
Was ist eine Phimose?
Beim erwachsenen Mann sollte sich die Vorhaut sowohl im erigierten als auch im nicht erigierten Zustand des Penis mühelos und schmerzfrei vollständig über die Eichel zurückziehen lassen. Ist dies nicht der Fall, spricht man von einer Vorhautverengung, auch Phimose genannt. Eine bestehende Phimose kann zudem dazu führen, dass sowohl die Erektion als auch der Geschlechtsverkehr mit Schmerzen verbunden sind.
Phimose im Kindesalter – Normalbefund oder behandlungsbedürftig?
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist eine Verklebung der Vorhaut mit der Eichel ein physiologischer Normalbefund. Direkt nach der Geburt liegt die Häufigkeit dieser Verklebung bei etwa 96 %. Durch natürliche Reifungsprozesse lösen sich diese Verklebungen und die physiologische Enge der Vorhaut in der Regel bis zum Alter von 3 bis 5 Jahren bei der überwiegenden Mehrheit der Jungen.
Vorübergehende Entwicklungsphänomene sind ebenfalls Adhäsionen (Verklebungen) zwischen dem inneren Vorhautblatt und der Eichel sowie gelblich schimmernde Epithel-Talg-Retentionen.
Im Alter von 6 bis 7 Jahren weisen noch etwa 8 % der Jungen eine zu enge Vorhaut auf. Bei Jugendlichen im Alter von 16 bis 17 Jahren sinkt die Häufigkeit der Phimose auf etwa 1 %. Im weiteren Lebensverlauf nimmt das Auftreten einer Vorhautverengung ab, allerdings kann sie im höheren Alter – insbesondere in Verbindung mit Diabetes – wieder häufiger auftreten.
Gefahren durch gewaltsames Zurückschieben der Vorhaut
Es sollte niemals versucht werden, die Vorhaut eines Säuglings oder Kleinkinds gewaltsam zurückzuschieben. Dadurch kann es zu einer Abschnürung der Eichel durch den engen Vorhautring kommen – eine sogenannte Paraphimose. Zudem können durch Einrisse Narben entstehen, die zu einer dauerhaften Verengung der Vorhaut führen.
Ursachen einer Vorhautverengung
Grundsätzlich wird zwischen einer angeborenen und einer erworbenen Phimose unterschieden.
Angeborene (kongenitale) Phimose
Hierbei bleibt die natürliche Verengung der Vorhaut bestehen und bildet sich weder durch das Wachstum noch durch konservative Therapie vollständig zurück. Die genauen Ursachen sind unbekannt.
Erworbene Phimose
Eine erworbene Phimose entsteht durch narbige Fixierungen infolge von lokalen Entzündungen oder Verletzungen, beispielsweise durch gewaltsame Versuche, die Vorhaut zurückzuziehen. Rund 20 % der erworbenen Phimosen sind auf solche Verletzungen zurückzuführen.
Zusätzlich können bestimmte Hauterkrankungen, wie Lichen sclerosus, eine narbige Verengung der Vorhaut verursachen. Lichen sclerosus ist eine multifaktorielle Erkrankung mit genetischen Komponenten, die durch wiederkehrende Entzündungen begünstigt werden kann. Auch Patienten mit Diabetes mellitus haben aufgrund häufiger Entzündungen der Vorhaut ein erhöhtes Risiko, eine Phimose zu entwickeln.
Welche Symptome weist eine Phimose auf?
Beim Erwachsenen
- Die Vorhaut kann sowohl im erigierten als auch im nicht erigierten Zustand nicht vollständig zurückgezogen werden.
- Schmerzen treten bei einer Erektion oder während des Geschlechtsverkehrs auf.
Beim Kind
- In ausgeprägten Fällen kann der Harnstrahl beim Wasserlassen durch die verengte Vorhaut abgeschwächt oder verdreht sein.
- Die Vorhaut bläht sich während des Wasserlassens mit Urin auf.
Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern
- Wird eine zu enge Vorhaut über einen längeren Zeitraum zurückgestreift, kann sich ein ödematöser Schnürring (Paraphimose) bilden, der es unmöglich macht, die Vorhaut wieder über die Eichel zu ziehen. Dies stellt einen urologischen Notfall dar.
