Sexuell übertragbare Erkrankungen

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Wie beuge ich vor?

  • Safer-Sex. Kondome verringern das Risiko einer Ansteckung. Sexualkontakte mit unbekannten Partnern sollten ausnahmslos geschützt erfolgen.
  • Lassen Sie sich untersuchen, wenn es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gekommen ist und Sie eine Ansteckung befürchten.
  • Bei verdächtigen Symptomen suchen Sie bitte sofort einen Arzt auf.
  • Auch Ihr Sexualpartner oder Ihre Sexualpartnerin sollten untersucht werden.
  • Wichtig: Mädchen und Jungen können sich mit der Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) vor Genitalwarzen und HPV-bedingten Krebserkrankungen schützen. Die HPV-Impfung ist von der Ständigen Impfkommission für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 17 Jahren empfohlen.

 

Und was ist eigentlich mit Affenpocken?

Affenpocken, auch „Monkeypox“ oder „Mpox“ genannt, treten seit Mai 2022 erstmals und vermehrt in Europa und auch in Deutschland auf. Die Erkrankung kam bis dahin überwiegend in West- und Zentralafrika vor. Bei der Übertragung von Mpox spielen aktuell sexuelle Kontakte die größte Rolle. Daher wird Mpox auch als STI eingestuft.

Häufigkeit: Von Mai 2022 bis Ende November 2022 wurden knapp 3700 Fälle in Deutschland gemeldet. Zu Beginn stieg die Fallzahl schnell. Seit August 2022 jedoch sinkt sie dank intensiver Aufklärung und Information der Öffentlichkeit wieder und aktuell erfolgen nur noch wenige Meldungen von Infektionen pro Woche.

 Erreger: Affenpockenvirus. Dieses ist u.a. verwandt mit dem Menschenpockenvirus.

Übertragungsweg:  Von Tier (Nagetier, Affe) zu Mensch, z.B. über Bisse, und von Mensch zu Mensch.

Mpox wird bei engem Körper- und Hautkontakt übertragen. Dies kann, muss aber nicht nur während des Geschlechtsverkehrs sein. Während des Geschlechtsverkehrs erhöhen Wunden im Mund und im Genitalbereich das Risiko für eine Ansteckung. Derzeit ist noch unklar, ob das Virus auch durch die Samenflüssigkeit oder den Vaginalschleim direkt transportiert wird.

Man infiziert sich durch den direkten Kontakt von (Schleim-)Haut mit den bläschen- und pockenartigen Hautveränderungen. Hierbei sind sowohl der Bläscheninhalt als auch der Schorf infektiös. Auch der Kontakt zu infizierten Körperflüssigkeiten, z.B. Speichel, kann zur Übertragung führen. Das Virus gelangt über kleinste Verletzungen im Bereich der Haut und Schleimhaut (z.B. im Auge, im Mund, in der Vagina, am Penis, im Po) in den Körper.

Eine Weitergabe des Virus über gemeinsam benutzte Gegenstände, wie z.B. Bettwäsche, Handtücher, Sexspielzeug, ist möglich. Dieser Übertragungsmechanismus hat bisher bei dem Ausbruch seit 2022 jedoch eine untergeordnete Rolle gespielt.

Über Tröpfchen in der Atemluft kann man sich bei engem Kontakt möglicherweise auch dann infizieren, wenn der Betroffene bisher nur Allgemeinsymptome (Fieber, Kopfschmerzen) und noch keine Hautveränderungen zeigt. Abschließend gesichert ist dies jedoch nicht.

Beschwerden: In der Regel treten die Beschwerden in einem Zeitraum von 4 bis 21 Tagen nach dem Kontakt mit einer erkrankten Person auf. Bei der Verbreitung im Jahr 2022 gab es jedoch auch kürzere Inkubationszeiten von 1 bis 3 Tagen. Die Patienten können unter allgemeinen Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Lymphknotenschwellungen leiden. Typisch sind bläschen- und pockenartige Hautveränderungen: diese können sich im Laufe der Erkrankung verändern, verkrusten zum Schluss und fallen dann ab. Es kann zu Narbenbildungen nach Abheilung der Hautveränderungen kommen. Ein Erkrankter ist erst dann nicht mehr ansteckend, wenn die Hautveränderungen vollständig abgeheilt sind.

Verlauf: Die Erkrankung verläuft im Vergleich zu den klassischen Pocken in der Regel milder und heilt oft von selbst ab. Bei immungeschwächten Personen kann die Infektion jedoch auch zu schweren Verläufen, in seltenen Fällen auch zum Tod führen.

