Nieren

Das Klärwerk des Körpers

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Häufige Erkrankungen der Nieren

Die Nieren haben lebenswichtige Funktion und bilden sozusagen das Klärwerk unseres Körpers. Ihre Hauptaufgaben sind die Reinigung des Blutes von giftigen Stoffwechselprodukten und die Wasserausscheidung. Außerdem regulieren sie Blutbildung, Blutdruck und Knochenstoffwechsel.

Nierenbeckenentzündung

Die ein- oder beidseitige Entzündung des Nierenbeckens kann akut oder chronisch verlaufen. Ursache einer akuten Nierenbeckenentzündung ist meist eine bakterielle Infektion, in deren Verlauf Erreger über die Harnröhre in die Blase und von dort über die Harnleiter in die Nieren aufsteigen.

Auch ein verminderter Urinabfluss durch Harnsteine oder eine vergrößerte Prostata können Auslöser für eine Nierenbeckenentzündung sein, da sich im schlechter abfließenden Urin vermehrt Keime ansiedeln können und damit das Risiko einer Infektion steigt.

In jüngeren Jahren sind Frauen häufiger betroffen als Männer, denn aufgrund ihrer kürzeren und näher am After gelegenen Harnröhre können Bakterien leichter eindringen. Mit zunehmendem Alter erkranken dann allerdings mehr Männer, weil die vergrößerte Prostata den Harnabfluss behindert.

Fieber, Flankenschmerzen sowie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sind häufige Symptome einer bakteriellen Nierenbeckenentzündung, die der Urologe/die Urologin mithilfe von Urin-, Blut- und Ultraschalluntersuchung diagnostiziert und mit Antibiotika behandelt.

Zur Vorbeugung gilt: Trinken Sie viel, damit Harnblase und Harnwege gut durchgespült und Bakterien ausgeschieden werden. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist es wichtig, sich warm anzuziehen. Achten Sie bei Harndrang auf zeitnahe und gründliche Blasenentleerung und vermeiden Sie längeres Einhalten Üben Sie sorgfältige, aber keine übertriebene Intimpflege aus. Frauen sollten nach dem Stuhlgang unbedingt von der Scheide zum After säubern. Auch Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr ist angezeigt, um Keime in der Harnröhre auszuspülen. Lassen Sie Harnabflussbehinderungen behandeln, um wiederholten Nierenbeckenentzündungen und damit dauerhaften Nierenschäden vorzubeugen.

Nierenversagen oder Niereninsuffizienz

Akutes Nierenversagen ist lebensbedrohlich und wird in vielen Fällen durch eine plötzliche Mangeldurchblutung der Nieren infolge von Unfällen oder Schock, aber auch durch Harnabflussstörungen, Medikamente oder schwere Infektionskrankheiten ausgelöst. Die eingeschränkte Nierenfunktion kann sich vollständig zurückbilden.

Die Hauptursachen für ein chronisches Versagen der Nieren sind Diabetes mellitus Typ II und Bluthochdruck. Seltener sind wiederkehrende Nierenentzündungen, Immunkrankheiten, angeborene Fehlbildungen, erblich bedingte Erkrankungen wie Nierenzysten oder langfristige Schmerzmitteleinnahme ursächlich. Jeder zehnte Bundesbürger ist im Frühstadium betroffen. Chronisches Nierenversagen führt zu einem langsamen, über Monate oder Jahre fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion und bleibt oft unbemerkt. Müdigkeit und Leistungsschwäche können frühe unspezifische Symptome sein.

Die Diagnose erfolgt durch Urin-, Blut- und Ultraschalluntersuchungen. Medikamentöse Behandlung und gesunde Lebensweise mit angepasster Ernährung können den Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Zerstörtes Nierengewebe lässt sich nicht wiederherstellen. Sinkt die Nierenleistung unter 15 Prozent, ist eine Nierenersatztherapie in Form von Dialyse oder Nierentransplantation die einzige Behandlungsmöglichkeit. Früherkennung ist deshalb besonders wichtig.