Diagnose der Phimose
Die Diagnose erfolgt durch eine körperliche Untersuchung beim Urologen. Dabei wird geprüft, ob sich die Vorhaut teilweise oder gar nicht über die Eichel zurückziehen lässt und ob sich ein Schnürring bildet. Falls eine behandlungsbedürftige Phimose vorliegt, wird der Urologe die individuell am besten geeignete Therapieoption mit dem Patienten besprechen.
Die Diagnose erfolgt durch eine körperliche Untersuchung beim Urologen. Dabei wird geprüft, ob sich die Vorhaut teilweise oder gar nicht über die Eichel zurückziehen lässt und ob sich ein Schnürring bildet. Falls eine behandlungsbedürftige Phimose vorliegt, wird der Urologe die individuell am besten geeignete Therapieoption mit dem Patienten besprechen.
Behandlung der Phimose
Die Wahl der Therapie hängt vom Alter des Patienten, der Schwere der Phimose und ihrer Entstehung ab. Dabei wird zwischen der Behandlung von Kindern und Erwachsenen unterschieden.
Behandlung der Phimose bei Kindern
Je nach Schweregrad kann zunächst abgewartet werden, ob sich die Vorhautverengung spontan zurückbildet. Alternativ stehen eine Salbenbehandlung oder eine Operation zur Verfügung.
Topische Therapie (Salbenbehandlung)
Hierbei wird zweimal täglich eine kortisonhaltige Creme auf die Vorhaut aufgetragen. Diese Behandlung erfolgt über einen Zeitraum von 4 bis 8 Wochen. Nach etwa zwei Wochen kann mit dem vorsichtigen Zurückschieben der Vorhaut begonnen werden. Dabei sollten Einrisse oder Verletzungen vermieden werden.
Die anfängliche Erfolgsrate dieser Methode ist mit 75 % hoch, jedoch kommt es bei etwa 70 % der Jungen zu einem erneuten Auftreten der Phimose. Nur bei rund 30 % der behandelten Kinder bleibt der Therapieerfolg langfristig bestehen.
Operative Behandlung der Phimose bei Kindern
Sollten konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sein, kann eine Operation erforderlich werden. Indikationen für einen Eingriff sind unter anderem eine starke Beeinträchtigung des Harnstrahls oder wiederkehrende Harnwegsinfekte.
Eine Kontraindikation für eine Beschneidung im Kindesalter besteht bei bestimmten Penisfehlbildungen, bei denen die Vorhaut für eine plastische Korrektur benötigt wird. In der Regel erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose.
Behandlung der Phimose beim Erwachsenen
Bei erwachsenen Männern sind entzündliche Veränderungen der häufigste Auslöser für eine Phimose. Ursachen können beispielsweise Lichen sclerosus, wiederkehrende Vorhautentzündungen oder Narbenbildungen durch Verletzungen sein. Auch mechanische Traumata, wie das Einklemmen der Vorhaut im Reißverschluss, können eine Vorhautverengung verschlimmern.
Im Gegensatz zu Kindern kann der operative Eingriff bei Erwachsenen auch unter Lokalanästhesie durchgeführt werden.
Operative Therapieoptionen
Es gibt verschiedene chirurgische Verfahren zur Behandlung der Phimose:
- Komplette Vorhautentfernung (Zirkumzision)
- Sparsame oder plastische Zirkumzision (Teilweiser Erhalt der Vorhautmanschette)
- Erweiterungsplastik / vorhauterhaltende Verfahren
Bei einem Lichen sclerosus ist ein vorhauterhaltendes Verfahren aufgrund des hohen Rückfallrisikos nicht empfehlenswert.
Häufig gestellte Fragen zur Phimose
- Kann sich eine Phimose von selbst zurückbilden?
Ja, insbesondere im Kindesalter löst sich eine Vorhautverengung häufig spontan auf. Falls Beschwerden auftreten oder die Phimose über das Vorschulalter hinaus bestehen bleibt, kann eine Behandlung notwendig werden. - Welche Komplikationen können bei einer unbehandelten Phimose auftreten?
Eine unbehandelte Phimose kann Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen, Infektionen begünstigen oder zu einer Paraphimose führen, die ein urologischer Notfall ist. Zudem kann es bei starken Verengungen zu Problemen beim Wasserlassen kommen. - Ist eine Beschneidung immer notwendig?
Nein, nicht in jedem Fall. Eine Behandlung mit kortisonhaltiger Salbe kann in vielen Fällen helfen. Wenn jedoch Beschwerden bestehen oder konservative Methoden erfolglos bleiben, kann eine Operation erforderlich sein.