Nicht jeder Mann ist mit seiner Penisgröße zufrieden. Urologe Dr. Christian Leiber-Caspers, Experte für Andrologie und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V., erklärte unlängst anlässlich einer Fortbildungsreihe, dass sich rund 45 Prozent der Männer in Deutschland einen größeren Penis wünschten, wobei nur etwa jede dritte Partnerin diesen Wunsch teilte. Dabei stellt sich also durchaus die Frage: „Wie lang sollte ein ‚normal langer‘ Penis überhaupt sein?“
Fehler passieren in der Regel schon beim Messen, erklärt Leiber-Caspers weiter. Die Penislänge wird – damit es auch möglichst genau wird – als „gestreckte Penislänge“ gemessen. Dazu wird der Penis vorn gepackt und „beherzt“ in die Länge gezogen, das Lineal misst anschließend vom Ansatz des Penis bis zur Spitze der Eichel. Der gemessene Wert sollte dann um den Durchschnittswert von rund 13,3 cm liegen, um als normal langer Penis zu gelten.
Es gibt aber auch Männer mit einem angeborenen Mikropenis, dessen Länge unter 7,5 cm beträgt. Darüber hinaus kann die Penislänge auch aufgrund erworbener Ursachen kürzer ausfallen, wie z. B. bei der Peniskrümmung, der sogenannten Induratio Penis Plastica, wie Leiber-Caspers ausführt. Ist die Peniskrümmung so stark, dass der Penis dadurch verkürzt werde und in seiner Funktion beeinträchtigt sei, bleibe oft nur der Weg einer Operation.
Unabhängig von diesen medizinisch begründeten Eingriffen gibt es in Deutschland überraschenderweise bis zu 2.786 Penisverlängerungen pro Jahr, die jedoch meist nicht medizinisch indiziert sind und in der Mehrzahl von plastischen Chirurgen durchgeführt werden. „Solche Eingriffe sind meist unnötig und bergen große Risiken, wie Verkürzung, Verkrümmung und Narbenbildung am Penis“, warnt Dr. Leiber-Caspers eindringlich. Die Hauptursache für den Wunsch nach Penisverlängerung liegt sehr oft in einer verzerrten Wahrnehmung der betroffenen Männer begründet. Aus Studien ist bekannt, dass insbesondere übergewichtige Männer ihren Penis aufgrund eines vergrößerten Bauchumfanges als kleiner empfinden, obgleich dessen Länge nach wie vor unverändert ist. Ein Übergewicht von 14 kg führt demnach zu einer subjektiven Penisverkürzung um bis zu 2,5 cm, weiß der Experte zu berichten.
Jeder zehnte Patient mit Wunsch nach Penisverlängerung leide zudem an einer speziellen Form der Zwangsstörung, der Penis-Dysmorphophobie, weiß Leiber-Caspers zu berichten. Obgleich der Penis normal lang sei, würden diese Männer ihn als zu klein empfinden und unter diesem Eindruck sehr leiden. Der Experte empfiehlt hier dennoch keine Operation, sondern sehr viel mehr eine Psychotherapie, um diesen Männern zu helfen. Nicht selten ist diese psychische Störung zudem mit weiteren Problemen – wie z. B. Essstörungen – verbunden.
Insgesamt betrachtet, stellt die Größe des Penis nicht immer ein medizinisches Problem dar, sondern ist häufiger auch auf psychologische Faktoren zurückzuführen. Eine umfassende Abklärung und Bewertung der Situation ist wichtig, denn in nicht wenigen Fällen ist nicht die Operation, sondern eher eine psychotherapeutische Begleitung die beste Lösung, um die betroffenen Männer mit der Länge ihres Penis wieder zu versöhnen.
Wenn Sie sich darüber hinaus für Erkrankungen des Penis ganz allgemein und für die Peniskrümmung im Besonderen interessieren, finden Sie weiterführende Informationen auch auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit unter dem folgenden Link: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/organe-und-haeufige-erkrankungen/haeufige-erkrankungen-des-penis/#penisverkruemmung.