Vorzeitiger Samenerguss – Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten

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Vorzeitiger Samenerguss

Was versteht man unter einem vorzeitigen Samenerguss?

Ein vorzeitiger Samenerguss (lateinisch: Ejaculatio praecox) ist eine sexuelle Funktionsstörung, bei der der Mann den Samenerguss ungewöhnlich früh bekommt, ohne dass es zu einem für beide Partner befriedigenden Geschlechtsverkehr kommt.

In vielen Fällen führt dies zu einer erheblichen Belastung in der Partnerschaft, was häufig der Grund dafür ist, dass betroffene Männer einen Urologen aufsuchen.

Wann spricht man von „vorzeitig“?

Entgegen der weitverbreiteten Annahme liegt die durchschnittliche Zeit bis zum Samenerguss bei Männern bei etwa fünf Minuten nach Beginn des Geschlechtsverkehrs. Allerdings gibt es hierbei erhebliche individuelle Unterschiede.

Die Ejaculatio praecox ist vor allem eine subjektiv empfundene Problematik, die vom betroffenen Mann oder seiner Partnerin als zu früh wahrgenommen wird. Zusätzlich berichten viele Patienten darüber, dass sie den Zeitpunkt ihres Samenergusses nicht ausreichend kontrollieren können.

Wie viele Männer sind vom vorzeitigen Samenerguss betroffen?

Dass ein Samenerguss gelegentlich schneller als gewünscht erfolgt, ist vollkommen normal und stellt keinen Krankheitswert dar. Faktoren wie Anspannung oder emotionale Stimmung in einer bestimmten Situation können hier eine Rolle spielen.

Ein medizinisches Problem liegt jedoch erst dann vor, wenn die Beschwerden dauerhaft und regelmäßig auftreten. Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2006 (PEPA-Studie, Eur Urol., 2007) ergab, dass etwa 20 % der befragten Männer unter einem vorzeitigen Samenerguss leiden.

In welchem Lebensalter kann ein vorzeitiger Samenerguss auftreten?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann nach der Jugend in jedem Lebensalter vorkommen. In den meisten Fällen treten die Beschwerden jedoch bereits mit den ersten sexuellen Erfahrungen auf und bleiben dann lebenslang bestehen – unabhängig von der jeweiligen Partnerin oder sexuellen Situation.

Welche Ursachen hat ein vorzeitiger Samenerguss?

Ärzte unterscheiden zwei Formen der Ejaculatio praecox:

Lebenslanger (angeborener) vorzeitiger Samenerguss

Diese Form besteht seit der Pubertät und hat meist genetische Ursachen.

Erworbener vorzeitiger Samenerguss

Tritt plötzlich auf und kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, z. B.:

  • Veränderte Lebensumstände oder Stress
  • Begleitende Erektionsstörungen
  • Entzündungen der Prostata
  • Schilddrüsenerkrankungen

Welche Auswirkungen kann ein vorzeitiger Samenerguss haben?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann sowohl für den Mann als auch für die Partnerin eine erhebliche Belastung darstellen und sich negativ auf die Beziehung auswirken.

Ein vermindertes Selbstwertgefühl, Vermeidungsverhalten sowie Stress und Anspannung können die Beschwerden verstärken. In manchen Fällen führt dies sogar zu zusätzlichen Problemen wie einer Erektionsstörung.

Aus rein körperlicher Sicht sind allerdings keine negativen Folgen zu erwarten.

Wie beeinflusst ein vorzeitiger Samenerguss das Sexualleben?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann zu einer erheblichen Belastung für die Partnerschaft führen. Der betroffene Mann empfindet dabei oft wenig Befriedigung oder hat das Gefühl, den Samenerguss nicht bewusst zu erleben.

Viele Männer versuchen dann, den Samenerguss hinauszuzögern, was oft zu einer übermäßigen Fokussierung auf Techniken oder Bewegungssteuerung führt. Dies kann dazu führen, dass der Spaß an der sexuellen Begegnung verloren geht.

Oft verkürzt der Mann unbewusst das Vorspiel, um eine zu starke Erregung zu vermeiden. Dies kann dazu führen, dass die Partnerin nicht ausreichend erregt wird, wodurch der Geschlechtsverkehr für sie schmerzhaft und unbefriedigend wird. In der Folge kann dies zu einer reduzierten Häufigkeit von sexuellen Kontakten oder sogar zu vollständigem Verzicht auf Geschlechtsverkehr führen.

