Soziale Medien sind für viele Menschen die erste Anlaufstelle, wenn es um Gesundheitsfragen geht. Plattformen wie YouTube und TikTok erreichen zusammen Milliarden Nutzerinnen und Nutzer weltweit. Eine aktuelle Untersuchung des University College Cork hat einmal genauer analysiert, wie zuverlässig und medizinisch richtig die beliebtesten Videos zu Nierensteinen informieren. Die Ergebnisse geben allerdings Anlass zur Sorge.

Die Forschenden sichteten zum Stichtag 20. März 2024 jeweils die 50 meistgesehenen Videos auf YouTube und TikTok zu den Themen „Nierensteine, Information, Behandlung, Vorbeugung“. Zusammengenommen kamen die 100 Beiträge auf mehr als 46 Millionen Aufrufe.

Qualitätsunterschiede zwischen YouTube und TikTok

Die Auswertung zeigt jedoch klare Unterschiede in der Qualität der Informationen zwischen den beiden Plattformen. Bei YouTube stammten rund 90 % der Videos von Ärztinnen und Ärzten, Kliniken oder Fachjournalen. Rund 44 % der Beiträge erreichten mittlere bis gute Bewertungen. Nur vier Videos lieferten in allen Kategorien hochwertige Informationen, so die Autoren der Studie.

Auf TikTok waren hingegen lediglich 58 % der Beiträge von Fachleuten erstellt worden. Ganze 94 % der Videos wurden von den Gutachtern zudem als inhaltlich sehr schwach eingestuft.
Die Bewertung erfolgte dabei in den fünf Bereichen allgemeine Informationen, Epidemiologie, Symptome, Behandlung und Vorbeugung. Grundlage der Bewertung der medizinischen Richtigkeit war das Curriculum der Amerikanischen Urologischen Gesellschaft (American Urological Association; kurz: AUA).

Falschinformation: TikTok ist besonders betroffen

Ein besonders alarmierendes Ergebnis sei nach Ansicht der Autoren die Verbreitung von Falschinformationen. So enthielten etwa 34 % der TikTok-Videos falsche oder irreführende Angaben. Häufig wurden unbewiesene Hausmittel oder vermeintliche Rezepte gegen Nierensteine empfohlen.

In 18 % der TikTok-Videos fanden die Forschenden zudem Produktwerbung. Die beworbenen Mittel – darunter pflanzliche Tees oder Nahrungsergänzungsmittel – entbehrten allerdings jeder wissenschaftlichen Grundlage der für sie propagierten Wirksamkeit. Auf YouTube tauchten offensichtliche Falschinformationen nur in einem einzigen Video (2 %) auf. Werbung für zweifelhafte Produkte gab es dort nicht. Die Forschenden sehen darin ein ernstes Risiko für Patientinnen und Patienten, die aufgrund solcher Inhalte möglicherweise auf wirksame Therapien verzichteten.

Beliebtheit und viele Klicks sind kein Qualitätsmerkmal

Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Likes, Klicks und Kommentare nichts über die Qualität der Inhalte aussagen. Weder die Zahl der Aufrufe, noch die Popularität stand im Zusammenhang mit der inhaltlichen Richtigkeit. Ein Video konnte also hunderttausende Aufrufe haben – und dennoch medizinisch falsch oder irreführend sein.

Grenzen von Social-Media-Inhalten

Die Studie mache am Ende eines ganz deutlich: Trotz ihrer Reichweite sind YouTube und TikTok keine verlässlichen Quellen für Gesundheitsinformationen über Nierensteine. Zwar war die Qualität auf YouTube im Durchschnitt höher, doch weniger als die Hälfte der Inhalte war überhaupt nur brauchbar. Auf TikTok überwogen dagegen schlechte bis sehr schlechte fachliche Bewertungen.

Die Forschenden betonen, dass ein erheblicher Bedarf an qualitativ hochwertigen, geprüften Videos bestehe, die wissenschaftlich korrekt und patientengerecht aufbereitet sind. Nur so könnten Betroffene sicher und verständlich informiert werden.

Fazit der Untersuchung

Social Media sind also kein Ersatz für fundierte ärztliche Beratung. Sowohl die Verbreitung von Fehlinformationen als auch die geringe durchschnittliche Qualität der Videos sind problematisch. Besonders TikTok erweist sich als Plattform mit hohem Risiko für medizinisch falsche Empfehlungen.

Das Fazit der Forschenden ist daher auch eindeutig: Patientinnen und Patienten sollten Videos über Nierensteine weder auf YouTube noch auf TikTok als alleinige Informationsquelle nutzen. Stattdessen sei es notwendig, professionelle, neutrale und niedrigschwellig zugängliche Inhalte zu entwickeln, welche die Informationsbedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer tatsächlich abdecken.

Wissenschaftlich fundiert und ärztlich geprüft

Ein solches professionelles Umfeld bieten beispielsweise die Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit, auf denen Sie unter den folgenden Links aktuelle und von aktiven Urologinnen und Urologen geprüfte Informationen zum Thema Nierensteine und vieles mehr abrufen können:
1. Wie erkenne ich Nierensteine?
2. Mehr Nierensteine bei Kindern: Was steckt dahinter und wie vorbeugen?
3. Wie effektiv ist Stoßwellentherapie bei Nierensteinen?

Quelle

Augustyn Z et al., An examination of the quality of kidney stone information on YouTube and TikTok. Urolithiasis 2025; 53: 40