Untersuchung: Zu Beginn erfolgt eine  körperliche Untersuchung. Dann werden Abstriche von den Hautveränderungen genommen, die zur Analyse in ein Labor geschickt werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch eine Blutentnahme notwendig werden.

Behandlung: Bei dieser Erkrankung reicht es in vielen Fällen, nur die Beschwerden zu behandeln (Fieber, Kopfschmerzen, etc.). Bei einem schweren Verlauf kann ein Medikament namens Tecovirimat eingesetzt werden.

 Prävention:

  • Hygienemaßnahmen

Um sich nicht mit Mpox zu infizieren, sollte der Hautkontakt mit Erkrankten möglichst verringert bzw. vermieden werden. Vor allem sollten die Hautveränderungen nicht berührt werden. Da beim Sex ein erhöhtes Übertragungsrisiko besteht, sollte die Anzahl der Sexpartner begrenzt werden. Durch Kondome kann das Übertragungsrisiko zwar reduziert, jedoch nicht ausgeschlossen werden. In Einrichtungen, in denen vermehrt Körperkontakte ohne Kleidung stattfinden (Z.B. Sauna, Sexclub), besteht ein größeres Risiko, sich anzustecken.

Ist eine Person erkrankt, sollte sie möglichst von Küssen, Hautkontakt und Sex aller Art absehen. Da das Virus noch für eine gewisse Zeitspanne im Sperma enthalten sein kann, ist die Verwendung eines Kondoms für weitere 8 Wochen nach Abheilen der Hautveränderungen zu empfehlen.

  • Impfung

Die frühere Pockenimpfung schützt noch viele Menschen in Deutschland. In der Europäischen Union kann zudem seit Juli 2022 der Pockenimpfstoff Imvanexâ auch gegen Affenpocken eingesetzt werden. Personen, die engen Körperkontakt zu einer erkrankten Person hatten, sowie Männern mit wechselnden männlichen Sexualpartnern (MSM) und Personal in speziellen Labors werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) eine Impfung empfohlen. Die Verteilung des bisher begrenzt verfügbaren Impfstoffs ist Angelegenheit der Bundesländer und wird somit unterschiedlich gehandhabt. Informationen, wo man eine Impfung erhalten kann, sind in der Regel beim Gesundheitsamt der jeweiligen Region verfügbar. Für eine Grundimmunisierung sind zwei Impfungen im Abstand von mindestens 28 Tagen notwendig.

 

Sonstiges: Eine Isolation ist in der Regel nicht notwendig. Nur bei ausgeprägten Hautveränderungen an den Händen und im Gesicht, die nicht abgedeckt werden können, sollte Kontakt zu anderen, insbesondere (immun-)geschwächten Personen, vermieden werden.

Zusammenfassung

Sexuell übertragbare Krankheiten – auch STI (Sexually Transmitted Infection) oder STD (Sexually Transmitted Disease) abgekürzt –  sind nicht verschwunden. Im Gegenteil: Syphilis & Co. treten in Deutschland und der übrigen Welt wieder häufiger auf. Von 2001 bis 2019 hat sich die Zahl an gemeldeten Syphilis-Fällen vervierfacht!

Zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten gehören: Chlamydien, Genitalwarzen (hervorgerufen durch das Humane Papillomvirus (HPV)), Genitalherpes, Tripper, HIV-Infektion/AIDS und Syphilis.

Symptome wie Ausfluss, Bläschen, Geschwüre an den Geschlechtsorganen, Hodenschmerzen, Unterleibsschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr treten oft spät, manchmal gar nicht auf. So kann eine STI unbemerkt an den Geschlechtspartner weitergegeben werden. In der Folge können chronische Erkrankungen oder Unfruchtbarkeit drohen, die unbehandelt in ganz schweren Fällen zum Tode führen. Viele STIs lassen sich jedoch in der Regel sehr gut behandeln. Sie brauchen nur den Mut haben, zum Arzt zu gehen!

 

Was ist eine STI?

STIs bilden eine Gruppe von Erkrankungen, die alle durch Sexualkontakt weitergeben werden. Ursächlich für die Infektion können viele verschiedene Erreger sein, z.B. Bakterien, Viren oder Pilze. Viele STIs können – neben der sexuellen Übertragung – auch auf anderem Weg an Mitmenschen weitergegeben werden, z.B. durch eine Schmierinfektion.

Wer behandelt eigentlich eine STI?