Prävention lohnt sich auch für die Nieren: Nutzen Sie Blutzuckertests zur Früherkennung von Diabetes. Sie sind im Vorsorgepaket der gesetzlichen Krankenkassen enthalten und erfolgen im Rahmen der sogenannten Gesundheits-Check-ups. Vermeiden Sie Übergewicht, Bluthochdruck und Tabakkonsum. Diabetiker und Patienten mit Bluthochdruck sollten auf eine gute Einstellung der Blutzucker- und Blutdruckwerte achten. Besprechen Sie jede längerfristige Medikamenteneinnahme mit Ihrem Arzt. Bedenken Sie: Auch vermeintlich harmloses Doping unter Sportlern, also die Einnahme von Anabolika, gefährdet Ihre Nieren!

Nierenkrebs

Im Jahr 2018 erkrankten in Deutschland 9.350 Männer und 5.480 Frauen an Nierenkrebs. Mediziner unterscheiden zwischen Karzinomen des Nierengewebes einerseits und denen des Nierenbeckens und des Harnleiters andererseits, die etwa 10 Prozent der Fälle ausmachen. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Gefahr, an Nierenkrebs zu erkranken. Der Tumor des Nierengewebes wird häufig als Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes entdeckt, da er meist erst in sehr spätem Stadium Symptome wie Flankenschmerz, Blut im Urin oder eine tastbare Geschwulst verursacht. Der Krebs von Nierenbecken und Harnleiter führt häufig zu Blut im Urin als erstes Zeichen.

Rauchen und Passivrauchen sowie Bluthochdruck und Übergewicht gelten als wichtigste Risikofaktoren. Auch mangelnde Bewegung, eine fettreiche Ernährung und Alkohol scheinen Nierenzellkrebs zu begünstigen, ebenso chronische Nierenschwäche, Nierenschäden durch Schmerzmittelmissbrauch und Parodontitis.  Zudem gelten petrochemische Substanzen aus der Erdgas- und Erdölverarbeitenden Industrie, Lösungsmittel und Asbest als berufsbedingte Auslöser von Nierenzellkarzinomen. Eine familiäre Veranlagung wird als selten angesehen.

Bei Verdacht auf Nierenkrebs sind zur Diagnose Urin- und Blutuntersuchungen sowie Ultraschall und Computertomographie maßgebend. Operation und Medikamente (in fortgeschrittenen Stadien) sind angezeigte Behandlungsmöglichkeiten. Ist der Tumor noch klein, kann er organerhaltend entfernt werden. Bei sehr großen Tumoren wird die gesamte Niere entnommen. In vielen Fällen ist es heute möglich, Nierenkrebs roboterassistiert oder laparoskopisch und für den Patienten weniger belastend zu operieren. Dabei werden eine winzige Kamera und Instrumente durch kleine Körperöffnungen eingeführt. Befinden sich bereits Tochtergeschwülste in anderen Organen, ist zusätzlich eine spezielle medikamentöse Therapie erforderlich.

Bei der Behandlung des Nierenzellkarzinoms, für das in der metastasierten Situation eine Vielzahl von Therapieoptionen zur Verfügung steht, kann das Einholen einer Fachexpertise hilfreich sein. Über das „eKonsil Urologie“ unterstützen ausgewiesene Fachexperten deutschlandweit die Behandlung der betroffenen Patientinnen und Patienten. Sprechen Sie Ihre Urologin/Ihren Urologen einfach darauf an!

Eine gesetzliche Früherkennungs-Untersuchung gibt es für Nierenkrebs nicht. Wer sich persönlich besonders gefährdet fühlt, sollte seine Nieren ab dem 50. Lebensjahr alle zwei Jahre von einem Urologen Untersuchungen lassen.

Prophylaxe ist möglich
Nichtrauchen ist die beste Prävention. Vermeiden Sie Übergewicht und Bluthochdruck. Achten Sie auf ausreichende körperliche Aktivität gesunde und ausgewogene Ernährung, moderaten Alkoholgenuss und gute Zahngesundheit. Besprechen Sie jede längerfristige Medikamenteneinnahme mit Ihrem Arzt. Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz beachten.

Weiterführende Informationen finden Sie in unserem Patientenratgeber „Nierenzellkarzinom“

(Ist hier natürlich noch aufs Urologenportal verlinkt – dieser Ratgeber müsste auch von einem Urologen/einer Urologin auf Aktualität geprüft werden)

Die Patientenleitlinien Nierenkrebs richten sich an Betroffene und ihre Angehörigen und basieren auf dem bekannten, weltweit entwickelten Wissen der ärztlichen S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinom.