Häufigkeit der Syphilis
Seit dem Jahr 2010 steigt die Zahl der jährlichen Syphilis-Neuinfektionen kontinuierlich an, mit Ausnahme des Jahres 2018.
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland knapp 8000 Fälle von Syphilis gemeldet.
Mehr als 90 Prozent aller diagnostizierten Infektionen betreffen Männer.
Ein großer Teil dieser Männer steckt sich durch Sexualkontakte mit anderen Männern an (MSM – Männer, die Sex mit Männern haben).
Erreger der Syphilis
Das Bakterium, das die Infektionskrankheit Syphilis auslöst, trägt den Namen Treponema pallidum.
Übertragungsweg der Syphilis
Die Ansteckung erfolgt überwiegend durch sexuelle Kontakte – insbesondere beim Geschlechtsverkehr ohne Kondom, bei dem es zum Kontakt mit infizierter Schleimhaut im Intimbereich oder im Mund kommt.
Beim sexuellen Kontakt mit einer infizierten Person kommt es bei etwa 3 von 10 Menschen zu einer Ansteckung.
Besonders ansteckend sind Patienten, die sich im ersten oder zweiten Krankheitsstadium befinden (siehe Abschnitt Beschwerden/Verlauf).
Eine Übertragung ist zudem von einer erkrankten Schwangeren auf ihr ungeborenes Kind möglich.
Beschwerden und Krankheitsstadien
Nur etwa jede zweite an Syphilis erkrankte Person entwickelt überhaupt Beschwerden.
Zu Beginn – durchschnittlich etwa 2 bis 3 Wochen nach der Ansteckung – bildet sich an der Eintrittsstelle des Erregers ein Knoten oder ein schmerzloses Geschwür.
Dieses Geschwür heilt in der Regel von selbst ab und kennzeichnet das Stadium I, auch als Primäre Syphilis bezeichnet.
Typische Lokalisationen sind die Schamlippen bei Frauen, die Eichel oder die Penisfurche bei Männern.
Je nach Art des Sexualkontakts können solche Läsionen auch im Mund, im Rachen oder im Analbereich bzw. Enddarm auftreten.
In der Nähe der Eintrittsstelle können vergrößerte Lymphknoten tastbar sein.
Verlauf der Syphilis
Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sich der Erreger im Körper weiter ausbreiten und zu einem chronischen Verlauf führen.
Dabei können verschiedene Organe betroffen sein. Die Syphilis verläuft typischerweise in mehreren aufeinanderfolgenden Stadien.
Im Stadium II – etwa 4 bis 10 Wochen nach der Infektion – auch bekannt als sekundäre Syphilis, zeigt sich ein sehr variables Krankheitsbild.
Typisch sind Fieber, Schmerzen in Knochen, Gelenken und Kopf, Haarausfall sowie harte Lymphknotenschwellungen.
Es kommt außerdem zu unterschiedlichen Hautausschlägen und Hautveränderungen.
Eine häufige Hauterscheinung, die der Masern ähnelt, tritt an den Handflächen und Fußsohlen auf.
Solche Hautveränderungen können bis zu zwei Jahre bestehen bleiben.
An dieses Stadium kann sich ein beschwerdefreies Intervall von mehreren Jahren anschließen, in dem jedoch Antikörper gegen Syphilis im Blut nachweisbar bleiben.
Bei etwa 3 von 10 unbehandelten Erkrankten tritt eine spontane Heilung auf.
Wenn keine Behandlung erfolgt und auch keine Spontanheilung eintritt, entwickelt sich Stadium III, die sogenannte Tertiärsyphilis.
In diesem Stadium treten erneut Hautveränderungen auf, oft gruppiert, in Form von Halbmondanordnungen, Knoten oder flachen Plaques.
Außerdem können schmerzlose, elastische Geschwüre – sogenannte Gummen – im Unterhautfettgewebe oder in inneren Organen auftreten.