Die Behandlung von STIs wird von verschiedenen medizinischen Fachrichtungen abgedeckt: Hierzu zählen die Frauenärzte, die Urologen, die Hautärzte und die Fachärzte für Innere Medizin. Wenn Sie unsicher bezüglich der Zuständigkeit sind, kann bei Beschwerden auch erst der Hausarzt aufgesucht werden. Dieser stellt dann bei Bedarf eine Überweisung an den entsprechenden Spezialisten aus.  

Hier auf dieser Seite geht es um STIs, die Berührungspunkte mit der Urologie haben. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die STIs HIV/Aids, Hepatitis A, B und C fallen überwiegend in das Fachgebiet der Inneren Medizin und werden hier nicht erläutert.

STIs – immer noch tabu?!

In einigen Städten gibt es anonyme Beratungs- und Testangebote, die in Anspruch genommen werden können, z.B. bei Gesundheitsämtern. Vielen Menschen ist das Thema STI sehr unangenehm und sie schämen sich, darüber zu sprechen. Wird jedoch eine Therapie verpasst, kann dies negative Folgen für die eigene Gesundheit haben und die Erkrankung kann weitergegeben werden – auch wenn keine oder nur geringe Beschwerden bestehen. Es ist also extrem wichtig, dieses Thema nicht zu verschweigen und sich Hilfe zu holen. Ärzte unterliegen der Schweigepflicht und gehen professionell mit solch sensiblen Themen um. Seit 2001 müssen nur noch HIV und Syphilis an das Robert-Koch-Institut gemeldet werden, und zwar erfolgt dies anonym. Ein offenes und ehrliches Gespräch hilft dem Arzt, die richtige Diagnose zu stellen. Sollte eine STI bei Ihnen festgestellt werden, wird der Arzt Sie darauf hinweisen, Ihren/Ihre Geschlechtspartner über Ihre Erkrankung zu informieren, damit er oder sie selbst eine Untersuchung bzw. eine eventuelle Behandlung durchführen lassen können.

Eine Ansteckung mit einem sexuell übertragbaren Keim geschieht schnell und passiert vielen Menschen (über eine halbe Million Menschen erleiden jährlich in Europa eine STI). Es ist also keine Schande, sich deswegen behandeln zu lassen. Im Gegenteil: Es hilft Ihnen und Ihren Mitmenschen!

Wie wird auf eine STI getestet?

Am Anfang steht in der Regel eine körperliche Untersuchung. Es existieren dann unterschiedliche Testmöglichkeiten in Abhängigkeit von den angegebenen Beschwerden, der Sexart, Alter, Geschlecht und den bisherigen Untersuchungsbefunden: Für bestimmte Analysen wird ein Abstrich mit einem Wattetupfer von der Schleimhaut der Scheide, des Gebärmutterhalses, des Penis bzw. der Harnröhre, des Pos oder des Mundraums durchgeführt. In anderen Fällen, z.B. zur Testung auf eine Chlamydien – Infektion, kann auch eine Urinuntersuchung weiterhelfen. Manchmal hilft eine Untersuchung des Ejakulats weiter und auch eine Untersuchung des Bluts kann Aufschluss geben bei Verdacht z.B. auf eine Syphilis-Infektion.

Mittlerweise gibt es auch Tests für zuhause, sog. STI-Heimtests. Zum Teil bergen diese das Risiko eines ungenauen Ergebnisses und führen zu Verunsicherung. Es ist daher ratsam eine ärztliche Beratung in Verbindung mit einem Test in Anspruch zu nehmen. Hier wird auch geklärt, welcher Test überhaupt sinnvoll ist.

 

Welche STIs gibt es?

STIs können durch ein Bakterium, Viren oder durch Parasiten hervorgerufen werden.

Die häufigsten STIs, die durch ein Bakterium hervorgerufen werden, sind:

  • Chlamydieninfektion
  • Syphilis (Lues)
  • Tripper (Gonorrhö)

 

Chlamydieninfektion

Inzidenz: Die Chlamydieninfektion ist die häufigste STI, die durch ein Bakterium hervorgerufen wird. Jugendliche und junge Erwachsene sind am häufigsten betroffen. Laut der Deutschen STI-Gesellschaft stecken sich in Deutschland jedes Jahr 300.000 Menschen an. 

Erreger: Die Erkrankung wird durch ein Bakterium namens Chlamydia trachomatis hervorgerufen. Dieses Bakterium hat 3 Untergruppen: A-C, D-K und L1-L3. Von Relevanz für den Urologen sind die Untergruppen D-K und L1-3. Um diese geht es in der folgenden Beschreibung. 

