Ob in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, bei Polizei, Feuerwehr oder in Verkehrs- und Produktionsbetrieben: Rund 17 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten im Schichtdienst, etwa 3,5 Millionen von ihnen leisten regelmäßig Nachtschichten. Dauerhafte Schichtarbeit wirkt sich bekanntlich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit aus. So erkranken Schichtarbeitende mit höherer Wahrscheinlichkeit u.a. an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und psychischen Störungen. Eine aktuelle Studie hat nun den Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und Nierensteinen untersucht. Danach erhöht Schichtarbeit, insbesondere Nachtdienste, das Risiko für Nierensteine um rund 15 Prozent. Vorbeugen ist deshalb auch und vor allem für Menschen im Schichtdienst besonders wichtig.

Was sind Nierensteine?

Nierensteine sind feste Ablagerungen, die sich in den Nieren bilden und über die Harnleiter abgehen und dabei häufig erhebliche Schmerzen verursachen. Steine können im gesamten Harntrakt vorkommen und werden je nach Lage als Nierensteine, Harnleitersteine oder Blasensteine bezeichnet. Medizinisch werden sie unter dem Oberbegriff der Harnsteinerkrankungen zusammengefasst. Diese zählen zu den Volkskrankheiten und sind der häufigste Grund für eine urologische Notfalleinweisung.
Experten führen den Anstieg von Harnsteinerkrankungen in Deutschland und anderen westlichen Industrienationen auf zunehmendes Übergewicht und veränderte Lebensumstände zurück. Unter anderem fördern ungesunde Ernährungsgewohnheiten und unzureichende Bewegung das Risiko.

Was genau hat die neue Studie untersucht?

Das chinesische Forschungsteam hat in seiner Studie den Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und der Bildung von Nierensteinen untersucht. Die Forschenden nutzten Daten aus der UK Biobank, einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie, die in England, Wales und Schottland durchgeführt wurde. Sie analysierten die Daten von mehr als 226.000 Teilnehmenden über einen Zeitraum von rund 14 Jahren. In die Analyse einbezogen wurden Art, Häufigkeit und Dauer der Schichtarbeit. Mittels sogenannter Mediationsanalysen wurde zudem untersucht, ob verschiedene Lebensstilfaktoren diesen Zusammenhang beeinflussen können.

Ergebnis: Schichtarbeit erhöht das Risiko für Nierensteine um 15 Prozent

Dabei zeigte sich, dass Menschen im Schichtdienst ein um 15 Prozent erhöhtes Risiko für die Bildung von Nierensteinen haben. Insbesondere sind Erwerbstätige unter 50 Jahren und solche mit geringer körperlicher Belastung betroffen. Das höchste Risiko für Nierensteine ​​besteht demnach bei Personen, die Nachtschichtarbeit leisten.

Erklärungsansatz: Störung der inneren Uhr

Der Zusammenhang von Schichtarbeit und vermehrter Nierensteinbildung wird zum Teil auf die Störung der „inneren Uhr“ zurückgeführt – den sogenannten zirkadianen Rhythmus, der Stoffwechsel und Hormonausschüttung steuert. Die Arbeit gegen die natürliche Uhr, beispielsweise während der Nachtschicht, kann diesen Rhythmus stören und u.a. auch die Chemie der Nieren und den Wasserhaushalt des Körpers beeinflussen und damit zu einer höheren Konzentration von steinbildenden Substanzen im Urin führen.
Ungesunde Lebensgewohnheiten, die oft mit Schichtarbeit einhergehen, wie unzureichende Flüssigkeitsaufnahme, ungesunde Ernährung und zu wenig Schlaf, verstärken diesen Effekt. Als wichtigste Einflussfaktoren erwiesen sich in der Studie Rauchen, Schlafstörungen, vermehrtes Sitzen, verminderte Flüssigkeitszufuhr und ein erhöhter Body-Mass-Index.

Schlussfolgerung

Aufgrund des positiven Zusammenhangs zwischen Schichtarbeit und Nierensteinereignissen, folgern die Studienautoren, dass Schichtarbeit als Risikofaktor für Nierensteine ​​betrachtet werden sollte. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, gezielte Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Lebensstils im Arbeitsumfeld zu ergreifen. Die Förderung gesunder Lebensgewohnheiten bei Schichtarbeitern könne sich erheblich auf deren urologische Gesundheit auswirken.

Vorbeugen: für Schichtarbeiter besonders wichtig

Vorbeugen ist also besonders für Menschen im Schichtdienst sinnvoll. Aber was ist wichtig für eine gute Prävention? Neben Rauchverzicht, einem normalen Gewicht und körperlicher Aktivität ist vor allem eine reichliche und kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr entscheidend. Zudem kann eine ausgewogene, salzarme Ernährung mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen und einem moderaten Gehalt an tierischem Eiweiß das Risiko der Steinbildung reduzieren.  Für die erfolgreiche Umsetzung im Schichtalltag braucht es nicht zuletzt eine gute Planung, damit etwa auch nachts ausreichend Wasser und eine gesunde Mahlzeit zur Verfügung stehen.

Und auch das ist wichtig: Bei einem bekannten Risiko oder früheren Nierensteinen ist – unabhängig vom Schichtdienst – eine spezifische Beratung durch einen Urologen oder eine Urologin ratsam, um gezielte präventive Maßnahmen zu besprechen.

Weiterführende Informationen:

Weiterführende Informationen rund um das Thema Nierensteine, Prävention von Harnsteinerkrankungen und Empfehlungen für das Leben bei wiederholter Nierensteinbildung finden Sie mit einem Klick auf die nachfolgenden Links hier auf der Website der Urologischen Stiftung Gesundheit.
Ratgeber Harnsteine:
https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ratgeber/harnsteine/

Besser leben bei wiederholter Nierensteinbildung:
https://urologische-stiftung-gesundheit.de/nierensteinbildung/

Quelle: He et al., Lifestyle Factors in the Association of Shift Work With Kidney Stone Events