Viele Frauen im mittleren und höheren Alter leiden unter einer sogenannten gemischten Harninkontinenz – einer Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz. Das bedeutet, dass sie sowohl beim Husten, Lachen oder bei körperlicher Anstrengung (= Belastungsinkontinenz) als auch beim plötzlichen, starken Harndrang (= Dranginkontinenz) ungewollt Urin verlieren. Diese Form der Inkontinenz schränkt den Alltag erheblich ein und ist darüber hinaus nicht selten schwer zu behandeln.

Eine neue US-amerikanische Studie hat nun zwei bewährte Behandlungsmethoden direkt miteinander verglichen: die Injektion von Botulinumtoxin („Botox“) in die Blase und die Implantation einer sogenannten Schlinge um die Harnröhre in der Nähe des Blasenausgangs. Die Schlinge (auch mitturethrale Schlinge, TVT-Band oder Schlingen-OP genannt) ist ein kleines, bandförmiges Implantat, das der Frau bei Belastungsinkontinenz eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um ein dünnes Kunststoffband, das in einer kurzen Operation unter die Harnröhre gelegt wird – also dorthin, wo der Urin aus der Blase abfließt.

Das Band gibt der Harnröhre Halt, besonders dann, wenn Druck auf den Bauchraum entsteht – etwa beim Husten, Lachen, Niesen oder Heben. Das Band verbleibt dauerhaft im Körper, ist aber so dünn und flexibel, dass es in der Regel nicht spürbar ist.

Beide Methoden zeigen gute Wirkung

An der Studie nahmen insgesamt 137 Frauen teil, die zuvor auf konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining oder Medikamente nicht ausreichend angesprochen hatten. Sie wurden zufällig einer der beiden Behandlungsgruppen zugeteilt: Entweder erhielten sie eine Botox-Injektion in die Blasenwand, um den überaktiven Harndrang zu dämpfen, oder sie wurden operiert und bekamen eine kleine Schlinge eingesetzt, welche die Harnröhre bei Belastung stabilisierte.

Nach sechs Monaten zeigten sich in beiden Gruppen deutliche Verbesserungen der Inkontinenz-Beschwerden. Gemessen wurde dies mithilfe eines speziellen Fragebogens, dem Urogenital Distress Inventory (UDI), der erfasst, wie stark die Inkontinenz den Alltag belastet. Der Unterschied zwischen Botox oder Band war insgesamt nicht signifikant – das heißt, keine der beiden Behandlungen war der anderen eindeutig überlegen.

Je nach Beschwerdebild individuell entscheiden

Bei genauerem Hinsehen zeigte sich dennoch ein Unterschied: Die Schlingen-OP wirkte nämlich besonders gut gegen den Belastungsanteil der gemischten Harninkontinenz, während Botox vor allem bei Drangbeschwerden hilfreich war. In vielen Fällen ergänzten sich beide Methoden sogar: Rund 30 Prozent der Frauen mit Schlinge erhielten später zusätzlich Botox, umgekehrt waren es rund 16 Prozent. Unerwünschte Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen zudem ähnlich häufig auf.

Die Studienergebnisse sprechen aus Sicht der Studienautoren dafür, die Therapieentscheidung gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt zu treffen – unter Berücksichtigung der individuellen Beschwerden, der persönlichen Lebenssituation und möglicher Risiken. So lässt sich für jede Frau die passende Behandlung finden. Das Wichtigste ist jedoch, dass Hilfe bei Harninkontinenz möglich ist und die Lebensqualität dadurch deutlich verbessert werden kann.

Weiterführende Informationen zur Harninkontinenz der Frau

Sie interessieren sich für mehr Informationen zur weiblichen Harninkontinenz, ihren Formen und den vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten? Dann lesen Sie doch am besten gleich hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit weiter:

  1. Formen der Harninkontinenz
  2. Behandlung von Harninkontinenz
  3. So können Frauen besser leben mit Belastungsinkontinenz
  4. Harninkontinenz der Frau: Macht zusätzliches Biofeedback das Beckenbodentraining wirksamer?

 

Quelle: Harvie HS et al., Midurethral Sling vs OnabotulinumtoxinA in Females With Urinary Incontinence – The MUSA Randomized Clinical Trial. JAMA 2025. doi:10.1001/jama.2025.4682