Hodentorsion (Hodendrehung) und Hydatidentorsion – Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung

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Hodentorsion (Hodendrehung) und Hydatidentorsion – Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung

Akute Schmerzen im Hoden sind immer ein medizinischer Notfall. Besonders bei jungen Männern und Jungen gilt es, eine Hodentorsion oder Hydatidentorsion schnell zu erkennen und zu behandeln. Beide Krankheitsbilder können ähnliche Beschwerden verursachen, unterscheiden sich jedoch in Ursache, Dringlichkeit und Therapie. Dieser Artikel der Urologischen Stiftung Gesundheit erklärt verständlich die medizinischen Grundlagen, diagnostischen Schritte und therapeutischen Maßnahmen bei diesen akuten urologischen Erkrankungen.

Was ist eine Hodentorsion?

Bei einer Hodentorsion handelt es sich um eine plötzliche Drehung des Samenstrangs und des Hodens um die eigene Achse. Dabei wird der Samenstrang – in dem Blutgefäße, Nerven und der Samenleiter verlaufen – abgedreht. In der Folge wird die Blutzufuhr zum Hoden unterbrochen. Ohne schnelle Behandlung droht ein Absterben des Hodengewebes bereits nach wenigen Stunden.

Diese Erkrankung tritt vor allem im Kindes- und Jugendalter auf, kann aber auch bei erwachsenen Männern vorkommen. Ursache ist oft eine schlechte Fixierung des Hodens im Hodensack, bei der der Hoden im Hodensack ungewöhnlich beweglich ist. Diese anatomische Variante begünstigt die Torsion besonders bei sportlicher Aktivität, abrupten Bewegungen oder auch im Schlaf.

Was ist eine Hydatidentorsion?

Im Gegensatz dazu ist die Hydatidentorsion eine Drehung eines kleinen, meist funktionslosen Gewebeanhangs am Hoden oder Nebenhoden – der sogenannten Hydatide. Diese Struktur ist ein Überbleibsel der vorgeburtlichen Entwicklung. Wird sie abgedreht, entsteht eine lokale Durchblutungsstörung und Schwellung, die zu Schmerzen führen können.

Im Gegensatz zur Hodentorsion ist die Hydatidentorsion zwar unangenehm, aber weniger gefährlich. Sie betrifft vor allem Jungen zwischen 7 und 14 Jahren und ist die häufigste Ursache für akute Hodenschmerzen in dieser Altersgruppe.

Symptome – Wie äußert sich eine Hodentorsion?

Die Beschwerden bei einer Hodentorsion setzen typischerweise plötzlich ein. Charakteristisch sind:

  • Starke, einseitige Hodenschmerzen
  • Schwellung und Rötung des betroffenen Hodens
  • Hochstand des betroffenen Hodens im Hodensack
  • Übelkeit und/oder Erbrechen
  • Bauchschmerzen (besonders bei Kindern)

Bei der Hydatidentorsion sind die Schmerzen meist weniger stark und entwickeln sich langsamer. Typisch ist ein lokalisierter, punktueller Schmerz. In manchen Fällen lässt sich ein kleiner, blauer Punkt unter der Haut erkennen („blue dot sign“), was auf eine abgestorbene Hydatide hindeutet.

Diagnostik – Wie erkennt der Urologe die Torsion?

Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche körperliche Untersuchung. Bei Verdacht auf eine Hodentorsion ist Eile geboten: Jede Stunde zählt, um den Hoden zu retten. Daher wird oft direkt eine operative Hodenfreilegung empfohlen, ohne auf bildgebende Verfahren zu warten.

Wenn Zeit für eine weitere Diagnostik bleibt, erfolgt in der Regel eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) mit Farbdoppler-Technik. Dabei kann die Durchblutung des Hodens beurteilt werden:

  • Bei einer Hodentorsion ist die Blutzufuhr deutlich reduziert oder fehlt vollständig.
  • Bei einer Hydatidentorsion ist der Hoden gut durchblutet, oft zeigt sich aber eine kleine zystische Struktur ohne Durchblutung.

