Was ist ein Blasendivertikel?
Ein Blasendivertikel bezeichnet eine sackförmige Ausstülpung von Anteilen der Blasenwand. Dabei unterscheidet man zwischen angeborenen und erworbenen Blasendivertikeln, die erst im Laufe des Lebens entstehen.
Angeborene und erworbene Blasendivertikel
Etwa 1,5 % der Menschen haben ein angeborenes Blasendivertikel. Die Ursache hierfür liegt in einer angeborenen Schwäche der Blasenwand. Im Gegensatz dazu entstehen erworbene Divertikel durch einen langfristig erhöhten Druck in der Blase. Ein solcher Druckanstieg tritt häufig bei Männern mit einer vergrößerten Prostata auf. Da die vergrößerte Prostata die Harnröhre einengt, ist ein erhöhter Blasendruck erforderlich, um die Blase vollständig zu entleeren.
Durch den andauernd erhöhten Druck kann sich die Harnblasenschleimhaut mit der Zeit durch kleine Schwachstellen in der Blasenmuskulatur nach außen stülpen. Die Größe dieser Ausstülpungen kann stark variieren – in einigen Fällen werden sie sogar größer als die Blase selbst. Der Divertikelhals bildet die Verbindung zwischen dem Blaseninneren und dem Divertikel. Durch diese kleine Öffnung füllt sich das Divertikel mit Urin, insbesondere, wenn der Blasendruck beim Wasserlassen ansteigt. Dann bläht sich das Divertikel auf und entleert sich erst nach Ende des Wasserlassens mit dort sinkendem Druck in die Blase, so dass in der Blase ein Restharn gemessen wird, der eigentlich aus dem Divertikel stammt.
Beschwerden und mögliche Folgen
Blasendivertikel selbst verursachen meist keine spezifischen Beschwerden. Falls dennoch Symptome auftreten, sind diese oft auf die zugrunde liegende Ursache – meist eine vergrößerte Prostata – zurückzuführen. Typische Beschwerden sind:
- Häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen
- Nächtlicher Harndrang
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schwacher Harnstrahl
- Gefühl einer unvollständigen Blasenentleerung mit Restharn
- Nachtröpfeln
Da sich Urin im Divertikel ansammeln und nach dem Wasserlassen Restharn in der Blase verbleiben kann, steigt das Risiko für wiederkehrende Blasenentzündungen sowie die Bildung von Blasensteinen. Zudem kann sich an der Schleimhaut des Divertikels in seltenen Fällen ein Tumor entwickeln.
Diagnose eines Blasendivertikels
Blasendivertikel werden häufig zufällig entdeckt, beispielsweise bei der Abklärung von Problemen beim Wasserlassen mittels Ultraschall. Mit dieser Untersuchung können gleichzeitig auch die Nieren überprüft werden, um festzustellen, ob das Divertikel möglicherweise den Urinabfluss behindert, etwa indem es auf den Harnleiter drückt. Wird eine Blasenausstülpung festgestellt, erfolgt eine weitere Abklärung, insbesondere hinsichtlich einer möglichen Harnabflussstörung durch eine vergrößerte Prostata.
Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) ist eine weitere wichtige Untersuchungsmethode. Dabei lassen sich sowohl die Harnröhre und die Blase als auch das Divertikel von innen sowie seine Lage in Bezug auf die Harnleitermündung beurteilen. In bestimmten Fällen kann zusätzlich eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung oder eine Computertomographie erforderlich sein, um genauere Informationen zu erhalten.
Möglichkeiten der Behandlung
Nicht jedes Blasendivertikel muss zwingend entfernt werden. Eine Behandlung wird dann notwendig, wenn das Divertikel zu Problemen beim Wasserlassen, wiederkehrenden Harnwegsinfekten, Blasensteinen, Tumoren oder einem Harnstau führt.
Die Therapie richtet sich nach der individuellen Situation des Patienten. Je nach Befund und Beschwerden stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Einlage eines Blasenkatheters
- Blasenspiegelung in Narkose mit Eröffnung des Divertikelhalses
- Offene chirurgische Entfernung des Divertikels
Falls das Blasendivertikel infolge einer vergrößerten Prostata entstanden ist, sollte zunächst die zugrunde liegende Ursache behandelt werden, bevor das Divertikel selbst entfernt wird.
Häufige Fragen zu Blasendivertikeln
Ist ein Blasendivertikel gefährlich?
Ein Blasendivertikel ist an sich nicht gefährlich, kann jedoch zu Beschwerden wie Harnwegsinfekten, Blasensteinen oder einer gestörten Blasenentleerung führen. In seltenen Fällen kann sich in der Schleimhaut des Divertikels ein Tumor entwickeln.
Wie wird ein Blasendivertikel festgestellt?
Blasendivertikel werden häufig zufällig im Ultraschall entdeckt. Zur genaueren Untersuchung kommen eine Blasenspiegelung, eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung oder eine Computertomographie zum Einsatz.
Muss jedes Blasendivertikel operiert werden?
Nein, eine Operation ist nur erforderlich, wenn das Divertikel Beschwerden verursacht oder zu Komplikationen wie Infektionen, Blasensteinen oder einem gestörten Harnabfluss führt. In vielen Fällen kann eine konservative Behandlung ausreichend sein.