BESSER LEBEN
Besser leben mit Harnröhren- und Bauchkathetern
Diese Empfehlungen helfen Ihnen im Alltag
Was ist ein Blasenkatheter?
Ein Blasenkatheter ist ein dünner, flexibler Schlauch, der in die Blase eingeführt wird, um Urin abzuleiten. Dies kann notwendig sein, wenn Sie aufgrund einer medizinischen Bedingung nicht oder nur unvollständig die Blase entleeren können und die Gefahr besteht, dass sich dadurch Harnwegsinfektionen, Blasensteine oder eine Rückstauung in die Nieren entwickeln.
Manchmal wird ein Blasenkatheter auch benutzt, wenn ein schwerer Harnverlust (Inkontinenz) vorliegt, der mit anderen Mitteln nicht genügend behoben werden kann. Zunächst sollte jedoch geprüft werden, ob dieses Problem nicht mit Vorlagen oder beim Mann auch mit Kondomurinalen gelöst werden kann.
Kondomurinale werden wie ein Kondom über den Penis gestreift und haben einen Ablauf für einen Urinbeutel. Weil ein Katheter selbst Probleme hervorrufen kann, sollte immer geprüft werden, ob es keine andere Problemlösung gibt.
Harnröhrenkatheter und Bauchkatheter im Vergleich
Ein Harnröhrenkatheter ist ein solcher Schlauch, der durch die Harnröhre in die Blase eingeführt wird. Dabei gibt es Verweilkatheter, die ständig in der Harnröhre liegen, und Einmalkatheter, die mehrfach täglich vom Patienten selbst durch die Harnröhre in die Blase eingeführt werden, um sie zu entleeren. Dies setzt allerdings die nötige Fingerfertigkeit voraus.
Ein Bauchkatheter ist ähnlich, dabei wird der Katheter jedoch nach einem kleinen Einschnitt der Haut oberhalb des Schambeins direkt in die Blase eingeführt. Diese Methode wird oft verwendet, wenn die Harnröhre nicht genutzt werden kann oder das Wasserlassen zwar noch funktioniert, aber Restharn verbleibt und die Blase nach dem Wasserlassen durch den Bauchkatheter dann restlos entleert werden soll. Wenn der Urin über eine längere Dauer abgeleitet werden muss, ist in der Regel der Bauchkatheter zu bevorzugen.
Beide Methoden dienen demselben Zweck: der Urinableitung aus der Blase.
Wichtige Hygienemaßnahmen bei Kathetern
Der Alltag mit einem Katheter erfordert gewisse Anpassungen und ein bewusstes Management, um Komplikationen wie Infektionen oder Schmerzen zu vermeiden. Hygiene spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es ist äußerst wichtig, dass die Hautstelle, an der der Katheter eingeführt wurde, sowie der Katheter selbst sauber gehalten werden. Dies bedeutet, dass Sie die Einführungsstelle und auch das Äußere des Katheters täglich mit Wasser und einer milden Seife reinigen. Mit beiden Formen eines Katheters dürfen Sie duschen. Beim Harnröhrenkatheter fließt häufig gelbliches Sekret aus dem Bereich zwischen Katheter und Harnröhre ab, das Sie sorgfältig abtupfen sollten. Wenn Sie den Penis reinigen, ziehen Sie die Vorhaut zurück, vergessen aber nicht, sie nach der Reinigung wieder nach vorne zu streifen. Die Mündung des Bauchkatheters aus der Bauchdecke wird häufig mit einem Verband überklebt, den Sie regelmäßig wechseln sollten. Allerdings verwenden Sie dabei keine Schere, um den Katheter oder seine Befestigung nicht zu beschädigen. Wenn nach anfänglichem Verband diese kleine Wunde trocken ist, können Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt auch auf den Verband verzichten, weil sich darunter Feuchtigkeit ansammelt.
Der richtige Umgang mit dem Urinbeutel
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Umgang mit dem Beutel, der den Urin sammelt. Dieser Beutel sollte fest mit dem Katheter verbunden sein (geschlossenes System), regelmäßig entleert und von außen gereinigt werden, um Gerüche und Infektionen zu vermeiden. Es ist auch wichtig, darauf zu achten, dass der Beutel immer unterhalb der Blase getragen wird, um den Rückfluss von Urin zu verhindern, der Infektionen verursachen könnte. Dies können beim bettlägerigen Patienten größere Bettbeutel sein, oder es sind Beinbeutel, die mit Gurten oder einem Holster am Bein befestigt werden.
