Genitalherpes (Herpesvirus-Infektion) – Ursachen, Verlauf und Behandlung

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Häufigkeit von Genitalherpes

Herpes ist eine weitverbreitete Virusinfektion.
Die sogenannten „Herpesbläschen“ sind den meisten Menschen gut bekannt.
Aktuelle und verlässliche Zahlen zur Häufigkeit genitaler Herpesinfektionen in Deutschland liegen zwar nicht vor, doch vermutlich handelt es sich um die häufigste sexuell übertragbare Infektion.
Blutuntersuchungen zeigen, dass 2 bis 3 von 10 Personen bereits eine Erstinfektion mit Genitalherpes durchgemacht haben und Antikörper im Blut nachweisbar sind.
Diese Personen tragen den Erreger dauerhaft in sich (siehe unten).
Im Vergleich dazu tritt Lippenherpes wesentlich häufiger auf:
In der Gruppe der Erwachsenen haben etwa 8 von 10 Menschen eine Infektion durchlebt und tragen entsprechende Antikörper.

Erreger von Herpesinfektionen

Verursacht werden Herpesinfektionen durch sogenannte Herpesviren.
Dabei unterscheidet man im Wesentlichen zwischen zwei Typen: Herpes-simplex-Virus Typ 1 und Typ 2 (HSV-1, HSV-2).
Der Genitalherpes (Herpes genitalis) wird in 80–90 % der Fälle durch HSV-2 ausgelöst, während HSV-1 hauptsächlich für Lippenherpes (Herpes labialis) verantwortlich ist.
HSV-1 wird jedoch auch zunehmend als Ursache für Genitalherpes relevant.
Nach einer einmaligen Ansteckung mit dem HSV verbleiben die Erreger lebenslang – meist unbemerkt und ohne Symptome – in sogenannten Nervenknoten des Nervensystems.
Unter bestimmten Bedingungen, etwa bei Stress oder anderen Erkrankungen, kann es zu einer Reaktivierung und einem erneuten Ausbruch mit Beschwerden kommen.

Übertragungswege des Genitalherpes

Eine Ansteckung mit Genitalherpes erfolgt durch den Kontakt mit Haut oder Schleimhaut, wenn dort frische, bläschenartige Veränderungen vorliegen.
Dieser Kontakt kann beim Sexualverkehr (auch beim Oralverkehr) entstehen, aber ebenso durch Küssen oder – in seltenen Fällen – während der Geburt.

Beschwerden bei einer Infektion mit Genitalherpes

Bei der Erstinfektion treten etwa 3 bis 7 Tage nach der Ansteckung schmerzhafte Hautveränderungen auf, begleitet von möglichen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Schwellung der Lymphknoten.
Typisch sind zunächst ein Kribbeln oder Spannungsgefühl der Haut, gefolgt von Jucken, Rötung und schließlich der Bildung schmerzhafter Bläschen.
Diese Bläschen platzen auf und es entstehen kleine Geschwüre, die in der Regel innerhalb von 2 bis 4 Wochen abheilen.
Die Bläschen können gruppiert im Intimbereich, in der Scheide, am Penis, aber auch am Gesäß oder – je nach Sexualpraktik – im Mund auftreten.
Die glasige Flüssigkeit in den juckenden, offenen Bläschen ist hochinfektiös.
Bei Personen mit vorhandenen HSV-1-Antikörpern (z. B. nach Lippenherpes) verläuft die Erkrankung oft milder.

In 5 von 10 Fällen kann die erste Infektion mit dem Virus auch ohne erkennbare Beschwerden ablaufen.
Wer sich mit HSV-2 infiziert hat, trägt bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr ein erhöhtes Risiko, sich zusätzlich mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV anzustecken.
Bei immungeschwächten Personen, etwa nach Operationen, bei Stress oder schweren Erkrankungen wie HIV, kann sich das Virus im gesamten Körper ausbreiten, innere Organe betreffen und schwerwiegendere Verläufe mit häufigeren Krankheitsschüben verursachen.
Während der Schwangerschaft kann eine aktive Genitalherpes-Infektion zu schweren Erkrankungen bis hin zum Verlust des ungeborenen Kindes führen.
Auch bei der Geburt kann eine aktive Herpesinfektion gefährlich für das Neugeborene sein – mögliche Folgen sind Hirnentzündung, Erblindung oder Blutvergiftung (Sepsis).

