Blut im Urin verunsichert sofort und wirft viele Fragen auf. Aus Sicht der Urologischen Stiftung Gesundheit ist wichtig, rasch zwischen harmlosen Ursachen und Warnsignalen zu unterscheiden und die nächsten Schritte klar zu benennen. Sichtbares Blut im Urin (Makrohämaturie) gehört immer ärztlich abgeklärt. Nicht sichtbares Blut (Mikrohämaturie) wird häufig zufällig im Urintest entdeckt und folgt einem geregelten Vorgehen, das 2025 in aktuellen Leitlinien präzise beschrieben ist.

 

Was bedeutet Blut im Urin

Medizinisch unterscheidet man sichtbare Hämaturie und Mikrohämaturie. Von Mikrohämaturie spricht man, wenn unter dem Mikroskop mindestens drei rote Blutkörperchen pro Gesichtsfeld gefunden werden. Dieser Befund muss bestätigt und im Zusammenhang mit Beschwerden und Vorerkrankungen bewertet werden, da ein einzelner Test falsch positiv sein kann. Die Definition und das strukturierte Vorgehen sind in aktuellen Fachinformationen einheitlich dargestellt und helfen, verlässlich zu entscheiden, wann weitere Tests nötig sind und wann nicht (BMJ Best Practice, 2024).

Sichtbares Blut im Urin sollte zeitnah urologisch beurteilt werden. Auch wenn häufig Infektionen, Steine oder eine vergrößerte Prostata dahinterstehen, darf man eine Tumorursache nicht übersehen. Programme zur Früherkennung und zur raschen Krebsabklärung empfehlen daher klare Zuweisungswege in die urologische Spezialsprechstunde. Ziel ist eine zügige Diagnostik mit Ultraschall, Urinuntersuchungen und je nach Situation bildgebenden Verfahren und Blasenspiegelung, damit ernsthafte Ursachen früh erkannt werden (NICE, 2025).

 

So läuft die Abklärung 2025 ab

Die aktuelle AUA Leitlinie ordnet Patientinnen und Patienten mit Mikrohämaturie nach ihrem individuellen Risiko. Berücksichtigt werden Alter, Raucherstatus, Begleiterkrankungen und die Anzahl der roten Blutkörperchen im Urin. Menschen mit niedrigem Risiko benötigen oft nur eine Kontrolle und eine erneute Urinuntersuchung, während bei mittlerem oder hohem Risiko Bildgebung der oberen Harnwege und eine Blasenspiegelung empfohlen werden. Damit lassen sich überflüssige Tests vermeiden und zugleich die wichtigen Diagnosen zuverlässig finden. Für die Praxis schafft das Sicherheit und spart Zeit, weil Abklärung und Nachsorge klar geplant sind (Barocas et al., 2025).

In Großbritannien nennt die aktualisierte NICE Empfehlung konkrete Kriterien für eine schnelle Überweisung in die Krebsdiagnostik. So sollen Erwachsene mit sichtbarer Hämaturie ohne Infektzeichen zeitnah dem Spezialisten vorgestellt werden. Bei wiederholter Mikrohämaturie kommt es auf Alter, Risikoprofil und begleitende Symptome an. Diese Vorgaben sind auch außerhalb des NHS ein guter Wegweiser, weil sie die frühe Erkennung von Blasen- und Nierentumoren verbessern und unnötige Verzögerungen verhindern (NICE, 2025).

 

Häufige Ursachen und was im Alltag zählt

Viele Hämaturien haben gutartige Gründe. Harnwegsinfekte, Nieren- oder Blasensteine, körperliche Belastung, Menstruationsblut in der Probe oder Medikamente wie Blutverdünner sind typische Auslöser. Entscheidend ist die erste Einschätzung mit Anamnese, Urinstatus und einem Blick auf Risikofaktoren wie Rauchen oder berufliche Belastungen. Genau diese Struktur betonen aktuelle Übersichtsarbeiten, weil sie hilft, die richtige Spur zu verfolgen und die Zahl unnötiger Untersuchungen zu begrenzen. Die Mehrzahl der Fälle ist nicht bösartig, trotzdem bleibt die sorgfältige Abklärung wichtig, damit ernste Ursachen nicht übersehen werden (Drożdż et al., 2024).

Im Klinikalltag ist Hämaturie ein häufiger Notfallgrund. Analysen aus 2025 zeigen, dass Einweisungen wegen Hämaturie einen wesentlichen Anteil aller urologischen Notfälle ausmachen und mit verlängerten Aufenthalten und relevantem Aufwand verbunden sind. Das unterstreicht, wie wichtig klare Abläufe und frühe ambulante Abklärungen sind, um Patientinnen und Patienten sicher zu lenken und Ressourcen gezielt einzusetzen. Wer Warnzeichen ernst nimmt und zügig ärztlich vorstellt, profitiert von schnelleren Entscheidungen und vermeidet Folgeprobleme (Kerdegari et al., 2025).

 

Moderne Diagnostik ohne Umwege

Die Abklärung folgt dem Prinzip so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Bei sichtbarer Hämaturie ist die Blasenspiegelung ein zentrales Werkzeug, weil sie Schleimhautveränderungen direkt zeigt. Die oberen Harnwege werden in der Regel mit Ultraschall oder Computertomografie beurteilt, abhängig vom Risiko und von der individuellen Verträglichkeit. Die AUA Leitlinie hat 2025 die Risikostufen geschärft und führt ergänzende Tests wie valide Urinmarker dort ein, wo sie die Trefferquote verbessern, ohne die Patientensicherheit zu gefährden. Das Ziel sind weniger Überdiagnosen bei gleichbleibender Sensitivität für relevante Befunde. Ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Hausarztpraxis und Urologie reduziert Doppeluntersuchungen und gibt Betroffenen Planbarkeit im Ablauf (Barocas et al., 2025).

 

Was Sie selbst sofort tun können

Blut im Urin ist ein Symptom und kein Urteil. Wichtig ist, eine saubere Urinprobe abzugeben, Infektzeichen früh zu melden und vereinbarte Kontrollen einzuhalten. Wer raucht, sollte wissen, dass Rauchen das Risiko für Blasenkrebs deutlich erhöht, und die Rauchfrei-Beratung aktiv nutzen. Bei Blutverdünnern gehört die Dosierung auf den Prüfstand, niemals jedoch ohne ärztliche Absprache. Entscheidend bleibt die Kombination aus besonnenem Handeln und einer Abklärung nach aktuellem Standard. So entsteht schnell Klarheit, und die Behandlung kann zielgerichtet beginnen, wenn eine Ursache gefunden wird. Die Erfahrung zeigt, dass dieser strukturierte Weg unnötige Sorgen nimmt und gleichzeitig ernsthafte Diagnosen rechtzeitig aufdeckt. Genau dafür sind die Leitlinien von 2025 gemacht und sie bilden unseren Versorgungsstandard ab.

 

 

Quellensammlung

  • Barocas, D. A., Lotan, Y., Matulewicz, R. S., Raman, J. D., & Westerman, M. E. (2025). Microhematuria. AUA and SUFU Guideline amendment 2025. The Journal of Urology. Link
  • BMJ Best Practice. (2024). Non visible haematuria. Definition und Diagnostik. Link
  • Drożdż, A., et al. (2024). Stratifying risk of disease in haematuria patients. International Urogynecology Journal. Link
  • Kerdegari, N., et al. (2025). Outcomes associated with unscheduled admissions for haematuria. BMC Urology. Link