Philipp ist 25 Jahre alt (Name von der Redaktion geändert) und leidet seit seinem 17. Lebensjahr immer wieder nach jedem Orgasmus unter grippeähnlichen Symptomen. Etwa eine Stunde nach dem Sex fühlt er sich erschöpft, hat Muskelschmerzen und trockene Augen und fühlt sich allgemein unwohl. In der Regel bestehen diese Symptome für rund eine Woche und schränken ihn auch im Alltag sehr stark ein.

Philipp hatte bereits verschiedene Behandlungen versucht, die aber kaum geholfen haben. Nach eingehender Untersuchung und nachdem andere Erkrankungen als mögliche Ursachen ausgeschlossen werden konnten, diagnostizieren Urologen schließlich das äußerst seltene Post-Orgasmus-Krankheitssyndrom (POIS). Dieses Syndrom ist eine noch wenig erforschte Krankheit, bei der Betroffene nach jedem Orgasmus unter einer Vielzahl von Beschwerden leiden. Diese können laut Urologinnen und Urologen von extremer Müdigkeit über Muskelschmerzen bis hin zu grippeähnlichen Symptomen reichen.

Im Falle des jungen Mannes entscheiden sich die Behandelnden für eine Therapie mit Niacinamid, einem Vitamin B3-Präparat, das in einer Dosis von 500 mg täglich eingenommen wird. Obgleich die genaue Wirkungsweise von Niacinamid beim Post-Orgasmus-Krankheitssyndrom noch unklar ist, spricht Philipp auf die Behandlung sehr gut an, sodass sich seine Symptome deutlich verbessern.

Um seine Kontrolle der Erkrankung auch langfristig zu sichern, bekommt Philipp zudem einen Nachsorgeplan an die Hand, der regelmäßige Kontrollbesuche vorschlägt. Darüber hinaus erhält der junge Mann eine weitere Therapiemöglichkeit angeboten: die sogenannte Psychoedukation. Darunter sind unter anderem kognitive Verhaltenstherapie und Achtsamkeitstraining zu verstehen. Beides wird Philipp helfen, die Symptome seiner Erkrankung und die damit zusammenhängenden psychischen Belastungen besser zu kontrollieren.

Dieser Fall zeige aus Sicht der Urologinnen und Urologen, wie wichtig es für Patienten ist, sich gerade auch bei ungewöhnlichen Symptomen und Zusammenhängen untersuchen zu lassen. Nur so könne auch bei seltenen Erkrankungen ein alternativer Behandlungsansatz geprüft werden – vor allem dann, wenn herkömmliche Therapien keine ausreichende Wirkung zeigen oder sich sogar als gänzlich wirkungslos erweisen.

Hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, darüber hinaus Informationen zu anderen seltenen urologischen Erkrankungen. Die folgende Linkauswahl wird Ihnen die Suche erleichtern und Sie direkt zu weiteren interessanten Themen aus der Welt der Urologie führen:

  1. Was sind die Ursachen für schmerzhaften Samenerguss? (https://urologische-stiftung-gesundheit.de/haeufige-fragen/was-sind-die-ursachen-fuer-schmerzhaften-samenerguss/)
  2. Weniger bekannte sexuelle Störungen beim Mann mit großem Leidensdruck (https://urologische-stiftung-gesundheit.de/weniger-bekannte-sexuelle-stoerungen-beim-mann-mit-grossem-leidensdruck/)
  3. Seltene urologische Erkrankungen (https://urologische-stiftung-gesundheit.de/erkrankungen/seltene-urologische-erkrankungen/#content)

Quelle: Alanazi FK et al., Post-orgasmic Illness Syndrome: A Case Report. Cureus 2024; 16(6): e61494