Auch das Herz-Kreislaufsystem ist in diesem Stadium betroffen: Durch Gewebeveränderungen können sich Aussackungen (Aneurysmen) an Blutgefäßen wie der großen Bauchschlagader entwickeln, die Jahre nach der Infektion reißen und lebensbedrohliche Blutungen verursachen können.
Im Stadium IV, der Neurosyphilis oder quartären Syphilis, ist das zentrale Nervensystem mitbetroffen.
Die Symptome reichen von völliger Beschwerdefreiheit bis hin zu neurologischen Störungen und fortschreitenden Lähmungen.
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem – zum Beispiel bei einer gleichzeitigen HIV-Infektion – besteht ein erhöhtes Risiko für einen besonders schweren Krankheitsverlauf.
In der Schwangerschaft kann eine unbehandelte Syphilis schwere Schäden beim ungeborenen Kind verursachen.
Durch rechtzeitige Diagnostik und geeignete Therapie können die schwerwiegenden Stadien III und IV heute in den meisten Fällen vermieden werden.
Die Entdeckung des Antibiotikums Penicillin war entscheidend für diese Fortschritte in der Behandlung.
Diagnostik bei Syphilis
Die Diagnose einer Syphilis erfolgt in der Regel durch eine Blutuntersuchung.
Je nach Krankheitsverlauf können mehrere Blutproben notwendig sein.
In bestimmten Fällen kann das Bakterium direkt in der Flüssigkeit von nässenden Hautveränderungen unter dem Mikroskop nachgewiesen werden.
Wird eine Syphilis-Erkrankung festgestellt, erfolgt eine anonyme Meldung an das Robert-Koch-Institut.
Zusätzlich sollte bei bestätigter Infektion auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen, wie zum Beispiel HIV, getestet werden.
Behandlung der Syphilis
Zur Behandlung wird das Antibiotikum Penicillin eingesetzt.
In den frühen Stadien I und II genügt in der Regel eine einmalige intramuskuläre Gabe von Benzathin-Penicillin.
In den späteren Stadien III und IV wird die Behandlung dreimal durchgeführt – an den Tagen 1, 8 und 15.
Liegt bereits eine Beteiligung des zentralen Nervensystems vor, erfolgt die Gabe als Infusion über die Vene.
Nicht bei allen Patienten führt die Behandlung zur vollständigen Heilung.
In 7 bis 20 Prozent der Fälle in den frühen Stadien bleibt die Infektion trotz Therapie nachweisbar.
Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle des Therapieerfolgs mittels körperlicher Untersuchung und Blutuntersuchung wichtig.
Nur so kann das Risiko einer weiteren Übertragung minimiert werden.
Sexualpartner aus den letzten drei Monaten sollten informiert werden, um sich ebenfalls untersuchen und gegebenenfalls behandeln zu lassen.
Prävention von Syphilis
Eine Impfung gegen Syphilis steht derzeit nicht zur Verfügung.
Zum Schutz vor einer Ansteckung ist der Gebrauch von Kondomen sowie das Einhalten der Regeln des sogenannten „Safer Sex“ beim Geschlechtsverkehr entscheidend.
Häufige Fragen zur Syphilis
Wie merkt man, dass man Syphilis hat?
Oft verläuft Syphilis im frühen Stadium ohne Symptome. Wenn Beschwerden auftreten, handelt es sich meist um schmerzlose Geschwüre an der Eintrittsstelle des Erregers oder Hautausschläge.
Kann Syphilis geheilt werden?
Ja, Syphilis lässt sich mit Antibiotika wie Penicillin in der Regel gut behandeln. Voraussetzung ist jedoch, dass die Infektion rechtzeitig erkannt wird.
Wie kann man sich vor Syphilis schützen?
Der wirksamste Schutz besteht in der Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. Zudem sollten regelmäßige Tests bei wechselnden Sexualpartnern durchgeführt werden.