Die Fournier-Gangrän ist eine seltene, aber äußerst gefährliche urologische Erkrankung, die das Bindegewebe im Genitalbereich befällt und schnell zum Absterben des Gewebes führt. Diese aggressive bakterielle Infektion kann sich rasch ausbreiten und birgt ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen, wenn sie nicht umgehend behandelt wird. Doch wohin bei den ersten Anzeichen dieser gefährlichen Genitalinfektion, die nach dem französische Arzt Jean Alfred Fournier (1832 – 1914) benannt ist? Und welche Symptome treten auf?
Bedeutung der Urologie bei der Wahl des ersten Ansprechpartners
Forschende stellten anlässlich des 76. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Leipzig, eine aktuelle Studie vor, die an 11 Universitätskliniken in Deutschland mit insgesamt 335 Betroffenen durchgeführt wurde. Hier zeigte sich, dass die Wahl des ersten Ansprechpartners einen großen Einfluss auf die Überlebenschancen hat. Von den Patienten, die sich direkt an einen Urologen oder eine Urologin wandten, starben nur rund 3 % innerhalb der ersten 50 Tage.
Im Gegensatz dazu lag die Sterblichkeitsrate bei fast 35 % unter denjenigen Patienten, die zunächst in Krankenhäusern oder Praxen ohne urologische Spezialisierung behandelt wurden und später überwiesen werden mussten.
Im Ergebnis der Studie werde klar, dass die Erstvorstellung bei einem Urologen nicht nur die Sterblichkeitsrate reduziere, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme auf die Intensivstation senke, erklärten die Forschenden auf dem Kongress. Patienten, die zunächst eine urologische Praxis aufsuchten, hatten ein deutlich geringeres Risiko für eine notwendig werdende intensivmedizinische Versorgung.
Fournier-Gangrän: Risikofaktoren und Symptome
Obwohl die Fournier-Gangrän prinzipiell jeden treffen kann, sind bestimmte Menschen besonders gefährdet. Dazu gehören z. B. Diabetiker, stark Übergewichtige oder auch Immungeschwächte. Doch ebenso erhöhen kürzliche Verletzungen oder Operationen im Genitalbereich das Risiko, an einer Fournier-Gangrän zu erkranken.
Die Symptome der Krankheit beginnen häufig mit Schmerzen, Schwellungen und Rötungen im Genitalbereich. Es kann zu Knistern unter der Haut kommen, gefolgt von schwarzen Flecken, die auf abgestorbenes Gewebe (Nekrosen) hinweisen. Fieber und Anzeichen einer Blutvergiftung (Sepsis) sind ebenfalls im weiteren Krankheitsverlauf nicht selten.
Urologischer Notfall macht dringende Behandlung erforderlich
Die Fournier-Gangrän zählt zu den medizinischen Notfällen in der Urologie. Betroffene erhalten sofort Antibiotika und das abgestorbene Gewebe wird operativ entfernt. In vielen Fällen sind sogar wiederholte Operationen notwendig, um die Infektion vollständig zu beseitigen und die Wundheilung zu unterstützen.
Aus diesem Grund betont die vorgestellte Studie ganz besonders, wie wichtig es ist, sich frühzeitig bei einem Urologen oder einer Urologin vorzustellen, denn dies sei für die Überlebenschancen bei einer Fournier-Gangrän entscheidend.
Weitere Informationen zur Fournier-Gangrän und zu anderen urologischen Notfällen finden Sie hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit unter dem folgenden Link: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/erkrankungen/urologische-notfaelle
Quelle: Rieger C et al., V10-08: Warum mangelndes Bewusstsein Leben kostet: Erste Ergebnisse einer multizentrischen Studie in Deutschland über Risikofaktoren für die Sterblichkeit beim Fournier-Gangrän. 76. DGU-Kongress 2024, Leipzig