textes.

Flüssigkeitsmanagement und Toilettengewohnheiten

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Flüssigkeitsmanagement. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass eine Verringerung der Flüssigkeitsaufnahme die Symptome der Inkontinenz verbessert. Tatsächlich kann eine verminderte Flüssigkeitszufuhr die Blase reizen und die Situation verschlimmern. Es ist wichtig, ausreichend zu trinken, um die Blase gesund zu halten, jedoch sollte übermäßiger Konsum von koffeinhaltigen oder alkoholischen Getränken vermieden werden, da diese die Blase zusätzlich reizen können. Verhaltenstipps umfassen auch die Anpassung der Toilettengewohnheiten. Es kann hilfreich sein, regelmäßig zur Toilette zu gehen und die Blase nicht zu überfüllen. Ein Toilettenplan, bei dem in festen Intervallen, z.B. alle zwei bis drei Stunden, die Blase entleert wird, kann das Risiko von unfreiwilligem Urinverlust verringern. Darüber hinaus sollten Patientinnen darauf achten, während des Wasserlassens nicht zu pressen, da dies die Beckenbodenmuskulatur zusätzlich belasten kann.

Hilfsmittel bei Belastungsinkontinenz

Für einige Frauen können bestimmte Hilfsmittel nützlich sein. Slipeinlagen oder Inkontinenzhöschen bieten zusätzlichen Schutz und Sicherheit im Alltag. Es gibt auch spezielle Pessare oder Inkontinenztampons, die in die Vagina eingeführt werden und helfen können, die Harnröhre zu stützen und somit den unkontrollierten Urinverlust zu reduzieren. Diese sollten jedoch nur in Absprache mit einem Arzt verwendet werden.

Medizinische und chirurgische Behandlungen bei Belastungsinkontinenz

In Fällen, in denen Verhaltensmaßregeln nicht ausreichend sind, stehen verschiedene medizinische Behandlungen zur Verfügung. Medikamente, die die Blasenmuskulatur stärken oder die Funktion des Schließmuskels verbessern, können eine Option sein. Bei schwerwiegenderen Fällen und Leidensdruck kann ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Hierzu gehören Verfahren wie die Einlage von spannungsfreien Schlingen, die die Harnröhre unterstützen.

Sport bei Belastungsinkontinenz

Geeignete Sportarten bei Belastungsinkontinenz

Bei Belastungsinkontinenz ist die Wahl der richtigen Sportart von großer Bedeutung, da bestimmte Aktivitäten die Beckenbodenmuskulatur belasten können, während andere sie stärken und unterstützen. Hier ist eine Übersicht über günstige und ungünstige Sportarten für Frauen mit Belastungsinkontinenz.

Zunächst die günstigen Sportarten:

Schwimmen ist eine hervorragende Sportart für Frauen mit Belastungsinkontinenz. Im Wasser ist der Körper nahezu schwerelos, was den Druck auf den Beckenboden reduziert. Gleichzeitig wird die gesamte Muskulatur sanft trainiert, was die allgemeine Fitness verbessert, ohne den Beckenboden zu belasten.

Auch Radfahren, insbesondere auf ebenem Gelände oder mit einem stationären Fahrrad, ist eine schonende Sportart. Es stärkt die Beinmuskulatur und das Herz-Kreislauf-System, ohne dass plötzliche Stöße oder Sprünge den Beckenboden beanspruchen.

Yoga fördert die Flexibilität, Kraft und Entspannung. Viele Yoga-Übungen beinhalten gezielte Atemtechniken und Haltungen, die die Beckenbodenmuskulatur stärken. Dabei ist es wichtig, Übungen zu vermeiden, die starke Druckbelastungen auf den Bauchraum ausüben.

Pilates ist bekannt für sein gezieltes Training der Körpermitte, einschließlich der Beckenbodenmuskulatur. Durch kontrollierte Bewegungen und spezielle Atemtechniken kann die Muskulatur gezielt gestärkt werden, was die Kontrolle über die Blase verbessert.

Wandern, besonders in flachem Gelände, ist ebenfalls eine ausgezeichnete Form der Bewegung. Es verbessert die allgemeine Fitness und belastet den Beckenboden nur minimal. Lange Spaziergänge in der Natur können zudem Stress reduzieren, was sich positiv auf die gesamte Gesundheit auswirkt.

Ungünstige Sportarten bei Belastungsinkontinenz

Ungünstige Sportarten bei Belastungsinkontinenz sind:

Joggen und Laufen, da sie wiederholte Stöße auf den Beckenboden erzeugen, was problematisch sein kann. Das ständige Aufprallen kann die Symptome verschlimmern und die Beckenbodenmuskulatur zusätzlich schwächen.

Aerobic und Step-Aerobic, die viele Sprünge und schnelle Bewegungen beinhalten, können die Beckenbodenmuskulatur übermäßig belasten. Besonders Step-Aerobic, das viele auf- und absteigende Bewegungen umfasst, sollte vermieden werden.

Ballsportarten wie Basketball, Volleyball oder Tennis beinhalten schnelle Richtungswechsel, Sprünge und häufiges Laufen. Diese Bewegungen können den Beckenboden stark beanspruchen und die Inkontinenzsymptome verstärken.

Krafttraining, auch mit schweren Gewichten, wie zum Beispiel Kniebeugen oder Deadlifts, kann den Druck im Bauchraum erhöhen und den Beckenboden übermäßig belasten. Frauen mit Belastungsinkontinenz sollten stattdessen auf leichtes Krafttraining mit mehr Wiederholungen und geringeren Gewichten setzen.

Trampolinspringen erzeugt erhebliche Stöße und Druck auf den Beckenboden. Das wiederholte Auf- und Abspringen kann die Kontrolle über die Blase erschweren und sollte daher vermieden werden, auch wenn bei den Sprüngen die Beckenbodenmuskulatur angeregt wird.

Schlusswort zur Belastungsinkontinenz
Es ist ratsam, vor Beginn eines neuen Trainingsprogramms mit einem Arzt oder Physiotherapeuten zu sprechen, der sich auf Beckenbodengesundheit spezialisiert hat. Diese Experten können individuelle Empfehlungen geben und gegebenenfalls Übungen zur Stärkung des Beckenbodens anleiten

Gesundheit stiften

Liebe Patientin, lieber Patient,

wir hoffen, dass dieses Informationsmaterial der Urologischen Stiftung Gesundheit gGmbH für Sie von Nutzen war. In diesem Fall würden wir uns sehr freuen, wenn Sie unsere gemeinnützige Arbeit mit einer Spende unterstützen. Jeder noch so kleine Betrag hilft uns dabei, Menschen über urologische Erkrankungen zu informieren. Wir weisen abschließend darauf hin, dass Ihre Spende steuerlich absetzbar ist.

Für Ihre Gesundheit wünschen wir Ihnen alles Gute!
Dr. med. Holger Borchers
Prof. Dr. med. Helmut Haas
Geschäftsführer der Urologischen Stiftung Gesundheit gGmbH

Unser Spendenkonto:
Urologische Stiftung Gesundheit gGmbH
IBAN: DE85 2007 0000 0092 4258 00
BIC: DEUTDEHHXXX