Das Geschlecht spielt beim Harnblasenkrebs eine große Rolle. So gibt es beispielsweise geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Diagnose sowie beim Verlauf der Erkrankung. Zwar erkranken deutlich mehr Männer an Blasenkrebs, jedoch sterben Frauen häufiger an diesem Tumor. Bei aggressiveren Tumoren ist die Blase meist nicht mehr zu erhalten und muss komplett entfernt werden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von der sogenannten radikalen Zystektomie. Wie lange und wie stark Frauen und Männer durch diesen Eingriff in ihrer Lebensqualität beeinflusst werden, war bisher unbekannt. Neue Daten von einem der größten Krebskongresse weltweit, dem ASCO-GU23, deuten allerdings darauf hin, dass vor allem Frauen sehr viel stärker unter den Folgen der Blasenentfernung leiden. Auffällig war zudem, dass Frauen im Mittel bereits eine schlechtere emotionale und kognitive Ausgangsverfassung haben. Zu den kognitiven Fähigkeiten des Menschen gehören u.a. Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Kreativität, Planen, Orientierung, Vorstellungskraft oder Wille. Die ersten 3 Jahre nach dem Eingriff entwickelt sich der allgemeine Gesundheitszustand bei Frauen und Männern recht einheitlich. Zwischen dem 4. und 8. Jahr jedoch ist die Lebensqualität bei den Männern bereits deutlich höher als bei den Frauen. Geht es dann zeitlich über die 10 Jahre hinaus, wird der Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und Lebensqualität deutlich. Das bedeutet, dass sowohl Männer als auch Frauen, die körperlich fit sind, besser mit den Folgen der Erkrankung umgehen können. Eine länger bestehende Harninkontinenz nach der Blasenentfernung wirkt sich wiederum negativ auf die Lebensqualität aus. Die Studiendaten verraten aber auch, dass Frauen in ihrer Krankheitsverarbeitung deutlich stärker von sozialen und familiären Bindungen profitieren als Männer. Zwischenmenschlich gut aufgefangen, steigt bei Frauen auch die Lebensqualität nach einer lebensverändernden Erkrankung wie Harnblasenkrebs und deren Folgen.

Weiterführende Informationen zum Thema Harnblasenkrebs, zur Diagnostik und zur Behandlung finden Sie auch auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit unter dem Menüpunkt „Die Urologie“ > „Organe und häufige Erkrankungen“:

Originalquelle:

Westhofen T et al., Gender specific differences in health-related quality of life for patients with bladder cancer following radical cystectomy. J Clin Oncol 41, 2023 (suppl. 6; abstr. 437). doi: 10.1200/JCO.2023.41.6_suppl.437; ASCO-GU23, San Francisco