Seit dem 1. April 2024 ist der Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland für Erwachsene unter bestimmten Bedingungen legal. Ziel der Gesetzesreform ist unter anderem ein verbesserter Gesundheitsschutz, mehr cannabisbezogene Aufklärung und Prävention sowie die Eindämmung der Drogenkriminalität. Dennoch warnen Fachleute vor gesundheitlichen Risiken, besonders für Jugendliche. Auch Urologinnen und Urologen weisen eindringlich auf negative Auswirkungen des Cannabiskonsums, etwa auf die Fruchtbarkeit des Mannes, hin. Eine aktuelle US-amerikanische Studie zeigt überdies ein erhöhtes Risiko für drei urologische Krebserkrankungen. Danach ist der Konsum von Cannabis mit einem erhöhten Risiko verbunden, an Harnblasen-, Nieren- und Prostatakrebs zu erkranken.

Cannabiskonsum: Besonders Jugendliche sind gefährdet

Cannabiskonsum birgt eine Vielzahl sowohl kurz- als auch langfristiger gesundheitlicher Risiken. Verminderte Reaktionsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Schwindel und Angstgefühle zählen zu den häufigsten akuten Nebenwirkungen. Langfristig kann Cannabis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychischen Störungen und Lungenproblemen führen. Zudem können Defizite bei kognitiven Leistungen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis auftreten. Jugendliche und Heranwachsende gelten als besonders gefährdet: Regelmäßiger Cannabiskonsum kann ihre geistige Entwicklung beeinträchtigen und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen erhöhen.

Fruchtbarkeit, Sexualität, Hodenkrebs: Welche urologischen Risiken sind bekannt?

Auch aus urologischer Sicht bestehen mögliche Risiken: So kann häufiger Cannabiskonsum die Fruchtbarkeit des Mannes schädigen. Studien geben Hinweise darauf, dass Cannabis die Spermienqualität, Spermienanzahl und die Beweglichkeit der Spermien negativ beeinflussen kann. Darüber hinaus kann die Sexualität des Mannes leiden: Studien sehen bei Männern mit starkem Cannabiskonsum häufiger Orgasmusprobleme sowie ein erhöhtes Risiko für Impotenz und Testosteronmangel. Auch der sogenannte Männerbusen, also das Anschwellen der Brustdrüsenkörper und des umliegenden Gewebes beim Mann (medizinisch Gynäkomastie), kann durch Cannabiskonsum verursacht werden. Zudem zeigen einige Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen Cannabisgebrauch und einem erhöhten Risiko für Hodenkrebs, insbesondere bei frühem und langfristigem Konsum.

Neue Studie untersucht Zusammenhang zwischen Cannabis und urologischen Krebsrisiken

Aktuell weist eine große US-amerikanische Studie der University of Southern California auf weitere cannabisbezogene Krebsrisiken hin. Die Forschenden haben untersucht, wie der Cannabiskonsum mit dem Risiko zusammenhängt, an Krebs des Urogenitaltrakts zu erkranken. Dafür werteten sie Daten aus den Jahren 2004 bis 2024 von über 4,7 Millionen Personen aus, darunter rund 74.000 Personen mit einer Diagnose von Cannabisabhängigkeit oder -missbrauch. Angaben zur Dauer des Konsums erfasste die Studie nicht.

Um Verzerrungen zu vermeiden, wurden die Gruppen mithilfe des sogenannten Propensitätsscores einander angeglichen. Dabei handelt es sich um ein statistisches Verfahren, das bei Beobachtungsstudien eingesetzt wird, um zwei Gruppen (z.B. Konsumenten und Nicht-Konsumenten) hinsichtlich ihrer Ausgangsmerkmale vergleichbar zu machen. Dadurch verblieben jeweils etwa 73.000 vergleichbare Teilnehmende in den Gruppen für Nierenkrebs, für Krebs der oberen Harnwege und für Blasenkrebs. Für die Analyse männerspezifischer Tumoren standen je rund 39.000 Männer in den Gruppen für Prostatakrebs, für Peniskrebs und für Hodenkrebs zur Verfügung.

Cannabiskonsum: erhöhtes Risiko für Krebs von Blase, Nieren und Prostata

Im Ergebnis zeigte sich: Personen mit Cannabismissbrauch oder -abhängigkeit hatten ein deutlich erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen der Blase, der Nieren und der Prostata. Für Cannabiskonsumenten ergab sich ein 4,2-fach erhöhtes relatives Blasenkrebsrisiko. Das Risiko für Nierenkrebs erwies sich als 3,7-fach und für Prostatakrebs als 2,8-fach erhöht.

Zur Erklärung ihrer Studienergebnisse führen die Forschenden an, dass Cannabisrauch im Vergleich zu Tabakrauch deutlich mehr Substanzen, wie zum Beispiel Stickstoffmonoxid, enthält, welche oxidativen Stress auslösen. Darüber hinaus finden sich im Cannabisrauch krebserregende Verbindungen wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Da krebserregende Nebenprodukte des Cannabisrauchs auch über die Harnwege ausgeschieden werden, sei ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und urologischen Krebserkrankungen plausibel.

Für Hoden- und Peniskrebs sowie Krebs im oberen Harntrakt zeigte sich in dieser Studie kein signifikanter Zusammenhang zum Cannabiskonsum. Aufgrund der relativen Seltenheit von Hoden- und Peniskrebs und des Aufbaus ihrer Studie wollen die Autoren jedoch nicht ausschließen, dass auch für diese Krebsarten eine Verbindung besteht.

Welche Bedeutung hat die Studie? 

Die Studie zeigt, dass Cannabiskonsum das Risiko bestimmter urologischer Krebserkrankungen deutlich erhöhen könnte. Damit weist sie auf weitere mögliche urologische Folgen für Konsumentinnen und Konsumenten hin und liefert neue Erkenntnisse für eine umfassende cannabisbezogene Aufklärung, die angesichts des steigenden Gebrauchs und der Legalisierung von Cannabis hierzulande an Bedeutung zunimmt.

 Weitere Informationen

Wenn Sie sich weiter über die Themen Unfruchtbarkeit des Mannes, Impotenz oder Gynäkomastie informieren möchten, lesen Sie gerne gleich hier auf den Seiten der Urologischen Stiftung Gesundheit weiter:

  1. Unfruchtbarkeit des Mannes
  2. Ratgeber Erektionsstörungen
  3. Brustvergrößerung beim Mann (Gynäkomastie)

Ausführliche Informationen über Cannabis, auch über die möglichen Auswirkungen des Konsums auf die Fruchtbarkeit, die Potenz und Krebsrisiken stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf dem Internetportal drugcom.de zur Verfügung: https://www.drugcom.de/drogen/alles-ueber-cannabis/

Quelle: Davis RJ et al. A population-level analysis on the association of cannabis use and urologic cancers. Urol Oncol 2025