Übertragungsweg: Die meisten Menschen erkranken ohne Symptome. Die Dunkelziffer an betroffenen Patienten ist daher hoch. Auch von solch beschwerdefreien Trägern können die Bakterien durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden. Eine erkrankte, unbehandelte schwangere Frau kann das Bakterium unter der Geburt an das Neugeborene weitergeben.

Beschwerden: Oft macht die Erkrankung nur geringe oder keine Beschwerden (Untergruppe D-K). Sollten überhaupt Beschwerden auftreten (ca. 1 bis 6 Wochen nach der Ansteckung), dann äußern sich diese meist durch Brennen beim Wasserlassen und/oder Ausfluss (bei Männern und Frauen). Diese Beschwerden sind ein Hinweis auf eine Entzündung im Harntrakt (z.B. eine Entzündung der Harnröhre) oder im Bereich der Geschlechtsorgane (z.B. eine Entzündung des Gebärmutterhalses bei Frauen). Bei Frauen können unter Umständen auch Reizzustände und Schmerzen im Unterleib oder Blutungsstörungen auftreten. Begleitend können bei beiden Geschlechtern eine Entzündung der Bindehaut der Augen, eine sog. Konjunktivitis, auftreten.

Bei der Untergruppe L1-L3 kann ein Krankheitsbild namens „Lymphogranuloma venereum“ auftreten. Hierbei bildet sich entweder ein Geschwür im Bereich des Enddarms oder im Genitalbereich mit Schwellung der Lymphknoten in der Leiste.

Verlauf: Ohne Behandlung kann die Krankheit einen chronischen Verlauf nehmen. Als Komplikationen können z.B. durch unbehandelte Entzündungen bei Frauen Verklebungen oder ein Verschluss der Eileiter entstehen, die Eileiterschwangerschaften begünstigen oder sogar zu ungewollter Kinderlosigkeit führen können. Männer können unter wiederkehrenden Entzündungen der Prostata und des Nebenhodens leiden. Ob eine Infektion mit Chlamydien auch beim Mann zu Fruchtbarkeitsstörungen führen kann, ist bisher nicht klar. In seltenen Fällen können bei beiden Geschlechtern die Erreger in die Gelenke vordringen und hier eine Entzündung auslösen. Das Neugeborene einer erkrankten Frau kann zudem bei der Geburt angesteckt werden und ernste Lungen- und Augenerkrankungen entwickeln.

Behandlung: Eine Chlamydieninfektion kann sehr gut mit Antibiotika behandelt werden, z.B. mit einem Medikament namens Doxycyclin. Wichtig ist die Partnerbehandlung um eine erneute wechselseitige Ansteckung zu vermeiden.

Prävention: Eine Möglichkeit zu impfen besteht aktuell nicht. Relevant ist die Verwendung von Kondomen, um sich beim Geschlechtsverkehr nicht anzustecken. Des Weiteren können Vorsorge-Angebote genutzt werden, z.B. in der Schwangerschaft.

 

Syphilis (Lues)

Inzidenz: Seit 2010 steigt die Zahl der pro Jahr neu infizierten Personen kontinuierlich an (mit Ausnahme des Jahres 2018). 2019 wurden in Deutschland knapp 8000 Syphilis-Fälle bekannt. Über 90 % aller Infektionen werden bei Männern festgestellt. Ein Großteil der erkrankten Männer stecken sich bei Sexualkontakten mit Männern an (MSM).

Erreger: Das Bakterium, das die Erkrankung auslöst, heißt Treponema pallidum.

Übertragungsweg: Die Ansteckung erfolgt meistens durch Sexualkontakte bzw. durch Geschlechtsverkehr ohne Kondom, bei dem es zum Kontakt mit erkrankter Schleimhaut im Intimbereich oder im Mund kommt. Beim Sexualkontakt mit einem erkrankten Partner infizieren sich 3 von 10 Personen. Infektiös bzw. ansteckend sind Patienten, die sich im Krankheitsstadium I und II befinden (s. unter Beschwerden/Verlauf). Eine Übertragung ist auch möglich von einer erkrankten Schwangeren auf das Kind.

Beschwerden: Nur ca. 1 von 2 erkrankten Personen entwickeln Beschwerden. Zu Beginn (im Durchschnitt ca. 2- 3 Wochen nach der Ansteckung) entwickelt sich an der Eintrittsstelle des Erregers ein Knoten oder schmerzloses Geschwür, das von selbst abheilt (Stadium I, auch Primäre Syphilis genannt). Typische Orte, an denen dieses Geschwür auftritt, sind die Schamlippen bei der Frau, die Eichel oder die Penisfurche beim Mann. Im Weiteren sind diese Befunde je nach Art des Sexualkontakts auch im Mund, Rachenraum oder am Po bzw. im Enddarm zu finden. In der Nähe der Eintrittsstelle des Bakteriums können vorhandene Lymphknoten vergrößert sein.