Auf die Verbindungsstelle zwischen Katheteröffnung und Beutel müssen Sie sorgfältig aufpassen, wenn Sie den Beutel wechseln, um Infektionen zu vermeiden. Diesen Wechsel sollten Sie nur mit sorgfältig gereinigten und wenn möglich desinfizierten Händen vornehmen. Die Enden von Katheter und Beutel dürfen nicht mit der Umgebung, der Kleidung oder der Haut in Berührung kommen, und vor dem Einstecken des Beutels in den Katheter müssen beide Enden gründlich desinfiziert werden.

Abklemmen des Katheters und Nutzung eines Katheterventils
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin entscheidet, ob der Urin dauerhaft in den Beutel abfließen oder ob der Katheter zwischen den Entleerungen abgeklemmt werden soll. Das regelmäßige Abklemmen beugt der Entwicklung einer Schrumpfblase vor, die bei dauerabgeleitetem Urin auftreten kann. Das Abklemmen kann mit einem Riegel oder mit einer speziellen Klemme von außen geschehen. Trennen Sie dabei nicht den Katheter vom Beutel und verwenden auch keinen Katheterstöpsel, außer, Ihr Arzt hätte es Ihnen erlaubt. Eine probate Methode ist die Verwendung eines Katheterventils, das fest zwischen Katheter und Urinbeutel eingebracht wird und das mit Knopfdruck geöffnet und geschlossen werden kann.
Katheter sicher befestigen
Bei der täglichen Aktivität sollten Träger von Kathetern darauf achten, den Katheter sicher zu befestigen, um zu vermeiden, dass er sich versehentlich löst, irgendwo hängen bleibt oder zieht, was zu Verletzungen führt. Auch sorgen diese Befestigungen dafür, dass Katheter oder der Schlauch des Urinbeutels nicht abknicken, was dazu führen würde, dass der Urin nicht ablaufen kann. Spezielle Befestigungsmethoden, wie spezielle Klebebänder oder dafür vorbereitete Unterwäsche, können hierbei helfen und dazu beitragen, dass Sie sich während Ihrer täglichen Aktivitäten sicherer fühlen. Oder Sie befestigen den Katheter zum Beispiel mit einzelnen Pflastern am Körper, damit er nicht aus dem Körper gerissen wird oder abknickt.
Ernährung und Flüssigkeitszufuhr bei Kathetern
Zusätzlich zu diesen hygienischen Maßnahmen ist es auch wichtig, auf die Ernährung zu achten. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Flüssigkeiten (vorzugsweise Wasser), kann helfen, den Urin zu verdünnen und das Risiko von Harnwegsinfektionen zu verringern. Vermeiden Sie jedoch Getränke, die die Blase reizen könnten, wie Kaffee, Cola, Alkohol und sehr saure Säfte.
Technische Schwierigkeiten und mögliche Komplikationen
Die korrekte Handhabung dieser Katheter ist entscheidend, um Komplikationen vorzubeugen. Zu den häufigsten Problemen gehören neben Schwierigkeiten in der Handhabung des Katheters Infektionen, Verstopfungen und Hautirritationen um die Einführstelle.
Zunächst gilt es, technische Schwierigkeiten mit dem Katheter zu vermeiden. Die meisten Verweilkatheter werden dadurch fest in ihrer Position gehalten, dass an ihrer Spitze ein Ballon mit Flüssigkeit aufgefüllt wird, was ein Herausfallen verhindert. Diese Füllung geschieht über einen im Katheter eingebauten dünnen Kanal mit Hilfe einer Blockerspritze. Für sie ist das kleine „Ärmchen“, das Sie neben der Mündung des Katheters herausragen sehen. Diesen Ansatz für die Blockerspritze müssen Sie sorgsam schützen, dürfen ihn insbesondere nicht versehentlich durchtrennen, weil ansonsten der Katheter herausfällt.
Infektionsrisiken und Vorbeugung
Infektionen sind eine der häufigsten Komplikationen bei langfristigem Kathetergebrauch. Bakterien können entlang des Katheters in die Blase gelangen und dort Infektionen verursachen, die als Harnwegsinfektionen bekannt sind. Symptome einer solchen Infektion können Fieber, Schüttelfrost, verstärkter Harndrang, schmerzhafter Harndrang und trüber oder ungewöhnlich riechender Urin sein. Es ist äußerst wichtig, strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten, um solche Infektionen möglichst zu vermeiden. Dazu gehören das regelmäßige Wechseln und sorgfältige Reinigen des Katheters und des Auffangbeutels.
Allerdings wird der Urin bei einem Katheterträger häufig Zeichen einer bakteriellen Besiedelung aufweisen, weil der Katheter eine offene Verbindung des (eigentlich sterilen) Körperinneren mit der (unsterilen) Körperoberfläche darstellt. Wenn keine Schmerzen oder Fieber auftreten, muss diese Besiedelung mit Bakterien nicht unbedingt behandelt werden. Diese Entscheidung trifft Ihr Arzt.
