Mitten in der kalten Jahreszeit lässt eine chinesische Studie aufhorchen: Die Forschenden hatten in einer umfassenden Literaturrecherche untersucht, ob klimatische Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit das Auftreten von Hodentorsionen beeinflussen. Und tatsächlich legt die Analyse von 19 Studien aus verschiedenen Ländern nahe, dass Hodentorsionen, also eine schmerzhafte Verdrehung des Hodens, häufiger bei niedrigen Temperaturen und starken Temperaturschwankungen auftreten.
Studienergebnisse
In 16 der analysierten Studien wurde ein Zusammenhang zwischen niedrigen Temperaturen und einem erhöhten Auftreten von Hodentorsionen festgestellt. Die Schwellenwerte reichen von unter 19,4 Grad Celsius bis unter 2 Grad Celsius. Einige Studien berichteten zudem, dass Hodentorsionen in den kälteren Monaten häufiger vorkommen. Zwei Studien zeigten, dass größere Tag-Nacht-Temperaturunterschiede das Risiko für Hodentorsionen erhöhen könnten.
Der Einfluss anderer Faktoren wie Luftfeuchtigkeit oder Luftdruck blieb unklar.
Ein Muskel könnte das Phänomen erklären
Die chinesische Forschergruppe vermutet einen Zusammenhang mit dem sogenannten Musculus cremaster. Dieser Muskel reagiert auf Kälte mit Kontraktionen, die möglicherweise eine Hodentorsion begünstigen. Zukünftige groß angelegte Studien seien notwendig, um den Zusammenhang zwischen klimatischen Faktoren und Hodentorsionen weiter aufzuklären, schlussfolgern die Studienautoren. Dabei müssten auch individuelle Risikofaktoren, wie das Vorliegen eines Pendelhodens berücksichtigt werden.
Wie gefährlich ist eine Hodentorsion?
Eine Hodentorsion ist eine plötzliche schmerzhafte Verdrehung des Hodens um die Samenstrangachse. Dadurch werden die Blutgefäße im Samenstrang abgeschnürt, was die Durchblutung des Hodens stark einschränken oder vollständig blockieren kann. Ohne schnelle medizinische Behandlung kann dies zu bleibenden Schäden am Hoden oder sogar zum Verlust des Hodens und zu Unfruchtbarkeit führen.
Ursachen einer Hodentorsion
Die genaue Ursache einer Hodentorsion ist nicht immer klar. Oft tritt sie jedoch bei Jungen und jungen Männern auf, insbesondere während des Wachstums in der Pubertät. Mögliche Auslöser sind plötzliche Bewegungen oder Verletzungen im Bereich des Hodens. Häufig kommt es auch ohne erkennbare äußere Ursache, etwa im Schlaf, zu einer Hodentorsion.
Welche Symptome treten bei einer Hodenverdrehung auf?
Die Anzeichen einer Hodentorsion treten meist plötzlich auf und umfassen schlagartige, starke Schmerzen im Hoden oder Unterbauch, eine Schwellung und Rötung des Hodensacks sowie Übelkeit und Erbrechen.
Wie wird eine Hodentorsion behandelt?
Eine Hodentorsion ist ein urologischer Notfall, der umgehend ärztlich-urologisch behandelt werden muss. Meist ist eine Operation notwendig, bei der der Hoden entdreht und wieder korrekt fixiert wird, um ein erneutes Verdrehen zu verhindern. Schnelles Handeln innerhalb weniger Stunden ist entscheidend, um eine dauerhafte Schädigung des Hodens zu verhindern.
Fazit: Urologischer Notfall, der umgehend behandelt werden muss
Eine Hodentorsion ist ein urologischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Bei plötzlichen Hodenschmerzen sollten Betroffene umgehend einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen, um langfristige Komplikationen zu vermeiden. Die aktuelle chinesische Studie legt nahe, dass Eltern von betroffenen Jungen, Männer und Ärzt:innen bei kalter Witterung und großen Tagestemperaturschwankungen besonders aufmerksam sein sollten, damit eine mögliche Hodentorsion rechtzeitig erkannt und behandelt und die Hodenfunktion des Patienten geschützt wird.
Weitere Informationen zur Hodentorsion finden Sie hier auf der Website der Urologischen Stiftung Gesundheit (USG) unter folgendem Link:
https://urologische-stiftung-gesundheit.de/erkrankungen/urologische-notfaelle/
Informationen zum sogenannten Pendelhoden finden Sie nachfolgend:
https://urologische-stiftung-gesundheit.de/wp-content/uploads/2022/04/Hodenhochstand.pdf
Originalquelle: Liu Y et al. Association between meteorological factors and testicular torsion: a scoping review of clinical research evidence. J Pediatr Urol 2024