Verlauf: Bleibt der Erreger aufgrund einer ausbleibenden Behandlung weiter im Körper aktiv, kann sich ein chronischer Verlauf entwickeln, bei dem verschiedene Organe betroffen sein können. Er wird in mehrere Stadien eingeteilt.

Im Stadium II (ca. 4-10 Wochen nach der Ansteckung), das auch „sekundäre Syphilis“ genannt wird, kommt es zu einem sehr variablen Krankheitsbild mit Fieber, Knochen-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Haarausfall, harten Lymphknotenschwellungen sowie verschiedensten Hautausschlägen und -veränderungen. Häufig tritt eine typische Hautveränderung, die den Masern sehr ähnlich sieht, an den Handflächen und Fußsohlen auf. Die Hautveränderungen können bis zu 2 Jahre bestehen bleiben.

Im Anschluss kann es zu einem jahrelangen, beschwerdefreien Intervall kommen, in dem jedoch Antikörper im Blut des Patienten nachweisbar sein können. Bei 3 von 10 Erkrankten, die keine Behandlung erhalten, kommt es zu einer spontanen Heilung.

Patienten, die nicht behandelt werden und keine Spontanheilung erfahren, erreichen das Stadium III („Tertiärsyphilis“): Hier kommt es erneut zu Hautveränderungen. Diese liegen in Gruppen zusammen und sind, häufig in Form eines Halbmondes, knotenartig oder flach. Zudem treten schmerzlose, elastische Geschwüre, sog. Gummen, im Unterhautfettgewebe oder in Organen auf. Im Stadium III ist auch das Herz-Kreislaufsystem betroffen: Durch Gewebeveränderungen kann es zu Aussackungen von Blutgefäßen, z.B. der großen Bauchschlagader kommen, die Jahre nach der Infektion einreißen und zu einer lebensbedrohlichen Blutung führen können. Im Stadium IV der Syphilis („Neurosyphilis“ oder „Quartäre Syphilis“) kommt es zu einer Mitbeteiligung des zentralen Nervensystems. In diesem Stadium kann der Patient beschwerdefrei sein oder verschiedene neurologische Auffälligkeiten bis hin zu fortschreitenden Lähmungen entwickeln.

Bei bereits immungeschwächten Patienten, die z.B. unter einer gleichzeitigen Infektion mit dem HI-Virus leiden, besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der Syphilis. In der Schwangerschaft kann die Syphilis zu schweren Schädigungen des Kindes führen.

Durch rechtzeitige Untersuchung und Behandlung können fortgeschrittene Stadien (Stadium III und IV) mittlerweile zum Großteil vermieden werden. Die Entdeckung und Verwendung des Antibiotikums Penicillin hat daran einen großen Anteil.

Untersuchung: In der Regel wird die Syphilis durch eine Blutuntersuchung festgestellt. Gegebenenfalls sind mehrere Blutentnahmen notwendig. In manchen Fällen kann das Bakterium auch in der Flüssigkeit von nässenden Hautveränderungen unter dem Mikroskop nachgewiesen werden. Bei Bestätigung der Erkrankung wird dies ohne den Patientennamen an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Wird eine Syphilis-Infektion nachgewiesen, sollte der Patient ebenfalls auf andere STIs (z.B. HIV) untersucht werden.

Behandlung: Die Behandlung erfolgt mit dem Antibiotikum Penicillin. In den frühen Stadien I und II erfolgt eine einmalige Gabe von Benzathin-Penicillin mittels Spritze in die Muskulatur. In den späten Stadien III und IV ist dies dreimal (an Tag 1,8 und 15) notwendig. Wenn bereits das zentrale Nervensystem betroffen ist, wird das Penicillin als Infusion über die Vene gegeben. Nicht bei allen Patienten führt diese Behandlung zur Heilung. Bei 7 bis 20 % der Patienten in den frühen Stadien I und II ist die Syphilis trotz Behandlung weiterhin nachweisbar. Es ist daher wichtig, dass der Erfolg der Therapie regelmäßig anhand von körperlichen und Blutuntersuchungen kontrolliert wird, um das Risiko einer Weitergabe der Erkrankung zu minimieren. Sexualpartner der letzten 3 Monate sollten informiert werden, um sich selbst untersuchen und gegebenenfalls behandeln zu lassen.

