
Die Varikozele ist eine gutartige, aber häufige Veränderung im männlichen Genitalbereich. Es handelt sich um eine krankhafte Erweiterung der Venen im Hodensack, vergleichbar mit Krampfadern an den Beinen. Die Erkrankung tritt meist auf der linken Seite auf und betrifft vor allem junge Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Auch wenn sie oft keine Beschwerden verursacht, kann sie die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und sollte deshalb urologisch abgeklärt werden.
Was ist eine Varikozele?
Eine Varikozele ist eine Erweiterung der Venen im Hodensack, die durch einen Rückstau des Blutes im Plexus pampiniformis – dem feinen Venengeflecht im Samenstrang – entsteht. Das Blut kann nicht ungehindert abfließen und staut sich daher in den kleinen Venen um den Hoden. Meist ist die Varikozele auf der linken Seite zu finden, weil die linke Hodenvene in einem recht spitzen Winkel in die größere Nierenvene mündet. Dieser ungünstige Winkel erschwert den Rückfluss zum Herzen, sodass sich das Blut in den Venen staut und sie sich erweitern. Die erweiterten Adern sind dann oft tastbar oder sichtbar.
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen:
- Primärer Varikozele: Ohne erkennbare Grunderkrankung, meist durch eine anatomisch bedingte Abflussstörung verursacht.
- Sekundärer Varikozele: Tritt seltener auf und entsteht durch Abflussbehinderungen, zum Beispiel durch Tumoren oder Thrombosen im Bauchraum.
Symptome – Wann sollte man zum Urologen?
Viele Männer bemerken ihre Varikozele zunächst nicht. Häufig wird sie zufällig im Rahmen einer urologischen Untersuchung entdeckt. Typische Beschwerden können sein:
- Ein Schweregefühl oder Ziehen im Hoden, besonders nach langem Stehen
- Sichtbare oder tastbare „knäuelartige“ Venen im Hodensack
- Schmerzen beim Sport oder nach körperlicher Belastung
- Unerfüllter Kinderwunsch
Die Symptome nehmen oft im Tagesverlauf zu und bessern sich im Liegen, da dann der venöse Rückfluss erleichtert wird.
Wie wird eine Varikozele untersucht?
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung im Stehen. Der Urologe tastet den Hodensack ab und achtet auf auffällige Venenveränderungen. Ergänzend kann eine farbkodierte Doppler-Sonografie durchgeführt werden. Diese spezielle Ultraschalluntersuchung ermöglicht die Beurteilung des venösen Blutflusses und bestätigt die Diagnose.
In bestimmten Fällen, z. B. bei einem unerfüllten Kinderwunsch, wird zusätzlich ein Spermiogramm erstellt. Dabei wird in einer Samenprobe die Samenqualität untersucht, denn die Varikozele kann durch eine erhöhte Temperatur im Hodenbereich die Spermienproduktion stören.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Nicht jede Varikozele muss behandelt werden. Bei fehlenden Beschwerden oder wenn kein unerfüllter Kinderwunsch besteht, reicht in der Regel eine regelmäßige Kontrolle. Eine Therapie ist dann sinnvoll, wenn:
- Schmerzen oder ein unangenehmes Druckgefühl bestehen
- Eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit nachgewiesen wurde
- Eine sekundäre Varikozele aufgrund einer anderen Erkrankung vorliegt
- Der Hoden auf der betroffenen Seite kleiner ist
Die Bedeutung des verkleinerten Hodens:
Bei Jugendlichen in der Pubertät ist das Hodenwachstum noch nicht abgeschlossen. Ein verkleinerter Hoden deutet hier darauf hin, dass durch den venösen Rückstau weniger Sauerstoff und Nährstoffe ankommen. Durch eine Behandlung versucht man, das weitere Wachstum und die Funktion des Hodens zu erhalten.
