Die Hodenkrebserkrankung von drei Fußball-Profis sorgt anhaltend für Schlagzeilen: Abwehrspieler Timo Baumgartl von Union Berlin, Marco Richter von Hertha BSC Berlin und Sébastien Haller, Neuzugang bei Borussia Dortmund, sind binnen kurzer Zeit im Frühjahr und Sommer 2022 erkrankt. Ein Zusammenhang mit dem Leistungssport besteht nicht. Etwaige Verletzungen des Hodens durch einen Tritt in das Genital oder auch den Aufprall eines Balles verursachen keinen Hodenkrebs. Allerdings können die Hoden hierdurch verletzt werden. Vielmehr ist die Häufung dem Alter der Fußballer geschuldet und muss als zufällig angesehen werden, denn Hodentumore sind die häufigste Krebserkrankung des Mannes zwischen 25 und 45 Jahren.

Dank ihres offenen Umgangs mit der Tumorerkrankung erhält das Tabuthema nun große öffentliche Aufmerksamkeit. Bundesweit berichten Medien sämtlicher Formate über die Erkrankung der Spieler und geben Urolog:innen in zahlreichen Beiträgen Gelegenheit, über Hodenkrebs aufzuklären.

Zum Beispiel hat der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Prof. Dr. Christian Wülfing, bei Sportradio Deutschland ein ausführliches Interview gegeben. Der renommierte Urologe ist auch einer der vier Geschäftsführer der Urologischen Stiftung Gesundheit und macht Mut: „Hodenkrebs ist in den allermeisten Fällen sehr gut heilbar!“ Radsport-Legende Lance Armstrong sei das beste Beispiel. Der Amerikaner erkrankte 1996 an Hodenkrebs – im fortgeschrittenen Stadium – und gewann anschließend sieben Mal die Tour de France.

Dass etwa Timo Baumgartl junge Männer zur Selbstuntersuchung aufruft, ist vorbildlich. Da es in Deutschland kein Programm zur Hodenkrebsfrüherkennung gibt, ist Eigeninitiative gefragt: Die DGU empfiehlt allen Jungen ab der Pubertät und Männern die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden und weckt mit ihrem Video-Clip „Entscheidendes Handspiel“ immer wieder Aufmerksamkeit dafür.

Informationen zur Selbstuntersuchung finden Sie auf www.hodencheck.de

Besonders wichtig ist das Abtasten der Hoden für Heranwachsende und Männer, die ein erhöhtes Risiko für Hodenkrebs haben. Dazu gehören eine Vorerkrankung mit einseitigem Hodenkrebs, einem Hodenhochstand in der Kindheit, Hodenkrebserkrankungen von Vater oder Brüdern sowie Unfruchtbarkeit. Daher wird diesen Männern zu besonderer Aufmerksamkeit geraten. Sie sollten nicht nur auf die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden achten, sondern zusätzlich eine fachärztliche Abklärung durch eine Urologin oder einen Urologen wahrnehmen.

Die Behandlung von Hodentumoren umfasst je nach Art und Stadium die operative Entfernung des oder der betroffenen Hoden, ggf. Bestrahlung, Chemotherapie und manchmal auch Folgeeingriffe. So mussten sich auch die drei jüngst betroffenen Fußball-Profis einer Operation unterziehen. Marco Richter benötigte keine weitere Therapie und stand knapp sechs Wochen nach Diagnose und OP erstmals wieder im Kader von Hertha BSC und damit unmittelbar vor seinem Comeback in einem Pflichtspiel. Timo Baumgartl, der Ende April erkrankte, erhielt zudem eine Chemotherapie und ist inzwischen wieder im Training. BVB-Profi Sébastien Haller unterzieht sich derzeit einer Chemotherapie.

Wichtig für Betroffene: Mit dem sogenannten eKonsil ist das Einholen einer urologischen Zweitmeinung von ausgewiesenen Fachexperten zur Behandlung des eher seltenen Hodenkrebses möglich.

Weitere wichtige Informationen über Risikofaktoren der Erkrankung, Früherkennung und auch die Gewinnung von Spermien zum Erhalt der Fruchtbarkeit vor Beginn einer oft notwendigen Chemotherapie (Kryokonservierung) sowie natürlich zur Behandlung und Nachsorge von Hodenkrebs finden Sie in unserem „Ratgeber Hodenkrebs“ und der „Patientenleitlinie Hodenkrebs“.