Etwa 65.000 Männer erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose Prostatakrebs: Sie alle müssen sich, gemeinsam mit ihrer Urologin/ihrem Urologen, für die persönlich bestmögliche Behandlung entscheiden. Weil sehr unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten, wie u.a. Operation, Bestrahlung oder aktive Überwachung, gegeneinander abgewogen werden müssen, stellt die Urologische Stiftung Gesundheit (USG) den Betroffenen im Internet kostenlos die „Entscheidungshilfe Prostatakrebs“ zur Verfügung. Hiermit können sich Betroffene auf das Arztgespräch vorbereiten und objektiv informiert aktiv an der Entscheidungsfindung für die eine oder andere Therapie teilhaben. Von den Patienten wird das Online-Angebot sehr gut angenommen – seit dem Start im Jahr 2016 haben mehr als 21.000 Patienten die Entscheidungshilfe nach der Diagnose eines Prostatakrebses genutzt. Im letzten Jahr gab es etwa 60 neue Benutzer pro Woche. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, wie zufrieden die Patienten mit dem Angebot sind.

87,7% der Nutzer sind mit der Entscheidungshilfe hoch zufrieden

In der Studie wurde der Zeitraum von Juni 2016 bis Dezember 2020 untersucht. In dieser Zeitspanne nutzten insgesamt 11.290 Patienten die Entscheidungshilfe Prostatakrebs. Ihr durchschnittliches Alter lag bei 67 Jahren, die durchschnittliche Zeit von der Diagnose ihrer Prostatakrebserkrankung bis zur Nutzung der Entscheidungshilfe betrug vier Wochen. Insgesamt gaben beachtliche 87,7% der Nutzer eine hohe Zufriedenheit an. „Die Ergebnisse zeigen, dass unsere internetbasierte Entscheidungshilfe sehr gut akzeptiert wird und wir Patienten mit nicht-metastasiertem Prostatakrebs bei der Entscheidungsfindung effektiv unterstützen und ihrem Wunsch nach einer aktiven Rolle in diesem Prozess nachkommen können“, sagt Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Huber, Mitautor der Studie, Initiator und Projektleiter der Entscheidungshilfe Prostatakrebs. Zwei Drittel der Patienten (66,4 %) bevorzugten eine gemeinsame Entscheidungsfindung, 28,9 % bevorzugten eine aktive Rolle und lediglich 4,7 % der Studienteilnehmer favorisierten bei der Therapiewahl eine passive Rolle, so Prof. Huber weiter, der zudem Mitglied im Medical Board der USG ist.

So funktioniert das Online-Angebot

Zugang zu dem Online-Tool bekommt der Patient von seiner behandelnden Urologin/seinem Urologen. Zusätzlich zu dem individuellen Zugangscode erhält er Angaben zur seiner persönlichen Erkrankungssituation und kann die Website der Entscheidungshilfe zu Hause am Computer besuchen. Die Partner oder andere nahestehende Personen lassen sich dabei ganz leicht mit einbeziehen. Laut Studie nutzten 59,4 % der Patienten das Tool zusammen mit ihrem Partner, 33,1 % allein, 5,1 % mit ihren Kindern und 2,4 % mit anderen Verwandten oder Freunden. Auf Basis seiner Eingaben erhält der Patient leitliniengerechte personalisierte Informationen zu seiner Erkrankung und den Behandlungsmöglichkeiten. Alle Inhalte sind als patientenorientierte Erklärvideos aufbereitet. Abschließend werden die wichtigen Daten für den Patienten auf einer einzigen Druckseite zusammengefasst, die der Patient zum abschließenden Therapieentscheidungsgespräch mit seiner Urologin/seinem Urologen mitbringt.

In der Studie wurden übrigens auch 91 Urolog:innen, die das Tool in ihrer Praxis einsetzen, befragt: Ihre Zufriedenheit lag im Durchschnitt bei 1,45 (in Schulnoten 1=sehr gut; 6=unbefriedigend). Sie berichteten u.a. von besser informierten Patienten (85 %), höherer Patientenzufriedenheit (76 %) und einer besseren Einbindung von Angehörigen (63 %). Von den befragten Urologinnen und Urologen würden 92% das Angebot weiterempfehlen.

Ganz aktuell ist der Zugang für Betroffene noch einfacher und sicherer geworden. Seit Februar diesen Jahres können sich Interessenten selbst mit ihrer E-Mail-Adresse und einem frei gewählten Passwort registrieren. Weitere Information zur Entscheidungshilfe Prostatakrebs finden Interessierte hier auf der Website der Urologische Stiftung Gesundheit
https://urologische-stiftung-gesundheit.de/entscheidungshilfen/ und unter www.entscheidungshilfe-prostatakrebs.info.

Originalstudie: „Online decision aid for patients with prostate cancer evaluated by 11 290 patients and 91 urologists in Germany“, BJU Int.: https://lnkd.in/eHEtJdTi