Laboruntersuchungen sind meist unauffällig, können aber helfen, eine entzündliche Ursache (z. B. eine Nebenhodenentzündung) auszuschließen.

Therapie – Wie wird eine Hodentorsion oder Hydatidentorsion behandelt?

Therapie der Hodentorsion

Die Hodentorsion ist ein urologischer Notfall und muss innerhalb von sechs Stunden operativ behandelt werden. Im Rahmen einer Notfalloperation wird der Hoden freigelegt, zurückgedreht und auf Durchblutung überprüft. Ist das Gewebe noch vital, wird der Hoden in korrekter Position im Hodensack fixiert (Orchidopexie). Auch der Hoden der Gegenseite wird meist vorsorglich befestigt, da auch für ihn das Risiko einer Hodendrehenung besteht.

Ist der Hoden bereits abgestorben, muss er entfernt werden (Orchiektomie). Dies kann für betroffene Patienten eine psychisch belastende Erfahrung sein, weshalb frühzeitiges Handeln besonders wichtig ist.

Therapie – Wie wird eine Hodentorsion oder Hydatidentorsion behandelt?

Die Hydatidentorsion ist nicht lebensbedrohlich. Die Schmerzen lassen sich in den meisten Fällen konservativ behandeln – durch Hochlagerung, Kühlung und Schmerzmittel. Die Beschwerden klingen meist innerhalb weniger Tage ab. Nur bei anhaltenden Schmerzen oder unklarer Diagnose erfolgt eine operative Entfernung der Hydatide.

Prognose und Nachsorge

Bei frühzeitig erkannter Hodentorsion kann der Hoden in bis zu 90 % der Fälle erhalten werden. Je später die Operation erfolgt, desto größer ist das Risiko für einen Hodenverlust. Nach dem Eingriff sind regelmäßige Nachkontrollen beim Urologen sinnvoll, um die Hodenfunktion und Entwicklung zu überwachen.

Die Hydatidentorsion heilt in der Regel folgenlos aus. Komplikationen sind selten. Ein operativer Eingriff ist nur bei Unsicherheiten oder ausgeprägten Beschwerden notwendig.

Ist eine Torsion gefährlich?

Die Hodentorsion ist gefährlich, da sie unbehandelt zu einem vollständigen Verlust des Hodens führen kann. Ein schneller Therapiebeginn ist entscheidend für den Erhalt der Hodenfunktion, die spätere Fruchtbarkeit und Testosteronproduktion. Die Hydatidentorsion ist hingegen weitgehend harmlos und hat in der Regel keine langfristigen Folgen. Dennoch muss jede Hodenschwellung oder jeder Schmerz im Hodenbereich zeitnah urologisch abgeklärt werden.

Fazit – Schnelles Handeln kann den Hoden retten

Bei akuten Hodenschmerzen zählt jede Minute. Eine frühzeitige urologische Untersuchung kann helfen, zwischen einer harmlosen Hydatidentorsion und einer bedrohlichen Hodentorsion zu unterscheiden. Während die eine lediglich beobachtet werden kann, muss die andere umgehend operativ behandelt werden. Eltern, Jugendliche und Männer sollten über diese wichtige Differenzierung informiert sein – und bei Zweifeln lieber einmal zu viel als zu wenig einen Urologen aufsuchen.

Häufige Fragen zu Hodentorsion und Hydatidentorsion (FAQ)

  1. Wie schnell muss eine Hodentorsion behandelt werden?
    Innerhalb von 6 Stunden sollte eine Operation erfolgen, um den Hoden zu retten. Danach sinken die Heilungschancen rapide.
  2. Kann eine Hydatidentorsion gefährlich werden?
    Nein, eine Hydatidentorsion ist schmerzhaft, aber harmlos. Sie heilt in der Regel ohne Operation aus.
  3. Kann ich eine Hodentorsion selbst erkennen?
    Starke, einseitige Hodenschmerzen mit Schwellung und Übelkeit sind Alarmzeichen. Eine sichere Diagnose kann aber nur ein Urologe stellen.