Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Medizin: Dank der Analyse riesiger Datenmengen kann sie Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen bereits vielfach unterstützen. Sie verbessert die Diagnostik, erlaubt Vorhersagen über den Behandlungsverlauf, sie macht zunehmend personalisierte Behandlungen, etwa im Bereich von Krebserkrankungen, möglich und wird künftig dazu beitragen, das Risiko für bestimmte Krankheiten früh zu erkennen und ihrem Auftreten besser vorbeugen zu können. Auch in der Urologie kommt die Künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz, etwa mit der KI-gestützten Bildgebung bei der Diagnostik von Prostatakrebs.

KI-gestützter Expertenrat für die Behandlung von Hodenkrebs

Ganz aktuell hält die Künstliche Intelligenz Einzug beim sogenannten eKonsil Hodenkrebs, das behandelnden Urologinnen und Urologen deutschlandweit die Möglichkeit zur Einholung einer Expertenmeinung für ihre Patienten gibt. Zwischen 18 und 24 % aller neu diagnostizierten sowie der wieder auftretenden Hodentumore in Deutschland werden in diesem Online-Netzwerk vorgestellt, wie Vertreter des nationalen Zweitmeinungsnetzwerks Hodentumore im September auf dem 76. Kongress der Deutschen Gesellschaft in Leipzig berichteten. In vielen Fällen führt der Rat der ausgewiesenen Hodenkrebs-Experten zu einer Änderung des Therapiekonzepts und damit zu einer verbesserten Versorgungsqualität. Künftig wird diese Therapieempfehlung mithilfe einer künstlichen Intelligenz erstellt. Der Algorithmus werte die aktuelle S3-Leitlinie, veröffentlichte Studien und einen Datensatz von über 12.000 Einträgen aus. Zusätzlich würden frühere Expertenempfehlungen aus dem Netzwerk in die aktuelle Bewertung integriert. Das „KI eKonsil“ beziehe dabei umfassend patientenspezifische Faktoren sowie neue, in Leitlinien noch nicht erfasste Publikationen mit ein. Mit all diesen Daten bekommt der beratende Experte ein weiteres wichtiges Werkzeug an die Hand, das ihn dabei unterstützt, seine Therapieempfehlung zu erstellen.
Derzeit befindet sich das System, nach abgeschlossenem Training, noch in einer Bewertungsphase, so die Vertreter des Netzwerks.

Das eKonsil Hodenkrebs ist Teil des „eKonsil Fachgebiet Urologie“, das auf seinem Online-Portal auch die Expertenmeinung für die Bereiche Peniskarzinom und metastasiertes Nierenzellkarzinom ermöglicht.

Weitere Informationen dazu finden Sie unter nachfolgendem Link hier auf der Website der Urologischen Stiftung Gesundheit (USG): https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ekonsil/

UroBot: auf dem Weg zum Assistenzsystem für die Patientenversorgung

Ein weiteres Beispiel für Künstliche Intelligenz in der Urologie ist der sogenannte UroBot, der jüngst von Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und Ärzten der Urologischen Universitätsklinik Mannheim entwickelt und erfolgreich getestet wurde. Das spezialisierte Sprachmodell für die Urologie konnte Fragen der Facharztprüfung Urologie mit höherer Genauigkeit beantworten als erfahrene Urolog:innen und begründet seine Antworten detailliert und nachvollziehbar anhand der Leitlinien. Das mache UroBot zu einem vielversprechenden Assistenzsystem für die Patientenversorgung, schlussfolgern die Forschenden. Wie ein präzises Zweitmeinungssystem für medizinische Entscheidungen in der Urologie könnte der UroBot Ärzt:innen in Klinik und Praxis bei der evidenzbasierten und personalisierten Versorgung unterstützen. „Die Nutzung von nachvollziehbaren Sprachmodellen wie UroBot wird in den nächsten Jahren eine enorme Bedeutung in der Patientenversorgung bekommen und helfen, leitliniengerechte Versorgung auch bei zunehmend hoher Komplexität von Therapieentscheidungen flächendeckend sicherzustellen“, betont Titus Brinker aus dem Forschungsteam in einer Pressemitteilung des DKFZ.