Der 17. Juni 1950 gilt als bedeutendes Datum in der Medizingeschichte: An diesem Tag vor fast genau 75 Jahren gelang es dem amerikanischen Chirurgen Richard H. Lawler in Chicago der 49-jährigen Ruth Tucker die Niere eines verstorbenen Spenders zu übertragen – laut internationalen Quellen die erste erfolgreiche postmortale Organspende. Ein großes Problem in der Geschichte der Nierentransplantation blieb über viele Jahre die Abstoßungsreaktion des Körpers auf das fremde Organ.

Nach der Nierentransplantation: Medikamente verhindern Abstoßung des fremden Organs

Erst in den 1960er-Jahren konnten Medikamente, sogenannte Immunsuppressiva, zur Unterdrückung der Abstoßungsreaktion eingesetzt werden. Sie dämpfen das Immunsystem des Empfängers, sodass das Spenderorgan nicht angegriffen wird und ermöglichten die Erfolgsgeschichte der Nierentransplantation. Die erste Nierentransplantation in Deutschland wurde 1963 in Berlin, damals noch West-Berlin, durchgeführt.

Inzwischen ist die Nierentransplantation eine etablierte Behandlungsmöglichkeit, die bei einem endgültigen Versagen der Nierenfunktion (= terminale Niereninsuffizienz) auch von Urologinnen und Urologen ausgeführt wird. Anders als die regelmäßige Blutwäsche (= Dialyse) ermöglicht eine Spenderniere den Empfängern ein unabhängiges Leben. Seit 2016 können Nierentransplantationen in Deutschland an Zentren mit entsprechender Erfahrung bereits minimal-invasiv mit roboter-assistierter Operationstechnik durchgeführt werden.

Nieren können nach dem Tod, aber auch von lebenden Menschen gespendet werden

Die Niere ist das am häufigsten transplanierte Organ. Nieren können nach dem Tod eines Organspenders übertragen werden, aber auch lebende Menschen können eine ihrer beiden Nieren spenden (= Lebendnierenspende). Dank des medizinischen Fortschritts bleiben die Organe lange funktionstüchtig: Ein Jahr nach der Operation sind rund 90 Prozent der transplantierten Nieren noch funktionsfähig; nach fünf Jahren sind es immer noch 70 bis 80 Prozent. Doch der Mangel an Spendernieren ist groß: Im Jahr 2024 wurden in Deutschland laut Deutscher Stiftung Organ­transplantation (DSO) 2.075 Nieren transplantiert, davon 632 nach einer Lebendnierenspende. Demgegenüber standen 6.397 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Nierentransplantation.

Gegen das Leid auf der Warteliste: Urolog:innen für Einführung der Widerspruchslösung

Große Hoffnungen, das Leid auf der Warteliste zu lindern, liegt auf der Einführung der Widerspruchsregelung, wonach jeder oder jede ein potenzieller Organspender bzw. Organspenderin wäre, sofern dem nicht ausdrücklich widersprochen wird. Auch die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Urologinnen und Urologen plädiert seit Langem dafür. Anlässlich des Tages der Organspende am 7. Juni 2025 hatten die Gesundheitsminister der Länder, gemeinsam mit der Bundesärztekammer, jüngst die Einführung der Widerspruchslösung gefordert und sich zudem für Erleichterungen bei der Lebendorganspende ausgesprochen. Diese ist bislang nur unter engen Voraussetzungen für nahe Verwandte oder Menschen mit persönlicher Verbundenheit möglich.

Weitere Informationen der USG zur Lebendnierenspende

Prominentester Lebendnierenspender in Deutschland ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der 2010 seiner Frau, Elke Büdenbender, eine Niere spendete. Aktuelle Informationen zum Ablauf einer Lebendnierenspende, dem geltenden gesetzlichen Rahmen und den bereits von der letzten Bundesregierung geplanten Neuerungen zur Erweiterung der Lebendnierenspende durch die Einführung der sogenannten Überkreuz-Lebendspende finden Sie hier auf der Website der Urlogischen Stiftung Gesundheit (USG) unter folgendem Link: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ablauf-der-nierenspende/

Derzeit gilt in Deutschland die sogenannte Zustimmungslösung. Danach kommt als Spender oder Spenderin nur infrage, wer zu Lebzeiten einer Organentnahme ausdrücklich zugestimmt hat. Die persönliche Entscheidung zur Organspende kann im Organspendeausweis, einer Patientenverfügung oder seit 2024 auch im digitalen Organspende-Register dokumentiert werden. Weitere Informationen dazu finden Sie unter https://www.organspende-info.de