Prävention: Eine Möglichkeit zu impfen besteht nicht. Relevant ist die Verwendung von Kondomen und das Praktizieren von „Safer Sex“, um sich beim Geschlechtsverkehr nicht anzustecken

Tripper (Gonorrhö)

Inzidenz : Die Gonorrhoe gehört zu den bekanntesten Geschlechtskrankheiten und ist laut WHO die dritthäufigste STI weltweit. In Deutschland gibt es keine allgemeine Pflicht, eine Infektion mit Gonokokken an das Robert-Koch-Institut zu melden. Daher ist eine genaue Inzidenz in Deutschland nicht bekannt. In Sachsen besteht eine Meldepflicht für Labore. Hierdurch weiß man, dass sich die Zahl der gemeldeten Gonokokkeninfektionen von 2001 bis 2019 um den Faktor 10 erhöht hat. Im Jahr 2019 steckten sich knapp 20 von 100.000 Einwohnern an. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren sind am meisten betroffen.

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html#doc3763050bodyText3

Erreger: Die Erkrankung wird durch Bakterien namens Gonokokken, auch Neisseria gonorrhoeae genannt, hervorgerufen.

Übertragungsweg: Für die Ansteckung ist ein direkter Kontakt mit der infizierten Schleimhaut notwendig. Dies ist beim ungeschützten Sexualkontakt (Oral-, Vaginal- und Analverkehr) oder bei der Geburt gegeben. Eine Person ist dann ansteckend, wenn sie infiziert ist, auch wenn keine Beschwerden bestehen. Wird ein passendes Antibiotikum eingesetzt, besteht für ca. 24 Stunden nach Beginn der Behandlung noch ein Ansteckungsrisiko.

Beschwerden:  Gerade bei Frauen kann die Erkrankung beschwerdearm oder gar beschwerdefrei bestehen. Eine Betroffene kann die Infektion aber trotzdem weitergeben. Beschwerden treten 1 – 14 Tage nach der Ansteckung auf. Bei Frauen kann es sich um vermehrten grünlich-gelben Ausfluss, ggf. Schmierblutungen und Brennen beim Wasserlassen handeln. Beim Mann bestehen oft Brennen beim Wasserlassen und gelblich-eitriger Ausfluss aus der Harnröhre. Der Begriff „Tripper“ stammt vom niederdeutschen Wort „Drippen“ ab. Dies bedeutet Tropfen. Der morgendliche Tropfen aus der Harnröhre – typisch für diese Erkrankung – wird Bonjour-Tropfen genannt.  Auch der Enddarm und der Mund-Rachenraum können bei einer Infektion mit Gonokokken befallen sein.

Verlauf: Wenn die Infektion nicht behandelt wird, können ernste Folgeerscheinungen auftreten. Bei der Frau können dies Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, der Eileiter und der Eierstöcke sein, die häufig zu Eileiterschwangerschaft oder sogar zu Unfruchtbarkeit führen können. Eine infizierte Schwangere kann während der Geburt die Erreger an ihr Kind weitergeben. Die so entstehende Infektion der Augen kann unbehandelt zur Erblindung des Neugeborenen führen. Beim Mann kann die Entzündung auf Hoden und Nebenhoden übergreifen. Hierdurch kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden. Zudem können durch die Harnröhrenentzündung narbige Verengungen (sog. Harnröhrenstrikturen) auftreten. Die Gonorrhö kann auch andere Organe im Körper befallen und z.B. zu Ausschlägen, Fieber und Gelenkschmerzen führen.

Untersuchung: Zur Bestimmung des Bakteriums ist ein Urintest oder Abstrich der Flüssigkeit aus der Harnröhre notwendig. Je nach Art des Sexualkontakts werden auch Abstriche aus dem Enddarm und/oder dem Mund-Rachenraum entnommen. Auf andere STIs, die gleichzeitig vorliegen können, z.B. eine Chlamydieninfektion, sollten ebenfalls untersucht werden. 

Behandlung: Die Gonorrhö wird antibiotisch behandelt. Je nach Beschwerden und ggf. bereits vorliegenden Untersuchungsergebnissen kann unter Umständen auch eine Behandlung mit zwei Antibiotika in Kombination sinnvoll sein. Ist eine Entzündung nachgewiesen, sollten Sexualpartner der letzten 60 Tage informiert werden, damit sie sich ebenfalls untersuchen und -wenn nötig – behandeln lassen können. Ist die Behandlung abgeschlossen, sollte der Patient für weitere 7 Tage auf Sexualkontakte verzichten. 

