Smartphones, Streaming und Vaping sind Alltag geworden. Gleichzeitig melden Männer häufiger Fragen zur Potenz. Ob E-Zigaretten die Erektionsfähigkeit beeinflussen, wird intensiv erforscht. Die kurze Antwort lautet: Es gibt wachsende Hinweise auf ein Risiko, auch wenn nicht alle Daten eindeutig sind. Wer die wichtigsten Studien kennt und einfache Schritte beherzigt, schützt Gefäße und Sexualfunktion nachhaltig.

 

Warum die Frage berechtigt ist

Eine Erektion ist ein Gefäßereignis. Blutgefäße müssen sich weit stellen, damit Blut in die Schwellkörper einströmt. Viele Schadfaktoren der Gefäße sind daher auch Risikofaktoren für erektile Dysfunktion. Für Zigarettenrauch ist dieser Zusammenhang seit Jahren gesichert. Aktuelle Übersichten zeigen eine deutliche, dosisabhängige Assoziation zwischen Rauchen und erektiler Dysfunktion, selbst nach Korrektur für Alter und Begleiterkrankungen. Die Diskussion dreht sich 2025 vor allem darum, ob Vaping ähnliche Gefäßschäden verursacht und ob das klinisch relevant ist (Allen et al., 2023).

 

Was große Datensätze zeigen

Die erste große bevölkerungsbasierte Analyse aus dem US-PATH-Programm fand: Männer, die täglich E-Zigaretten nutzten, berichteten etwa doppelt so häufig eine erektile Dysfunktion wie Nie-Nutzer. Dieser Zusammenhang bestand auch in einer Untergruppe ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen und blieb nach Adjustierung für relevante Risikofaktoren bestehen. Die Studie ist querschnittlich und kann Kausalität nicht beweisen, sie liefert jedoch ein wichtiges Signal, das in weiteren Datensätzen Beachtung findet (El-Shahawy et al., 2022).

Ergänzend berichten Analysen zu Erkrankungsrisiken bei E-Zigaretten-Nutzerinnen und Nutzern erhöhte Odds-Risiken für verschiedene Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen. Diese Auswertungen stützen die Gefäßhypothese, sind aber heterogen und methodisch unterschiedlich. Sie zeigen die Richtung, ersetzen jedoch keine prospektiven Verlaufsdaten speziell zur Sexualfunktion. Für die Praxis lautet die Botschaft: Vorsicht ist sinnvoll, bis robuste Langzeitdaten vorliegen (Glantz, 2024).

 

Was die Gefäße verraten

Mehrere Humanstudien messen die Endothelfunktion über die flussvermittelte Dilatation. Chronische E-Zigaretten-Nutzung war dabei mit messbar schlechterer Gefäßreaktion verbunden, teilweise auf einem Niveau ähnlich wie bei Raucherinnen und Rauchern. Metaanalysen und experimentelle Arbeiten berichten zusätzlich Veränderungen, die die Freisetzung von Stickstoffmonoxid hemmen und die Gefäßweite reduzieren. Diese Mechanismen gelten als zentral für eine stabile Erektion und machen den biologischen Zusammenhang plausibel. Einzelne Studien fanden schwächere Effekte, insgesamt überwiegen jedoch die Hinweise auf eine Endothelschädigung bei regelmäßigem Vaping (Mohammadi et al., 2022), (Lee et al., 2024), (Boakye et al., 2023), (Matheson et al., 2024).

 

Was heißt das konkret für den Alltag

  1. Nicht anfangen. Wer gar nicht raucht, sollte mit dem Vaping gar nicht erst beginnen.
  2. Mit Plan aussteigen. Wer mit E-Zigaretten das Rauchen beenden will, sollte eine klare Ausstiegsstrategie haben und die Nutzungsdauer begrenzen. Je kürzer die Exposition, desto besser für Gefäße und Potenz.
  3. Gefäßprogramm umsetzen. Bei vorhandenen Erektionsproblemen lohnt sich ein konsequentes Programm aus Blutdruck, Blutzucker und Blutfetten einstellen, Bewegung steigern, Gewicht normalisieren und Schlaf stabilisieren. Diese Schritte verbessern die Endothelfunktion nachweislich und wirken sich positiv auf die Sexualfunktion aus.
  4. Früh ansprechen. Erektionsstörungen sind oft ein früher Hinweis auf Gefäßerkrankungen und gehören ärztlich abgeklärt (Allen et al., 2023).

 

Häufige Fragen knapp beantwortet

Ist Vaping harmloser als Rauchen?

Für viele klassische Rauchrisiken dürfte Vaping weniger schädlich sein, völlig risikofrei ist es aber nicht. Bei der Gefäßgesundheit und damit bei der Potenz gibt es Signale für Schaden, die ernst zu nehmen sind.

Zählen nikotinfreie Liquids?

Auch ohne Nikotin zeigen Studien kurzfristige Beeinträchtigungen der Gefäße. Aromen und Aerosolbestandteile können oxidativen Stress auslösen. Daher gilt auch hier Vorsicht.

Kann sich Potenz nach dem Ausstieg erholen?

Ja, Gefäße sind anpassungsfähig. Mit Rauchstopp, Bewegungsprogramm und guter Behandlung von Blutdruck und Stoffwechsel verbessern sich Erektionen häufig spürbar. Das motiviert, dranzubleiben und Unterstützung zu nutzen, etwa Tabakentwöhnung, Nikotinersatz oder verhaltenstherapeutische Programme (Mohammadi et al., 2022), (Lee et al., 2024).

 

Unser Fazit

Die Gesamtschau 2025 spricht dafür, E-Zigaretten als potenziellen Risikofaktor für die Erektionsfähigkeit ernst zu nehmen. Beobachtungsdaten zeigen ein etwa verdoppeltes Odds-Risiko für erektile Dysfunktion bei täglichen Nutzern, und Humanstudien belegen eine beeinträchtigte Gefäßreaktion. Kausalität ist nicht endgültig bewiesen, doch die Summe der Hinweise ist relevant genug für klare Empfehlungen. Wer raucht oder vapet und Erektionsprobleme bemerkt, sollte das Thema aktiv angehen und gleichzeitig Herz-Kreislauf-Risiken prüfen lassen. Der sicherste Weg zu besserer Potenz bleibt ein nikotinfreier Lebensstil, kombiniert mit Bewegung, gesunder Ernährung und guter medizinischer Betreuung. So profitieren Sexualfunktion und Gesamtgesundheit gleichermaßen.

 

Quellensammlung

  • Allen, M. S., Walter, E. E., & Singh, S. (2023). Cigarette smoking and erectile dysfunction. Sexual Medicine Reviews, 11(1), 61–71. Link
  • Boakye, E., et al. (2023). Habitual e-cigarette use and endothelial dysfunction markers in adults. Tobacco Induced Diseases, 21, 51. Link
  • El-Shahawy, O., et al. (2022). Association of e-cigarettes with erectile dysfunction. American Journal of Preventive Medicine, 62(1), 26–33. Link
  • Glantz, S. A., et al. (2024). Population based disease odds for e-cigarettes and dual use. NEJM Evidence, 3(5), EVIDoa2300229. Link
  • Lee, J., et al. (2024). Chronic e-cigarette use and endothelial dysfunction. Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology, 44, 1723–1733. Link
  • Matheson, C., et al. (2024). Premature vascular dysfunction in young e-cigarette users. Angiogenesis, 27, 391–402. Link
  • Mohammadi, L., et al. (2022). Chronic vaping impairs endothelial function measured by flow mediated dilation. Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology, 42, 1410–1422. Link