Brustveränderungen gelten häufig als „weibliches Thema“ – doch auch Männer können betroffen sein. Eine aktuelle Übersichtsarbeit erklärt, wie die Gynäkomastie entsteht, woran diese zu erkennen und wie sie zu behandeln ist.
Zwei Formen der „Männerbrust“ – gutartig und behandelbar
Eine häufige Ursache für Brustveränderungen ist die sogenannte Pseudogynäkomastie oder auch Lipomastie. Bei ihr kommt es infolge eines zu hohen Körperfettanteils z. B. bei Übergewicht zum Wachstum des Fettgewebes in der Brust. Eine Körpergewichtsreduktion und Änderungen im Lebensstil – wie gesündere Ernährung und mehr Bewegung – helfen hier meist schon, die Brustveränderung zu reduzieren. Reicht das jedoch nicht aus oder ist der Leidensdruck für Betroffene sehr groß, kann zudem an eine Fettabsaugung gedacht werden.
Davon abzugrenzen ist die echte Gynäkomastie, eine gutartige Vermehrung des Drüsengewebes in der Brust, die ganz unterschiedliche Ursachen haben kann, aber ebenfalls gut behandelbar ist, beispielsweise durch Entzug der Ursache oder durch das Medikament Tamoxifen sowie operativ, indem das überschüssige Drüsengewebe entfernt wird.
Gynäkomastie kann in jedem Lebensalter natürlicherweise auftreten
Eine echte Gynäkomastie ist – wie bereits erwähnt – keine Fettansammlung, sondern eine Vergrößerung des Brustdrüsengewebes, die für sich ungefährlich ist – eher ein kosmetisches Problem. Typisch ist eine runde, meist schmerzlose Schwellung hinter der Brustwarze, einseitig oder beidseitig. Sie betrifft laut Studien bis zu 65 Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens:
- Neugeborene entwickeln die Gynäkomastie z. B. durch den Einfluss mütterlicher Hormone – bei ihnen bildet sich die Brustveränderung spontan zurück.
- Jugendliche erleben sie häufig in der Pubertät, ausgelöst durch ein kurzzeitiges Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron.
- Ältere Männer über 65 Jahre entwickeln sie hingegen oft durch einen Rückgang bzw. Mangel des Testosterons (Altershypogonadismus).
Aufgrund der sichtbaren körperlichen Veränderungen kann die Gynäkomastie auch psychisch stark belasten – besonders Jugendliche leiden meist unter Scham oder sozialer Isolation. Zum Glück bildet sich die Gynäkomastie bei ihnen in der Regel innerhalb von zwei Jahren zurück, sodass abwartend beobachtet werden kann.
Hormone, Medikamente oder Krankheiten können Gynäkomastie auslösen
Neben den zuvor genannten natürlichen Ursachen in bestimmten Lebensaltern kann eine Gynäkomastie auch entstehen, wenn das Verhältnis zwischen Östrogenen und Androgenen beim Mann dauerhaft gestört ist.
Das kann viele Gründe haben:
- bestimmte Medikamente (z. B. Antiandrogene, Psychopharmaka, Protonenpumpenhemmer, Spironolacton),
- Anabolika und Drogen wie Alkohol oder Cannabis,
- Leber- oder Nierenerkrankungen,
- Hodentumoren oder genetische Syndrome wie das Klinefelter-Syndrom.
In fast der Hälfte der Fälle bleibt die Ursache der Gynäkomastie allerdings unklar.
Exkurs: Brustveränderungen durch Therapie bei Prostatakrebs
Antiandrogene – also Medikamente, die gegen das männliche Testosteron wirken – sind Bestandteil der Hormontherapie bzw. des Testosteronentzugs bei Patienten mit Prostatakarzinom. Dadurch soll das Wachstum des Krebses im hormonsensitiven Stadium gebremst werden. Dieser Entzug von Testosteron fördert jedoch als eine Nebenwirkung das Wachstum der Brustdrüsen – eine echte Gynäkomastie.
Eine vorsorgliche Bestrahlung der Brustdrüsen kann dieser entgegenwirken. Eine große Kohortenstudie zeigte hier eindeutig, dass eine vorsorgliche Brustbestrahlung im Rahmen einer Hormontherapie bei Prostatakrebs das Risiko für Brustkrebs nicht erhöht und somit eine sichere Maßnahme darstellt, um einer Gynäkomastie vorzubeugen.
Diagnose: Ultraschall, Hormontest und Ausschluss von Brustkrebs
Zur Abklärung der Gynäkomastie gehört eine gründliche körperliche Untersuchung insbesondere von Brust und Hoden bei einem Urologen oder einer Urologin. Ergänzend werden Ultraschall und wichtige Laborwerte wie Testosteron (männliches Geschlechtshormon) und Östradiol (weibliches Geschlechtshormon) bestimmt. Je nach Befund folgen weiter Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerte.
Wichtig ist überdies die Abgrenzung zum sehr seltenen Brustkrebs beim Mann (ca. 700 Fälle jährlich in Deutschland), der sich ebenfalls als Verhärtung – in der Regel nur einseitig – mit oder ohne Einziehung der Brustwarze oder durch Ausfluss andeuten kann. Besteht ein Verdacht, wird als nächster Schritt eine Mammografie empfohlen.
Fazit: Männer sollten Brustveränderungen ernst nehmen
Eine vergrößerte Männerbrust ist in der Regel harmlos – doch sie sollte stets ärztlich abgeklärt werden. So lässt sich die geeignetste Behandlungsmethode auswählen oder auch ein sehr selten auftretender Brustkrebs beim Mann sicher ausschließen.
Weitere Informationen
Sie interessieren sich für weitere Themen rund um die Brustveränderungen des Mannes, dann lesen Sie gleich weiter auf den folgenden Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit:
- Brustvergrößerung beim Mann (Gynäkomastie)
- Nicht nur in der Pubertät: Der „Männerbusen“ kann in jedem Alter auftreten
- Mehr Aufmerksamkeit und Forschung nötig: Auch Männer können an Brustkrebs erkranken
Quelle
Faridi A et al., Diseases of the Male Breast: Gynecomastia and Breast Cancer. Dtsch Arztebl Int 2025; 122: 406-11. DOI: 10.3238/arztebl.m2025.0071
