Die Prostatakrebsbehandlung hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, die sowohl die Heilungschancen als auch die Lebensqualität der betroffenen Patienten erheblich verbessert haben. Diese Entwicklungen umfassen nicht nur neue medikamentöse Ansätze, sondern auch verbesserte Diagnosemöglichkeiten und individualisierte Behandlungsstrategien, die immer häufiger zum Einsatz kommen. Ein Überblick über die wichtigsten Fortschritte in der Therapie von Prostatakrebs zeigt, wie vielfältig die Behandlungsmöglichkeiten mittlerweile sind.

 Verbesserte Diagnosemethoden

Die Diagnostik von Prostatakrebs hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Insbesondere die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) hat sich als wertvolle Ergänzung zur klassischen Gewebeentnahme (Biopsie) etabliert. Die mpMRT ermöglicht es Ärzten, Tumoren präziser zu lokalisieren und die Aggressivität des Krebses besser einzuschätzen. Dadurch können unnötige Behandlungen vermieden werden, wenn der Tumor nicht sofort entfernt werden muss.

Ein weiterer diagnostischer Fortschritt in der Zukunft  ist der Einsatz der Liquid Biopsy, einer innovativen Methode, bei der Tumorzellen oder DNA-Fragmente im Blut nachgewiesen werden. Diese Technik bietet eine nicht-invasive Möglichkeit, den Krankheitsverlauf zu überwachen und frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren. Insbesondere bei Patienten mit einem wiederkehrenden oder fortschreitenden Prostatakarzinom ist diese Methode eine wertvolle Ergänzung. 

Neue Ansätze in der medikamentösen Therapie

Eine der bedeutendsten Entwicklungen in der Behandlung von Prostatakrebs ist der Einsatz von zielgerichteten Therapien, die speziell auf die genetischen Besonderheiten der Tumorzellen abzielen. Hierzu zählen die sogenannten PARP-Inhibitoren, die bei Patienten mit bestimmten genetischen Mutationen wie BRCA1 und BRCA2 zum Einsatz kommen. Diese Medikamente blockieren Enzyme, die für die Reparatur von DNA-Schäden in den Krebszellen verantwortlich sind. Dadurch wird das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt, was besonders bei Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs von großer Bedeutung ist.

Ein weiterer Meilenstein in der medikamentösen Therapie ist die Einführung der Lutetium-177-PSMA-Therapie. Bei dieser Methode handelt es sich um eine zielgerichtete Radionuklidtherapie, bei der radioaktive Substanzen an PSMA (ein Molekül, das auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen vorkommt) binden. Diese radioaktiven Substanzen zerstören die Krebszellen von innen heraus, während das umliegende gesunde Gewebe geschont wird. Diese Therapie hat sich besonders bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, der nicht mehr auf andere Behandlungsformen anspricht, als sehr wirksam erwiesen.

Fortschritte in der Hormontherapie

Die Hormontherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs, da das Wachstum des Tumors oft durch das männliche Sexualhormon Testosteron gefördert wird. In den letzten Jahren wurden neue Medikamente entwickelt, die die Wirkung von Testosteron noch effektiver blockieren können. Diese sogenannten Androgenrezeptor-Inhibitoren verhindern, dass Testosteron an die Rezeptoren der Krebszellen bindet, und unterbinden so die Signalwege, die das Tumorwachstum fördern. Diese Weiterentwicklungen haben dazu beigetragen, dass die Überlebensraten bei Patienten mit fortgeschrittenem, kastrationsresistentem Prostatakrebs deutlich gestiegen sind.

Ein weiterhin wichtiges Instrument in der Hormontherapie ist die Androgendeprivationstherapie (ADT). Diese reduziert die Produktion von Testosteron im Körper und trägt so dazu bei, das Tumorwachstum zu verlangsamen. Die Kombination dieser Therapie mit den neuen Androgenrezeptor-Inhibitoren hat die Wirksamkeit der Hormontherapie erheblich verbessert und bietet Patienten, bei denen eine alleinige ADT nicht mehr wirkt, eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit.

Verbesserungen in der Strahlentherapie und Chirurgie

Auch in der Strahlentherapie gab es bedeutende Fortschritte. Moderne Techniken wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) und die stereotaktische Strahlentherapie ermöglichen es, den Tumor mit hoher Präzision zu bestrahlen, während das umliegende gesunde Gewebe weitgehend verschont bleibt. Dadurch werden Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz, die früher häufig nach einer Strahlentherapie auftraten, reduziert.

Neben der Strahlentherapie hat sich auch die roboterassistierte Chirurgie, insbesondere die sogenannte da Vinci-Prostatektomie, etabliert. Diese minimalinvasive Methode ermöglicht es, die Prostata mit hoher Präzision zu entfernen, was zu einer schnelleren Erholung des Patienten und weniger postoperativen Komplikationen führt.

Die da Vinci-Prostatektomie bietet eine schonendere Alternative zur herkömmlichen offenen Operation und wird zunehmend bei Patienten eingesetzt, die sich für eine operative Entfernung der Prostata entscheiden.

Aktive Überwachung und Lebensqualität

Für Patienten mit niedriggradigem Prostatakrebs, bei dem der Tumor langsam wächst und keine unmittelbare Gefahr darstellt, hat sich die „aktive Überwachung“ als wichtiger Behandlungsansatz etabliert. Hierbei wird der Tumor regelmäßig überwacht, ohne dass sofort eine invasive Behandlung erfolgt. Diese Strategie trägt dazu bei, unnötige Eingriffe und deren potenzielle Nebenwirkungen zu vermeiden, solange der Krebs stabil bleibt.

Ein zentrales Ziel der modernen Prostatakrebsbehandlung ist es, nicht nur die Überlebenschancen zu verbessern, sondern auch die Lebensqualität der Patienten zu erhalten. Dank der fortschrittlichen Therapien und neuen Behandlungsansätze können viele Nebenwirkungen der Krebsbehandlung heute besser gemanagt werden. Vor allem der Erhalt der sexuellen Funktion und der Blasenkontrolle sind wichtige Faktoren, die bei der Auswahl der Behandlung eine Rolle spielen.

Fazit
Die Behandlung von Prostatakrebs hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Neue Diagnosemethoden ermöglichen eine präzisere Erkennung und Überwachung des Tumors, während fortschrittliche medikamentöse Therapien und verbesserte Operations- und Bestrahlungstechniken die Heilungschancen erhöhen und die Lebensqualität der Patienten sichern. Für Patienten ist es heute wichtiger denn je, gemeinsam mit ihren Ärzten eine maßgeschneiderte Behandlungsstrategie zu entwickeln, die sowohl den Tumor bekämpft als auch die individuellen Bedürfnisse und Lebensziele berücksichtigt.

Weitere Informationen rund um Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten von Prostatakrebs lesen und hören Sie hier auf der Webseite der Urologischen Stiftung Gesundheit unter nachfolgenden Links: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/prostata-der-wunde-punkt-des-mannes/

TACHELES Folge #9
„Tastuntersuchung? Nein danke! – Wann muss „Mann“ zum Prostatakrebs-Check?“

https://urologische-stiftung-gesundheit.de/podcasts/tacheles-der-podcast-ueber-prostatakrebsfrueherkennung/