Welche körperlichen Ursachen gibt es für einen vorzeitigen Samenerguss?

In den meisten Fällen liegt einem vorzeitigen Samenerguss keine körperliche Erkrankung zugrunde. Entsprechend fallen körperliche Untersuchungen, Ultraschall- und Laboruntersuchungen meist unauffällig aus.

Wann sollte ein vorzeitiger Samenerguss behandelt werden?

Der erste Schritt für betroffene Männer sollte ein offenes Gespräch mit der Partnerin sein. Es ist wichtig, das Problem klar zu benennen und gemeinsam herauszufinden, ob es tatsächlich als störend empfunden wird.

Besteht trotz des schnellen Samenergusses für beide Partner ein erfüllendes Sexualleben, ist keine Behandlung erforderlich. Falls die Problematik jedoch die gemeinsame Sexualität beeinträchtigt, kann eine Vorstellung beim Urologen sinnvoll sein.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die erste Anlaufstelle für die Behandlung eines vorzeitigen Samenergusses ist der niedergelassene Urologe. In einem ausführlichen Beratungsgespräch können verschiedene Therapieansätze besprochen werden.

Medikamentöse Therapie

In Deutschland besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung mit Dapoxetin, einem Medikament aus der Gruppe der Antidepressiva, das seit 2009 zur Behandlung des vorzeitigen Samenergusses zugelassen ist.

Studien haben gezeigt, dass Dapoxetin die Zeit bis zum Samenerguss um das 3- bis 4-Fache verlängern kann. Zudem berichten Patienten von einer verbesserten sexuellen Zufriedenheit und einer subjektiv besseren Kontrolle über die Ejakulation. Ob eine medikamentöse Therapie im Einzelfall sinnvoll ist, sollte mit einem Urologen besprochen werden.

Zweiter Geschlechtsverkehr als Strategie

Manche Männer profitieren von einem zweiten Geschlechtsverkehr unmittelbar nach einem schnellen ersten Samenerguss. Dabei kann die Einnahme eines erektionsfördernden Medikaments wie Sildenafil hilfreich sein. Durch den ersten Samenerguss erhöht sich die Reizschwelle, sodass der zweite Geschlechtsverkehr oft deutlich länger dauert.

Sexuelle Stimulationstechniken

Techniken wie die Start-Stopp-Technik oder die Squeeze-Technik können helfen, den Samenerguss besser zu kontrollieren. Eine Überweisung zu einem geschulten Sexual- oder Psychotherapeuten, insbesondere im Rahmen einer Paartherapie, kann hierbei sinnvoll sein.

Lokale Betäubungsmittel

Eine weitere Behandlungsoption sind betäubende Cremes, die vor dem Geschlechtsverkehr auf die Eichel aufgetragen werden. Diese setzen zum einen die Reizschwelle weiter herauf und vermeiden zum anderen die Übertragung des Lokalanästhetikums auf die Partnerin. Sollten keine Kondome verwendet werden, kann das Lokalanästhetikum auch bei der Partnerin wirken und zu Missempfindungen führen.

Allerdings ist der Erfolg dieser Methode erfahrungsgemäß eher begrenzt.

Kann man einem vorzeitigen Samenerguss vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen gibt es nicht. Doch eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um negative Auswirkungen auf Psyche und Sexualleben zu vermeiden.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Patientenratgeber „Vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox)“.

Häufige Fragen zum Thema vorzeitiger Samenerguss

Kann Stress einen vorzeitigen Samenerguss verursachen?

Ja, psychische Faktoren wie Stress, Angst oder Leistungsdruck können den Samenerguss beschleunigen. Besonders bei neuen oder ungewohnten sexuellen Situationen tritt dieses Problem häufiger auf.

Ist ein vorzeitiger Samenerguss heilbar?

Ein vorzeitiger Samenerguss kann in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden, je nach Ursache durch Medikamente, Verhaltenstherapie oder spezielle Techniken zur Ejakulationskontrolle. Eine Heilung im klassischen Sinne ist nicht immer möglich, aber eine deutliche Verbesserung der Symptomatik oft erreichbar.

Hilft Masturbation vor dem Geschlechtsverkehr?

Manche Männer berichten, dass Masturbation vor dem Geschlechtsverkehr die Erregbarkeit verringern und die Kontrolle über den Samenerguss verbessern kann. Allerdings funktioniert diese Methode nicht bei jedem und kann auch zu erhöhter Ermüdung führen.