Prävention: Eine Möglichkeit zu impfen besteht nicht. Relevant ist die Verwendung von Kondomen und das Praktizieren von „Safer Sex“, um sich beim Geschlechtsverkehr nicht anzustecken.

 

 

Die häufigsten STIs, die durch ein Virus hervorgerufen werden, sind:

  • Genitalherpes

Genitalherpes (Herpes Virus-Infektion)

Inzidenz : Herpes ist eine weitverbreitete Infektion. „Herpesbläschen“ sind wohl den meisten Menschen gut bekannt. In Deutschland liegen keine aktuellen verlässlichen Zahlen zur Inzidenz von Infektionen mit genitalem Herpes vor, es dürfte sich aber um die häufigste sexuell übertragbare Infektion handeln. In Blutuntersuchungen hat sich gezeigt, dass 2-3 von 10 Personen eine erste Infektion mit dem Genitalherpes gehabt und Antikörper im Blut haben. Sie tragen den Erreger in sich (s.u.). Im Vergleich: Der sog. Lippenherpes ist deutlich häufiger. In der Gruppe der Erwachsenen haben ca. 8 von 10 Personen eine Infektion durchlebt und tragen Antikörper in sich. 

Erreger: Hervorgerufen werden Herpesinfektionen durch Herpesviren.
Hierbei werden im Wesentlichen das Herpes simplex- Virus Typ 1 und Typ 2 unterschieden (HSV-1, HSV-2). Für den Genitalherpes (Herpes genitalis) ist in 80-90 % der Fälle HSV-2 verantwortlich, während HSV-1 vornehmlich den Lippenherpes (Herpes labialis) hervorruft. HSV-1 gewinnt jedoch auch als Ursache für den Genitalherpes zunehmend an Bedeutung. Hat man sich einmal mit dem HSV angesteckt, so halten sich die Erreger, meist unbemerkt und ohne Beschwerden zu verursachen, lebenslang in sog. Nervenknoten, die sich in unserem Nervensystem befinden, auf.  Unter bestimmten Umständen, z.B. bei einer anderen Erkrankung oder Stress, kann es zu einer Reaktivierung und einer erneuten HSV-Infektion mit Beschwerden kommen.

Übertragungsweg: Mit dem Genitalherpes anstecken kann man sich durch den Kontakt zu Haut oder Schleimhaut mit frischen bläschenartigen Veränderungen. Dies kann beim Sexualkontakt (auch Oralverkehr), aber auch beim Küssen und -in seltenen Fällen- bei der Geburt der Fall sein. 

Beschwerden: Bei der Ersterkrankung treten 3 bis 7 Tage nach der Ansteckung schmerzhafte, evtl. mit Fieber, Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellungen verbundene Hauterscheinungen auf: Kribbeln und Spannungsgefühl der Haut, Jucken, Rötung, dann schmerzhafte Bläschenbildung. Die Bläschen öffnen sich und es kommt zur Bildung von kleinen Geschwüren, die innerhalb von 2 bis 4 Wochen wieder abheilen. Die Bläschen können gruppiert z.B. im Intimbereich, in der Scheide, am Penis, aber auch am Po oder -je nach Sexualpraktik – auch im Mund auftreten. Die glasige Flüssigkeit in den juckenden offenen Bläschen ist höchst ansteckend. Die Beschwerden inkl. der Hautveränderungen können bei Patienten, die bereits HSV-1-Antikörper aufgrund einer durchgemachten Infektion mit dem Lippenherpes haben, milder verlaufen.

Die erste Ansteckung mit dem Virus kann auch ohne Beschwerden ablaufen (bei 5 von 10 Patienten).

Hat sich jemand mit dem HSV-2 infiziert, so besteht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr ein erhöhtes Risiko, sich ebenfalls mit anderen STIs, z.B. HIV zu infizieren.

Bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem, zum Beispiel nach Operationen, durch

Stress oder schwerwiegende andere Krankheiten (z.B. HIV), kann sich das Virus im ganzen Körper ausbreiten, innere Organe befallen und häufigere und schwerwiegendere Krankheitsepisoden auslösen.

Während der Schwangerschaft kann der Ausbruch einer Infektion mit dem Genitalherpes zu schweren Erkrankungen bis hin zum Verlust des ungeborenen Kindes führen.

Infektionen während der Geburt durch eine aktive Herpesinfektion können beim Neugeborenen ebenfalls sehr schwere Krankheiten verursachen: z.B. Hirnentzündung, Erblindung oder allgemeine Blutvergiftung.

