Seit einigen Jahren bereits ist bei der Spermienproduktion und -qualität weltweit ein Abwärtstrend zu beobachten. Mögliche Ursachen dafür sind unter anderem Lebensstil- und Umweltfaktoren, wie z. B. Bewegungsmangel oder Umweltgifte, die sich negativ auf die Samenqualität auswirken. Eine aktuelle Studie1 aus Großbritannien zeigte jedoch unlängst ein mögliches Mittel, die Spermienqualität wieder zu verbessern. Männer, die körperlich harter Arbeit nachgingen, hatten demnach nicht nur eine deutlich bessere Spermienqualität und Spermienanzahl, sondern regten offenbar zeitgleich ihre Testosteronproduktion an.

Die Beobachtungsstudie umfasste 377 Männer, die sich gemeinsam mit ihrer Partnerin für eine Kinderwunschtherapie in einem Fertilitätszentrum vorgestellt hatten und die zwischen 2005 und 2019 an der Studie „Environment and Reproductive Health“ (kurz: EARTH) teilnahmen. Besonderes Augenmerk galt unter anderem der körperlichen Aktivität dieser Männer im Berufsalltag.

Interessanterweise zeigte sich bei den Männern, die bei der Arbeit häufig schwere Gegenstände zu heben oder zu bewegen hatten, dass diese eine um + 46 % höhere Spermienkonzentration aufwiesen. Gleiches fand sich bei der Gesamtzahl der Spermien im Ejakulat, die bei den Männern mit schwerer körperlicher Arbeit um + 44 % höher war als bei solchen mit vergleichsweise geringer körperlicher Arbeit im Berufsalltag. Darüber hinaus fanden die Forschenden heraus, dass Männer, die bei der Arbeit schwere/mittelschwere körperliche Anstrengungen unternahmen, höhere zirkulierende Testosteronkonzentrationen aufwiesen als Männer mit nur leichter körperlicher Belastung. Möglicherweise sind die Ergebnisse der Studie aber nicht auf alle Männer zu verallgemeinern, denn die Studienpopulation umfasste ausschließlich Männer, die sich aufgrund einer Fertilitätsstörung in einer Kinderwunsch-Klinik vorgestellt hatten.

Sollte auch Ihr Kinderwunsch in der Partnerschaft bisher unerfüllt geblieben sein, können Sie parallel zur ärztlichen Konsultation mit mehr Bewegung und Gewichtsreduktion sowie einem Rauchstopp und Alkoholverzicht versuchen, Ihren Testosteronhaushalt und die Spermienproduktion zu steigern. Darüber hinaus empfehlen wir Ihnen einen Blick auf unsere weiterführenden Informationen zu andrologischen Erkrankungen und Kinderwunsch auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit:

Unerfüllter Kinderwunsch beim Mann

Unerfüllter Kinderwunsch: In der Hälfte der Fälle liegt die Ursache beim Mann

„Andrologische Erkrankungen“

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Patientenratgeber „Infertilität“

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1 Originalstudie: Mínguez-Alarcón L et al., Human Reproduction 2023; dead027, https://doi.org/10.1093/humrep/dead027