Akut – was tun?
Erschwertes Wasserlassen – Ursachen, Soforthilfe und Behandlungsmöglichkeiten
Handlungsempfehlungen der Urologischen Stiftung Gesundheit
Das erschwerte Wasserlassen ist ein häufig auftretendes Problem, das Männer und Frauen gleichermaßen betreffen kann. Es beschreibt die Schwierigkeit, den Harn vollständig und schmerzfrei zu entleeren. Betroffene leiden häufig unter einem schwachen Harnstrahl, einem verzögerten Beginn des Wasserlassens oder dem Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können.
Dieser Fachtext soll Patienten helfen, sich einen Überblick über mögliche Ursachen zu verschaffen, Sofortmaßnahmen zu ergreifen und die richtige Vorgehensweise bis zum Arztbesuch zu kennen.
Ursachen von erschwertem Wasserlassen
Es gibt verschiedene Gründe, warum das erschwerte Wasserlassen auftreten kann. Die Ursachen reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen, die einer ärztlichen Abklärung bedürfen. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Harnwegsinfekte (Blasenentzündungen): Diese Entzündungen treten besonders häufig bei Frauen auf und führen zu Schmerzen beim Wasserlassen sowie einem häufigen Harndrang. Auch Männer können betroffen sein.
- Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH): Bei älteren Männern ist eine Vergrößerung der Prostata eine häufige Ursache für Probleme beim Wasserlassen. Die vergrößerte Prostata übt Druck auf die Harnröhre aus, wodurch der Urinfluss erschwert wird.
- Harnsteine: Ablagerungen von Salzen oder Mineralien können sich in den Harnwegen bilden und zu Blockaden führen. Das kann Schmerzen und Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase verursachen.
- Neurologische Störungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Diabetes oder Rückenmarksverletzungen können die Nervenversorgung der Blase beeinträchtigen und das Wasserlassen erschweren.
- Medikamentennebenwirkungen: Bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Antihistaminika oder einige Antidepressiva, können die Harnblase beeinflussen und zu Problemen führen.
Was können Patienten selbst tun?
Wenn Sie plötzlich Schwierigkeiten beim Wasserlassen haben, sollten Sie ruhig bleiben. Es gibt einige Maßnahmen, die Sie vor Ihrem Arztbesuch ergreifen können, um die Situation zu lindern:
- Wärme anwenden: Legen Sie eine Wärmflasche oder ein warmes Handtuch auf den Unterbauch. Wärme kann helfen, die Muskulatur der Blase und des Beckenbodens zu entspannen und die Beschwerden zu lindern.
- Viel trinken: Auch wenn es unangenehm ist, sollten Sie nicht weniger trinken, um den Harndrang zu verringern. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verdünnt den Urin und kann helfen, die Harnwege zu spülen. Trinken Sie idealerweise Wasser oder Kräutertees.
- Entspannungsübungen: Setzen Sie sich entspannt auf die Toilette und atmen Sie tief ein und aus. Oftmals kann Anspannung den Harndrang unterdrücken. Durch gezielte Atemtechniken kann das Entleeren der Blase leichter fallen.
- Vermeiden Sie reizende Substanzen: Koffein, Alkohol und scharfe Speisen können die Blase zusätzlich reizen und die Beschwerden verschlimmern. Verzichten Sie darauf, bis Sie Ihren Arzt aufgesucht haben.
- Harnableitung mit Hilfe der Schwerkraft: Stehen Sie während des Wasserlassens auf oder lehnen Sie sich leicht nach vorne, um der Blase zu helfen, sich besser zu entleeren.
Wann sollte der Arzt aufgesucht werden?
Wenn das erschwerte Wasserlassen nach ein paar Stunden nicht nachlässt oder mit starken Schmerzen, Fieber oder Blut im Urin einhergeht, ist ein sofortiger Arztbesuch notwendig. In einigen Fällen kann es zu einem akuten Harnverhalt kommen, bei dem gar kein Urin mehr abfließen kann. Dies stellt einen urologischen Notfall dar, der schnell behandelt werden muss.
Besonders bei Männern, die unter einer vergrößerten Prostata leiden, kann es häufiger zu einem solchen Notfall kommen. Eine rechtzeitige medizinische Abklärung und gegebenenfalls die Einleitung einer geeigneten Behandlung, wie etwa eine medikamentöse Therapie oder operative Eingriffe, können langfristige Beschwerden vermeiden.
Diagnose und Behandlung durch den Urologen
Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und Fragen zu Ihrer Krankengeschichte sowie zu aktuellen Beschwerden stellen. Eine körperliche Untersuchung und eine Ultraschalluntersuchung der Blase und Prostata oder der Nieren kann Klarheit über die Ursache des Problems geben.
- Laboruntersuchungen: Ein Urintest kann Hinweise auf eine Infektion oder Blut im Urin liefern. Bei einem Verdacht auf eine Prostatavergrößerung oder Harnsteine kann eine weiterführende Bildgebung notwendig sein.
- Blasenspiegelung (Zystoskopie): In manchen Fällen ist eine Blasenspiegelung nötig, um innere Strukturen genauer zu untersuchen und potenzielle Hindernisse im Harntrakt aufzuspüren.
Je nach Diagnose wird der Arzt eine individuell angepasste Therapie einleiten. Bei Infektionen helfen meist Antibiotika, während Harnsteine manchmal durch Medikamente oder operative Verfahren entfernt werden müssen. Eine vergrößerte Prostata kann mit Medikamenten oder in fortgeschrittenen Fällen operativ behandelt werden.
Langfristige Vorbeugung
Um Problemen mit dem Wasserlassen langfristig vorzubeugen, gibt es einige einfache Maßnahmen:
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von etwa 1,5 bis 2 Litern täglich.
- Gehen Sie bei ersten Anzeichen einer Blasenentzündung sofort zum Arzt.
- Bei Prostatabeschwerden sollten Männer regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen beim Urologen wahrnehmen.
Fazit
Das erschwerte Wasserlassen ist ein häufiges und oftmals sehr unangenehmes Problem, das verschiedene Ursachen haben kann. Wichtig ist, dass Sie sich bei anhaltenden Beschwerden oder akuten Schmerzen frühzeitig in ärztliche Behandlung begeben. Mit den beschriebenen Sofortmaßnahmen können Sie erste Schritte einleiten, um die Beschwerden zu lindern, bis Sie Ihren Urologen aufsuchen können. Denken Sie daran: Eine frühzeitige Abklärung und gezielte Behandlung kann Komplikationen vermeiden und Ihnen langfristig Erleichterung verschaffen.
Weitere Informationen zum Thema:
Häufige Erkrankungen der Prostata (Kapitel gutartige Prostatavergrößerung)
Patientenforum (Beitrag gutartige Prostatavergrößerung)
Lexikon (Kapitel Prostatavergrößerung)

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