Leitlinien fassen die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse über eine Erkrankung zusammen und geben Handlungsempfehlungen für eine angemessene Vorgehensweise. Diese dienen Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten als Entscheidungshilfen. Dabei beruhen die Handlungsempfehlungen auf den jeweils besten nachprüfbaren Belegen für den Nutzen einer Untersuchungs- oder Behandlungsmethode – der sogenannten evidenzbasierten Medizin. Regelmäßige Aktualisierungen sorgen dafür, dass Leitlinien dem neuesten wissenschaftlichen Stand entsprechen. So wurde jüngst unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) die ärztliche „S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms“ aktualisiert. Ihr Ziel ist es, evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die Therapie von Patient:innen mit Nierenzellkarzinomen zu verbessern.

Unter dem Begriff Nierenzellkarzinom werden verschiedene Krebsarten, die in der Niere an unterschiedlichen Stellen auftreten können, zusammengefasst. Nierenzellkarzinome werden in einen klarzelligen und nicht-klarzelligen Typ unterschieden. Nicht-klarzellige Nierenzellkarzinome machen 20 bis 25 Prozent der Nierenzellkarzinome aus und bilden eine in sich sehr verschiedenartige Gruppe. Um die Behandlung von Patient:innen mit diesen Tumoren zu verbessern, enthält die überarbeitete Fassung der Leitlinie nun erstmals ein Kapitel zu Diagnostik und Therapie des nicht-klarzelligen Nierenzellkarzinoms mit eigenen Therapieempfehlungen. Nicht in die Gruppe dieser Nierenzellkarzinome gehören die sogenannten Nierenbeckenkarzinome, also Tumore, die von der Schleimhaut des Nierenbeckens (Urothel) ausgehen. Außerdem wurden in der Überarbeitung der Leitlinie die Behandlungsstrategien vor und nach der operativen Entfernung des Tumors aktualisiert.
Laut Daten des Robert Koch-Instituts traten im Jahr 2018 etwa 14.800 bösartige Nierentumoren auf. Männer sind fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Risikofaktoren für die Entwicklung dieser Tumoren sind Rauchen, Übergewicht und erhöhter Blutdruck. Auch eine familiäre Veranlagung und Erkrankungen wie eine chronische Niereninsuffizienz, die von Hippel-Lindau’sche Krankheit sowie die Erbkrankheit „tuberöse Sklerose“ erhöhen das Risiko, dass ein Nierenzellkarzinom entsteht.

Die ärztliche S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinom ist auf der Website des Leitlinienprogramms Onkologie abrufbar.

Zusätzlich zu den ärztlichen Leitlinien, die federführend von der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) erstellt wurden, liegen für alle urologischen Krebserkrankungen – von Prostata, Harnblase, Nieren, Hoden und Penis – auch Patientenleitlinien vor. Sie richten sich an Betroffene und ihre Angehörigen und bilden die Inhalte der ärztlichen urologischen Leitlinien in allgemeinverständlicher Sprache ab.

Auf dieser Website finden Sie unter dem Menüpunkt „Patienteninfo“ > alle urologischen „Patientenleitlinien“