Die Frage nach dem eigenen Hormonstatus beschäftigt viele Männer, doch die meisten davon brauchen gar keinen Testosterontest – und schon gar keinen einfachen Speicheltest aus der Apotheke. Der Facharzt für Urologie und Andrologie Dr. Christian Leiber-Caspers erklärte kürzlich im FITBOOK-Interview, wie Mann seinen Hormonstatus richtig bestimmen lässt und wer überhaupt einen solchen Test machen lassen sollte.

Zunächst einmal beruhigte Dr. Leiber-Caspers Männer, die sich um ihren Hormonstatus sorgen. Der typische Patient mit Testosteronmangel ist älter als 50 Jahre, übergewichtig und weitestgehend inaktiv, d. h. er ist eher unsportlich. Bei diesen Männern 50+ haben dennoch nur etwa zwei Prozent ein behandlungsbedürftiges Testosteronmangelsyndrom. Bei den Über-70-Jährigen sind es fünf Prozent. Dennoch gebe es berechtigte Gründe, einen Hormontest durchzuführen, insbesondere wenn Symptome wie sexuelle Funktionsstörungen, Gewichtszunahme und Antriebslosigkeit auftreten, so Leiber-Caspers weiter.

Um den Hormonstatus korrekt zu bestimmen, sollte die Blutentnahme beim Arzt morgens zwischen 7 und 11 Uhr erfolgen, da der Testosteronspiegel zu dieser Zeit am höchsten ist. Eine Einzelbestimmung reicht dafür nicht aus, da der Spiegel auch bei gesunden Männern im Tagesverlauf schwankt. Daher sind immer zwei Messungen erforderlich, vorzugsweise mit einem Abstand von rund zwei Wochen im selben Labor.

Bei der Auswertung der Laborergebnisse gilt es zudem, einiges zu beachten, weshalb dies auf jeden Fall in ärztliche Hände gehört, empfiehlt der Experte aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Andrologie e.V. (DGA). Verschiedene Labore wenden nämlich unterschiedliche Messverfahren und Einheiten an. Dadurch komme es nicht selten vor, dass sich die Normwerte von Labor zu Labor stark unterschieden.

Vor diesem Hintergrund warnte Dr. Leiber-Caspers schließlich auch vor den Testosteron-Speicheltests aus der Apotheke. „Diese sind in der Regel nicht ausreichend geprüft und liefern daher keine zuverlässigen Ergebnisse – reine Geldverschwendung also“, erklärte der Urologe weiter.

Die Kosten für begründete Testosterontests beim Arzt werden hingegen von der Krankenkasse übernommen, wenn beim jeweiligen Mann medizinische Gründe vorliegen, wie z. B. Symptome eines Testosteronmangels oder bestimmte Risikofaktoren bestehen. Andernfalls sind Hormontests eine individuelle Gesundheitsleistung, die der Patient selbst bezahlen muss.

Abschließend wies Dr. Leiber-Caspers noch einmal darauf hin, dass längst nicht jeder Mann ab 50 automatisch Testosteron brauche. Nur zu einem sehr geringen Prozentsatz sei dies tatsächlich erforderlich. Die überwiegende Mehrheit der Männer solle sich deshalb nicht verrückt machen lassen, so der Experte.

Wenn Sie gern weitere Tipps rund um den Testosteronwert beim Mann erhalten oder wissen möchten, woran Sie einen vermeintlichen Hormonmangel erkennen können, folgen Sie am besten gleich unserem Link hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ratgeber/hormondefizit-des-alternden-mannes.

Quelle: FITBOOK-Interview mit Dr. Christian Leiber-Caspers vom 8. August 2023 (Link: https://www.fitbook.de/gesundheit/urologe-ueber-hormontest-testosteron-maenner#h-blutentnahme-am-nachmittag-wenig-sinnvoll)