Bei Erwachsenen ist das Hodenwachstum abgeschlossen. Dann lässt sich ein bereits kleiner Hoden durch eine Operation nicht mehr vergrößern. Bei erwachsenen Patienten prüft man stattdessen vor allem, ob Beschwerden (z. B. Schmerzen) oder eine eingeschränkte Spermienqualität vorliegen
Therapieoptionen im Überblick:
Varikozelen können operiert oder verödet werden.
Die klassische Behandlungsform ist die operative Unterbindung der krankhaft erweiterten Venen (Varikozelenligatur). Dabei werden die betroffenen Venen abgebunden oder entfernt, sodass sich der Blutfluss normalisiert und das Blut über andere, gesunde Venen abfließen kann. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, nämlich offene chirurgische Verfahren und laparoskopische Techniken („Schlüssellochoperation“) minimalinvasiv über kleine Bauchschnitte
Eine weitere, häufig genutzte Behandlungsform ist die Verödung der betroffenen Venen durch einen kleinen Gefäßeingriff: die Sklerosierung oder Embolisation: hierbei wird die Vene durch einen Katheter von innen verschlossen, meist über die Leiste
Welche Methode geeignet ist, hängt von individuellen Faktoren wie dem Alter, dem Kinderwunsch und der Ausprägung der Varikozele ab.
Nachsorge und Prognose
Nach dem Eingriff ist in der Regel eine kurzfristige körperliche Schonung notwendig. Die meisten Männer können nach wenigen Tagen wieder in den Alltag zurückkehren. Komplikationen wie Blutergüsse, Infektionen oder ein Rückfall der Varikozele sind selten. Ist die Samenqualität durch die Varikozele eingeschränkt, kann sich diese bei rechtzeitiger Behandlung bei vielen Männern deutlich verbessern.
Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit
Ein wichtiges Thema bei der Varikozele ist der Einfluss auf die männliche Zeugungsfähigkeit. Die gestauten Venen führen zu einer erhöhten Temperatur im Hoden, was die Spermienproduktion negativ beeinflussen kann. Wenn vorher schon eine verminderte Samenqualität bestand, zeigen Studien, dass die Operation die Chancen auf eine natürliche Zeugung verbessern kann. Daher sollte bei unerfülltem Kinderwunsch immer eine urologische Abklärung erfolgen.
Wann ist eine Varikozele gefährlich?
Die primäre Form ist in der Regel ungefährlich und gut behandelbar. Kritisch wird es bei sekundären Varikozelen, die plötzlich auftreten und auf eine ernsthafte Grunderkrankung hinweisen können – etwa Tumoren im Bauchraum, die den Blutabfluss über die Venen behindern und zur Stauung bis in den Hodensack führen. In solchen Fällen sind weiterführende Untersuchungen notwendig.
Fazit – Bei Auffälligkeiten frühzeitig zum Urologen
Die Varikozele ist eine häufige, gut behandelbare Erkrankung des männlichen Genitaltrakts. Auch wenn sie in vielen Fällen keine Beschwerden verursacht, sollte sie ärztlich abgeklärt werden – insbesondere bei unerfülltem Kinderwunsch oder Schmerzen. Eine gezielte Untersuchung und gegebenenfalls eine schonende Therapie können die Lebensqualität und Fruchtbarkeit deutlich verbessern.
Häufige Fragen zur Varikozele (FAQ)
- Kann eine Varikozele wiederkommen?
Ja, in seltenen Fällen kann sich nach einer Operation erneut eine Varikozele bilden. Dies nennt man Rezidiv, das aber meist erneut gut behandelbar ist. - Ist eine Varikozele gefährlich?
Die primäre Varikozele ist in der Regel harmlos. Eine sekundäre Varikozele kann jedoch Hinweis auf eine ernste Grunderkrankung sein und sollte immer genauer untersucht werden. - Kann ich trotz Varikozele Kinder zeugen?
Viele Männer mit Varikozele bleiben zeugungsfähig. Bei Einschränkungen der Samenqualität kann eine Operation die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft erhöhen.