Verlauf einer Herpesinfektion

Wer sich einmal mit dem Herpesvirus infiziert hat, bleibt lebenslang Träger des Virus.
Es können immer wieder neue Ausbrüche des Genitalherpes auftreten – auch unabhängig von Sexualkontakten – und die Erkrankung kann weitergegeben werden.
Häufig – oder sogar meistens – wird Genitalherpes durch Virusausscheider ohne sichtbare Bläschen oder Beschwerden übertragen.
85 von 100 Betroffenen erleben nach der Erstinfektion mindestens einen weiteren Ausbruch.
Bei diesen erneuten Episoden kann es erneut zur Bläschenbildung oder zu kleinen offenen Hautstellen (sogenannte Erosionen) kommen.
Oft gehen diesen Hautveränderungen Überempfindlichkeit der Haut oder Nervenschmerzen im betroffenen Bereich voraus.
Allgemeinsymptome wie Fieber, Glieder- oder Kopfschmerzen und Lymphknotenschwellungen treten dabei seltener auf.
Die Häufigkeit solcher Rezidive variiert individuell stark – je nach HSV-Typ können bis zu zwölf Ausbrüche pro Jahr auftreten.
Solche immer wiederkehrenden Herpesinfektionen können eine Partnerschaft erheblich belasten.

Diagnostik und Untersuchung

Eine körperliche Untersuchung ist besonders wichtig.
Allerdings zeigen nur 3 von 10 Patienten bei der Untersuchung ein klares klinisches Bild.
Da Genitalherpes auch anderen STIs ähneln kann, erfolgt zur Bestätigung ein Abstrich aus der Bläschenflüssigkeit oder anderen Hautveränderungen zur Erregerbestimmung.
Auch Genitalsekret kann zur Untersuchung herangezogen werden.
Eine Blutuntersuchung ermöglicht den Nachweis von Antikörpern gegen HSV-1 und HSV-2.
So kann festgestellt werden, ob bereits eine Erstinfektion mit einem der beiden Virustypen erfolgt ist und ob der Erreger im Körper vorhanden ist.
Findet man zum Beispiel HSV-2-Antikörper, kann es später zu einem aktiven Ausbruch mit entsprechenden Symptomen kommen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Genitalherpes

Für die Behandlung stehen heute virushemmende Medikamente zur Verfügung, deren Wirksamkeit umso höher ist, je früher sie verabreicht werden.
Bewährte Wirkstoffe gegen Genitalherpes sind Aciclovir, Valaciclovir und Famciclovir.
In der Regel erfolgt die Einnahme in Tablettenform.
Die Dosierung und Dauer richten sich danach, ob es sich um eine erste Infektion oder ein Rezidiv handelt.
Bei sehr schweren Verläufen oder bei Immunschwäche kann die Verabreichung auch intravenös erfolgen.
Ein vollständiges Entfernen des Virus aus dem Körper ist jedoch nicht möglich – das bedeutet, dass Bläschen und Virusausscheidung trotz Behandlung erneut auftreten können.

Vorbeugung und Prävention

Viele Menschen tragen das Virus beschwerdefrei in sich, können aber dennoch ansteckend sein.
Eine Impfung gegen Herpes existiert derzeit nicht.
Kondome bieten einen guten Schutz beim oralen, vaginalen oder analem Geschlechtsverkehr.
Da sie jedoch nicht den gesamten Genitalbereich abdecken, kann eine Übertragung von HSV trotzdem erfolgen.
Bei einer aktiven Infektion ohne Therapie sollte auf Sexualkontakte verzichtet werden.
Direkter Kontakt mit den Hautveränderungen sollte vermieden werden, und nach jeder Berührung ist gründliches Händewaschen erforderlich.

Wenn es im Verlauf eines Jahres zu mehr als drei Ausbrüchen kommt, kann eine Dauertherapie mit z. B. Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir sinnvoll sein.
Dadurch lässt sich das Risiko einer Übertragung deutlich senken.
Frauen mit häufigen Infektionen können in den letzten Wochen der Schwangerschaft (ab der 36. Schwangerschaftswoche) prophylaktisch ein virushemmendes Medikament einnehmen, um das Risiko einer Neugeboreneninfektion bei der Geburt zu minimieren.
Liegt zum Zeitpunkt der Entbindung eine aktive Genitalherpes-Infektion vor, wird in vielen Fällen zur Entbindung per Kaiserschnitt geraten.

Häufige Fragen zum Thema Genitalherpes

Ist Genitalherpes heilbar?

Nein, das Virus verbleibt dauerhaft im Körper. Es können jedoch Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und Rezidive zu verhindern.

Wie kann ich mich vor Genitalherpes schützen?

Kondome bieten einen guten, aber keinen vollständigen Schutz. Der sicherste Schutz ist der Verzicht auf Sexualkontakt bei aktiven Symptomen.

Kann Genitalherpes in der Schwangerschaft gefährlich sein?

Ja, besonders eine aktive Infektion kurz vor der Geburt kann schwere Schäden beim Neugeborenen verursachen. Eine frühzeitige antivirale Therapie oder ein Kaiserschnitt kann das Risiko verringern.