Verstopfungen im Katheter und deren Vermeidung
Verstopfungen des Katheters können auftreten, wenn sich Gries im Urin im Katheter ablagert. Dies kann zu einem Rückstau von Urin führen, der nicht nur unangenehm ist, sondern auch das Risiko für Infektionen und Blasenschäden erhöht. Um Verstopfungen zu vermeiden, ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und gegebenenfalls den Katheter zu spülen, allerdings nur nach Vorgabe des medizinischen Personals. Je nach Säurewert des Urins können solche Griesbildungen verstärkt sein. Dann können Medikamente helfen, den Säurewert zu verändern. Wenn der Katheter durch diese Griesablagerungen verstopft, erkennen Sie das daran, dass der Urin schlecht abläuft und Sie pressen müssen, um den Urin durch den Katheter zu entleeren. Ausnahmsweise kann es in diesem Fall erlaubt sein, den Katheter mit Kochsalzlösung durchzuspülen. Generell soll eine solche Blasenspülung nur in begründeten Ausnahmefällen durchgeführt werden, weil dadurch die Infektionsgefahr steigt.
Hautirritationen und deren Behandlung
Hautirritationen können durch die ständige Reibung des Katheters an der Einführstelle entstehen. Um diese zu minimieren, sollte die Einführstelle täglich gereinigt und auf Rötungen, Schwellungen oder Ausfluss überprüft werden. Geeignete Salben und Hautpflegeprodukte können helfen, die Haut gesund zu halten und Irritationen zu reduzieren.
Blasensteine und Nierenprobleme bei Kathetern
Neben diesen häufigen Komplikationen können auch spezifischere Probleme auftreten, wie beispielsweise Blasensteine oder Nierenprobleme. Blasensteine können sich bilden, wenn der Urin zu lange in der Blase verweilt oder wenn sich Mineralablagerungen an der Katheterspitze bilden. Nierenprobleme können entstehen, wenn Infektionen aufsteigen und die Nieren beeinträchtigen.
Was muss ich tun, wenn ein Katheter herausfällt?
Wenn unbeabsichtigt ein Katheter herausfällt, muss schnell ein neuer Katheter gelegt werden, um Stauungen in der Blase zu vermeiden. Ganz besonders eilig ist das bei herausgefallenen Bauchkathetern, weil in den ersten Stunden der dünne Kanal, über den der Katheter in die Blase geführt ist, noch offen ist, sich dann aber verschließt. In den ersten Stunden kann noch über diesen Kanal ein neuer Katheter unkompliziert eingelegt werden.
Regelmäßiger Katheterwechsel zur Vermeidung von Komplikationen
Alle Katheter müssen regelmäßig gewechselt werden, weil sich im ihrem Inneren immer Verkrustungen bilden, die zu einem verschlechterten Abfluss durch den Katheter führen und auch Entzündungen begünstigen. Der Abstand zwischen den Wechseln bestimmt Ihr Arzt.
Zusammenarbeit mit dem Arzt ist wichtig
Die Zusammenarbeit mit Ihrem Urologen und Ihrem Hausarzt ist sehr wichtig. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen ermöglichen es, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Bei jedem Verdacht auf eine Komplikation sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Das gilt insbesondere für Schmerzen, Fieber (ohne sonstige Erklärung) oder Schüttelfrost.
Psychische Gesundheit beim Umgang mit Kathetern
Auch die emotionale und psychische Gesundheit darf nicht vernachlässigt werden. Viele Menschen empfinden den Umgang mit einem Katheter anfangs als belastend oder unangenehm. Es ist hilfreich, offen mit dem medizinischen Fachpersonal zu sprechen und gegebenenfalls eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, um Unterstützung beim Umgang mit dieser neuen Lebenssituation zu erhalten.
Fazit: Leben mit Harnröhrenkatheter und Bauchkatheter
Abschließend lässt sich sagen, dass das Leben mit einem Harnröhrenkatheter oder einer suprapubischen Zystostomie zwar Herausforderungen mit sich bringt, aber mit der richtigen Pflege und Unterstützung ein aktives und erfülltes Leben weiterhin möglich ist. Regelmäßige ärztliche Überwachung, sorgfältige Hygiene und ein gutes Verständnis der möglichen Risiken sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und Ihre Lebensqualität zu erhalten.“
Weitere Informationen zum Thema:

Liebe Patientin, lieber Patient,
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Für Ihre Gesundheit wünschen wir Ihnen alles Gute!
Dr. med. Holger Borchers
Prof. Dr. med. Helmut Haas
Geschäftsführer der Urologischen Stiftung Gesundheit gGmbH
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