Jan Ullrich, Lance Armstrong oder Dieter Baumann – die Liste der Dopingsünder im Profisport ist lang und reicht bis in die Gegenwart. Doch Doping und Schmerzmittelmissbrauch mit allen gesundheitlichen Folgen für die Sportler:innen sind auch im Freizeit- und Hobbysport verbreitet. Anders als im Profisport ist die Studien- und Datenlage zum Gebrauch dieser Substanzen im Breitensport zwar wenig umfänglich, aber dennoch alarmierend.
Einer Übersichts-Studie der Universität Tübingen (Nieß/Striegel/Wiesing) aus dem Jahr 2014 zufolge haben etwa 10 bis 20 % der Mitglieder von deutschen Fitness-Studios bereits einmal Dopingsubstanzen, darunter vor allem sogenannte anabole Steroide, eingenommen. Diese Anabolika sollen die Muskelmasse vermehren und den Fettanteil im Körper verringern, haben aber gravierende Nebenwirkungen. Dazu zählen die typische Steroid-Akne, Haarausfall, Stimmungsschwankungen sowie Schäden der Leber und des Herzkreislaufsystems wie Bluthochdruck. Auch die urologische Gesundheit ist bedroht: Mögliche Folgen beim Mann sind eine Verkleinerung der Hoden, eine verringerte Spermienbildung, Impotenz, Libidoverlust oder Gynäkomastie, also die Vergrößerung der Brustdrüsen.
Nutzer dieser Dopingsubstanzen finden auf der Internetseite www.noroids.de übrigens ein Präventionsprogramm zur Vermeidung und Reduzierung von Medikamentenmissbrauch im Fitnessstudio.
Neben den Anabolika im Kraftsport hat auch der Schmerzmittelmissbrauch den Breitensport erreicht, vor allem um Muskel- und Gelenkbeschwerden zu lindern. Eine aktuelle Studie (Leyk D, Rüther T, Hartmann N, Vits E, Staudt M, Hoffmann MA: Analgesic use in sports—results of a systematic literature review.), die jüngst im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, hat u.a. Befragungen zu Laufveranstaltungen erfasst. Die Ergebnisse zeigen ein wenig einheitliches Bild und reichen von einem geringen bis zu einem weitverbreiteten Schmerzmittelkonsum im Ausdauersport von bis zu 61 % in Einzelstudien. Mit dem ambitionierten Leistungssport im nichtprofessionellen Bereich erfasste die Studie zudem eine Grauzone, wie zum Beispiel im (Ultra-)Ausdauersport, in der Sporttreibende häufiger Schmerzmittel konsumieren.
Die Folgen sind nicht zu unterschätzen: Vor allem beim vorbeugenden Schmerzmittelkonsum können wichtige gesundheitliche Warnzeichen, wie Schmerzen oder erhöhte Temperatur durch einen Infekt, unterdrückt werden. Damit stiegt das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen. Urologinnen und Urologen warnen im Besonderen vor den Folgen des Schmerzmittelkonsums im Sport für die Nieren, der das Risiko für ein akutes Nierenversagen und eine chronischen Nierenschwäche erhöht. Dies betrifft vor allem die übermäßige Einnahme oder den Missbrauch von Schmerzmitteln mit Wirkstoffen wie Aspirin, Ibuprofen und Diclofenac. Ein mahnendes Beispiel kommt aus dem Profifußball: Der ehemalige Spieler von Werder Bremen und St. Pauli Ivan Klasnic erlitt durch den übermäßigen Konsum von Diclofenac über einen Zeitraum von vier Jahren am Ende ein Nierenversagen. Er musste 2007 eine Spenderniere bekommen und sich 2017 bereits einer dritten Nierentransplantation unterziehen.