
Was ist ein Priapismus?
Unter einem Priapismus versteht man eine anhaltende, schmerzhafte Versteifung des männlichen Gliedes, die über mindestens zwei Stunden besteht und nicht durch sexuelle Erregung verursacht wird.
Je nach Entstehung unterscheidet der Urologe zwischen zwei Formen: dem Low-flow-Priapismus und dem High-flow-Priapismus. Diese Bezeichnungen beziehen sich auf die Durchblutung der Penisschwellkörper.
Low-flow-Priapismus (Häufigkeit: 90%)
Diese Form des Priapismus entsteht durch einen gestörten Blutabfluss aus den Schwellkörpern. Da das sauerstoffarme Blut nicht abfließen kann, bleibt die Erektion bestehen. Wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält, kann das Schwellkörpergewebe zunehmend geschädigt werden. Unbehandelt kann dies zu dauerhaften Erektionsstörungen führen.
High-flow-Priapismus (Häufigkeit: 10%)
Der High-flow-Priapismus wird durch einen anhaltenden Zustrom von sauerstoffreichem Blut verursacht. Er kann beispielsweise nach Beckenverletzungen auftreten. Im Vergleich zur Low-flow-Variante tritt hier seltener eine dauerhafte Schädigung des Schwellkörpergewebes auf, und die spontane Rückbildungstendenz ist deutlich höher.
Um die Art des Priapismus festzustellen und die optimale Therapie einzuleiten, sind detaillierte Untersuchungen durch einen Urologen erforderlich.
Mögliche Ursachen eines Priapismus
Die Auslöser eines Priapismus sind vielfältig. Zu den häufigsten gehören:
- Neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Querschnittslähmung)
- Bluterkrankungen (Leukämie, Sichelzellanämie, Thalassämie)
- Verletzungen (z. B. Beckenfrakturen oder Verletzungen des Genitalbereichs)
- Medikamente (z. B. bestimmte Blutdrucksenker oder Antidepressiva)
- Drogenkonsum (z. B. Marihuana oder Kokain)
In rund 50 % der Fälle bleibt die genaue Ursache jedoch unbekannt.
Da Leukämien bereits im Kindesalter auftreten können, sind auch Jungen vor der Pubertät potenziell betroffen.
Ein Priapismus kann zudem als Nebenwirkung medizinischer Behandlungen auftreten, insbesondere bei der Therapie von Erektionsstörungen mittels Schwellkörperselbstinjektion (SKAT). Dies kommt zwar selten vor, sollte jedoch stets berücksichtigt werden.
Diagnose und Therapie eines Priapismus
Ein plötzlich auftretender Priapismus stellt einen urologischen Notfall dar. Die Abklärung und Behandlung sollten deshalb in einer urologischen Klinik erfolgen.
Diagnostische Maßnahmen
Zur Bestimmung der Priapismus-Form (Low-flow vs. High-flow) ist in der Regel eine Blutentnahme direkt aus dem Schwellkörper erforderlich. Darüber hinaus werden meist eine Ultraschalluntersuchung der Schwellkörper sowie ein Differentialblutbild durchgeführt, um mögliche Bluterkrankungen auszuschließen.
Behandlung des Low-flow-Priapismus
Die Therapieoptionen für den Low-flow-Priapismus reichen von medikamentösen Maßnahmen zur Optimierung des Blutflusses über Schwellkörperpunktionen, bei denen das Blut manuell abgelassen wird, bis hin zu operativen Eingriffen. In schweren Fällen kann ein operativer Shunt zwischen den Schwellkörpern angelegt werden, um den Blutabfluss zu ermöglichen.
Falls eine Grunderkrankung wie Leukämie oder Multiple Sklerose als Ursache identifiziert wird, sollte deren Therapie entsprechend optimiert werden.
Behandlung des High-flow-Priapismus
Die Behandlung des High-flow-Priapismus unterscheidet sich deutlich. In etwa 60 % der Fälle bildet sich die Erektion spontan zurück. Zunächst werden daher konservative Maßnahmen wie Kühlung, Kompression und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt.
In speziellen Fällen kann der Priapismus durch eine arterielle Kurzschlussverbindung zwischen einer Arterie und dem Schwellkörpergewebe entstehen. Hier kann eine Angiographie (Darstellung der Blutgefäße per Röntgen) erforderlich sein. Falls nötig, kann die betroffene Verbindung durch einen gezielten Gefäßverschluss (sog. Coiling) behandelt werden. Allerdings kann diese Therapie in manchen Fällen eine Erektionsstörung als Nebenwirkung haben.
Frühzeitige Behandlung verhindert Folgeschäden
Um schwerwiegende Folgeschäden, insbesondere dauerhafte Erektionsstörungen, zu vermeiden, sollte bei Verdacht auf Priapismus unverzüglich eine urologische Klinik aufgesucht werden. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungschancen und desto geringer ist das Risiko langfristiger Schäden.
Häufige Fragen zum Priapismus
Ist Priapismus gefährlich?
Ja, insbesondere der Low-flow-Priapismus stellt eine ernsthafte Gefahr für das Schwellkörpergewebe dar. Unbehandelt kann er zu dauerhaften Erektionsstörungen führen.
Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen gibt es bei Priapismus?
Bei Verdacht auf Priapismus sollte umgehend ein Urologe aufgesucht werden. Konservative Maßnahmen wie Kühlung oder leichte Bewegung können kurzfristig helfen, ersetzen aber keine ärztliche Behandlung.
Kann Priapismus auch ohne Behandlung wieder verschwinden?
Der High-flow-Priapismus kann sich in einigen Fällen spontan zurückbilden. Beim Low-flow-Priapismus ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich – hier ist eine sofortige medizinische Therapie notwendig, um Schäden zu vermeiden.