Verlauf: Wer sich einmal mit dem Herpesvirus angesteckt hat, bleibt sein Leben lang Virusträger und kann immer wieder Ausbrüche des Genitalherpes erleiden (auch ohne Sexualkontakte) und die Erkrankung weitergeben. Genitaler Herpes wird häufig oder sogar meistens durch Virusausscheider übertragen, die keine Herpesbläschen aufweisen bzw. beschwerdefrei sind. 85 von 100 Patienten bekommen nach einer ersten Infektion eine erneute Entzündung. Bei so einem erneuten Ausbruch der Erkrankung kann es zu wieder zur Bildung von Bläschen oder kleinen offenliegenden Hautbereichen (sog. Erosionen) kommen. Öfter als bei der ersten Erkrankungsepisode gehen den Hautveränderungen eine Überempfindlichkeit der Haut und Nervenschmerzen in diesem Bereich voraus. Allgemeine Beschwerden wie Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen bzw. Schwellung der Lymphknoten treten seltener auf. Wie oft solche Ausbrüche im Verlauf auftreten, ist sehr unterschiedlich. Je nach HSV-Art können bis zu zwölf Rezidive pro Jahr auftreten. Immer wiederkehrende Entzündungen mit dem HSV können für eine Partnerschaft eine große Belastung sein.

Untersuchung: Ganz wichtig ist eine körperliche Untersuchung. Es müssen jedoch nicht immer typische Veränderungen vorliegen (nur 3 von 10 Patienten weisen in der Untersuchung ein eindeutiges Bild auf) bzw. eine Genitalherpes-Infektion kann Ähnlichkeit mit z.B. anderen STIs haben. Daher wird zur Sicherheit der Erreger mittels Abstrich aus den Bläschen/der Bläschenflüssigkeit  bzw. aus anderen Hautveränderungen bestimmt. Auch Sekret aus dem Genitalbereich kann zur Untersuchung verwendet werden. Anhand einer Blutuntersuchung kann überprüft werden, ob Antikörper gegen HSV -1 und HSV-2 vorliegen, d.h. ob eine Erstinfektion mit dem jeweiligen Virustyp stattgefunden hat und der Erreger nun im Körper vorhanden ist. Liegen im Blut z.B. HSV-2-Antikörper vor, kann es im Verlauf zu einer aktiven Erkrankung mit Genitalherpes und entsprechenden Beschwerden kommen.

Behandlung: Es gibt heute virushemmende Medikamente, die um so wirksamer sind, je früher sie eingesetzt werden. Gängige Präparate für das Genitalherpes sind Aciclovir, Valaciclovir und Famciclovir. In der Regel werden sie in Tablettenform eingenommen. Die Dosierung und die Dauer der Behandlung richten sich danach, ob eine erste oder bereits eine wiederkehrende Infektion vorliegen. Bei sehr schweren Verläufen oder einer Immunschwäche können die Medikamente auch über die Vene gegeben werden.

Das Wiederauftreten von Bläschen und die Ausscheidung von Viren mit den Körpersekreten können sie aber nicht dauerhaft verhindern, da sich das Virus nicht aus dem Körper entfernen lässt.

Prävention: Viele Menschen tragen den Erreger in sich, ohne Beschwerden zu haben. Doch auch jemand ohne Beschwerden kann die Erkrankung weitergeben. Eine Impfung gibt es aktuell nicht. Kondome sind daher ein guter Schutz bei oralem, vaginalem oder analem Verkehr. Da sie jedoch nicht den ganzen Genitalbereich bedecken, kann eine HSV-Übertragung nicht ausgeschlossen werden. Bei einer aktiven Infektion ohne Behandlung sollte auf Sexualkontakte verzichtet werden. Die Hautveränderungen sollten, wenn möglich, nicht berührt werden. Nach Berührung sollten die Hände gewaschen werden.

Tritt die Erkrankung während eines Jahres öfter als dreimal auf, kann eine permanente Behandlung mit z.B. Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir sinnvoll sein. Hierdurch kann das Ansteckungsrisiko gesenkt werden. Neigt eine Frau zu immer wiederkehrenden Infektionen, kann in den letzten Wochen der Schwangerschaft (ab der 36. Woche) prophylaktisch ein virushemmendes Medikament bis zur Geburt eingenommen werden, um eine Ansteckung des Neugeborenen bei der Geburt zu verhindern. Schwangeren, die kurz vor der Entbindung eine aktive Genitalherpes-Infektion haben, wird oft zu einem Kaiserschnitt geraten.