Eine neue Studie aus den USA liefert überraschende Hinweise: Männer, die zuvor eine Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus oder dem Cytomegalie-Virus (CMV) durchgemacht haben, leiden offenbar häufiger unter Erektionsstörungen. Beeinflussen etwa bestimmte Viruserkrankungen die Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen und aufrechtzuerhalten?

Die Studie analysierte Daten von über 3.000 Männern und brachte deren Potenz mit den Ergebnissen von Bluttests auf verschiedene Viren in einen Zusammenhang. Dabei fiel auf, dass insbesondere Männer mit Antikörpern gegen Hepatitis A fast doppelt so häufig Probleme mit der Erektion hatten wie diejenigen ohne solche Antikörper. Auch beim Cytomegalie-Virus war das Risiko erhöht – allerdings nicht ganz so deutlich, wie die Studienautoren schreiben.

Erektionsstörungen sind weit verbreitet

Erektionsstörungen (medizinisch „erektile Dysfunktion“ oder kurz ED genannt) betreffen viele Männer, vor allem im mittleren und höheren Lebensalter. Studien zeigten zuvor, dass rund jeder dritte bis zweite Mann zwischen 40 und 70 Jahren davon betroffen ist. Die Ursachen sind überdies vielfältig – häufig spielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Rauchen oder psychischer Stress eine Rolle. Auch bestimmte Medikamente können die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen.

Neu ist nun der mögliche Zusammenhang mit durchgemachten Virusinfektionen – ein Aspekt, der bislang kaum beachtet wurde.

Wie wurde untersucht?

Die Daten stammen aus einer großen US-weiten Gesundheitsstudie, bei der Teilnehmer unter anderem zu ihrem Lebensstil, ihrer Gesundheit und auch zu ihrer sexuellen Funktionsfähigkeit befragt wurden. Zusätzlich wurden Blutproben auf Antikörper gegen verschiedene Viren getestet – darunter Hepatitis A, Herpes-simplex-Viren und das humane Cytomegalie-Virus (CMV).

Ob ein Mann unter Erektionsstörungen litt, erfassten die Forschenden anhand eines Fragebogens. Anschließend verglichen diese die Angaben der Probanden mit den Blutbefunden.

Deutliche Unterschiede bei Hepatitis A und CMV

Das Ergebnis war durchaus überraschend: So hatten Männer mit Antikörpern gegen Hepatitis A fast doppelt so häufig Erektionsprobleme wie Männer ohne diese Antikörper. Auch beim CMV zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Potenzprobleme – wenn auch etwas geringer ausgeprägt. Die Forschenden prüften zudem, ob andere bekannte Risikofaktoren wie Alter, Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck das Ergebnis beeinflussten. Auch nach diesen Anpassungen blieb der Zusammenhang zwischen den beiden Viren und dem Risiko für Erektionsstörungen jedoch bestehen.

Mögliche Erklärung: Entzündung der Blutgefäße

Wie könnten diese Viren aber nun die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen? Beim CMV vermuten die Forschenden, dass das Virus Entzündungen in den Blutgefäßen auslösen könnte. Da eine Erektion stark von einer guten Durchblutung abhänge, könnten solche Entzündungen die Funktion der Blutgefäße stören – und damit die Potenz beeinträchtigen.

Im Fall von Hepatitis A ist der mögliche Zusammenhang jedoch weniger klar. Da diese Virusinfektion meist nur kurzzeitig auftritt und nicht chronisch wird, könnte es auch sein, dass in der Studie lediglich die Antikörper, die nach einer Impfung gegen Hepatitis A entstehen, gemessen wurden, räumen die Autoren ein.

Studie mit Einschränkungen

Wichtig sei aus Sicht der Autoren zu beachten, dass die Studie keinen eindeutigen Beweis liefern könne, dass die Viren tatsächlich die Ursache für die Erektionsstörungen sind. Es handelt sich nämlich um eine sogenannte Beobachtungsstudie, die lediglich mögliche Zusammenhänge – aber keine Ursachen – aufdecken könne. Außerdem beruhten die Angaben zur Potenz auf Selbstauskünften der Männer, was immer eine gewisse Ungenauigkeit bedeutet.

Spielt das Studienergebnis dann überhaupt eine Rolle?

Virusinfektionen – insbesondere CMV – könnten eine bislang unterschätzte Rolle bei der Entstehung von Erektionsstörungen spielen. Die Studienautoren fordern deshalb weitere Untersuchungen, um die genauen Zusammenhänge besser zu verstehen. Langfristig könnten die Erkenntnisse dazu beitragen, Risikogruppen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln – zum Beispiel mittels Impfungen oder speziellen Vorsorgeuntersuchungen für diese Männer.

Weitere Informationen rund um das Thema Erektionsstörungen

Wenn Sie sich für mehr Informationen über Ursachen von Erektionsstörungen interessieren und wie sie diese vermeiden oder fachärztlich behandeln lassen sollten, lesen Sie am besten gleich hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit weiter:

  1. Potenzprobleme durch Abnehmspritze: Das sollten Männer wissen
  2. Übermäßiger Pornografiekonsum fördert Erektionsstörungen
  3. Erektionsstörungen

Quelle

Lian J et al., Association between virus exposure and erectile dysfunction in US adults. Medicine 2025; 104(7): e41355