Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 65.820 neue Fälle von Prostatakrebs diagnostiziert, und 15.403 Männer verstarben daran. Das mittlere Erkrankungsalter lag bei 71 Jahren. Da viele Betroffene zum Zeitpunkt der Diagnose jedoch deutlich älter sind, zeigt sich, dass auch Männer im berufsfähigen Alter erkranken können.
Die demografische Entwicklung deutet darauf hin, dass die Anzahl der über 60-jährigen Männer in Deutschland bis 2050 auf rund 28 Millionen ansteigen wird. Entsprechend ist auch mit einer deutlichen Zunahme von Prostatakrebsfällen zu rechnen.
Quelle: EAU, 2024
Niedrige Teilnahmequote bei der Krebsfrüherkennung
Seit 1971 bietet die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland Männern ab 45 Jahren eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung an. Trotz dieses Angebots nahmen laut Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung im Jahr 2014 nur 24,5 Prozent der anspruchsberechtigten Männer daran teil. Diese Teilnahmequote hat sich bis 2024 nicht wesentlich verändert. Im Vergleich dazu nehmen Frauen deutlich häufiger an Früherkennungsuntersuchungen teil. Die Gründe hierfür bleiben vielfältig, werden jedoch in diesem Text nicht näher diskutiert.
Die Früherkennungsuntersuchung umfasst derzeit eine Tastuntersuchung der Prostata, der regionären Lymphknoten und des äußeren Genitales sowie eine Beurteilung der Haut. Eine Bestimmung des PSA-Wertes wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen und ist als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst zu zahlen.
Warum ist die Früherkennung so wichtig?
Das rechtzeitige Erkennen von Prostatakrebs ist entscheidend, um die Erkrankung frühzeitig behandeln zu können. Prostatakrebs im Frühstadium verursacht meist keine Symptome. Daher spielt die Früherkennung eine wichtige Rolle bei Männern ohne Beschwerden.
Treten Beschwerden wie z.B. Probleme beim Wasserlassen oder Rückenschmerzen auf, so passiert dieses in Zusammenhang mit einem Prostatakarzinom meist erst in einem fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium der Erkrankung. Die genannten Beschwerden sind also selbstverständlich auch abseits der Diagnose Prostatakrebs zu beobachten. Es gibt also mehrere Erkrankungen mit diesen Beschwerden.
Was umfasst die Krebsfrüherkennungsuntersuchung?
Ziel der Krebsfrüherkennungsuntersuchung ist die frühzeitige Entdeckung eines Prostatakarzinoms. Dadurch verbessern sich die Heilungschancen durch rechtzeitige Behandlung deutlich. Oft wird der Begriff „Vorsorgeuntersuchung“ verwendet, jedoch ist diese Formulierung ungenau, da die Entstehung von Prostatakrebs durch die Untersuchung nicht verhindert werden kann. Der korrektere Begriff ist daher „Krebsfrüherkennungsuntersuchung“. Nach aktuellen Empfehlungen sollten Männer ab dem 45. Lebensjahr über die Möglichkeit der Früherkennung informiert werden. Männer mit familiärer Vorbelastung, wie Prostatakrebs bei Vater oder Bruder, sollten bereits ab 40 Jahren entsprechende Angebote wahrnehmen.
Reicht die Tastuntersuchung aus?
Quelle: EAU, 2024
Nach einhelliger Expertenmeinung reicht die alleinige Tastuntersuchung im Rahmen der Früherkennung nicht aus. Daher wird Männern, die eine umfassende Früherkennung wünschen, in aller Regel eine PSA-Bestimmung empfohlen. Der PSA-Wert wird durch einen Bluttest ermittelt und gibt Hinweise auf mögliche Veränderungen in der Prostata. Diese Untersuchung kostet etwa 20 bis 30 Euro, zuzüglich einer möglichen Beratungsgebühr von etwa 10 Euro.
Vor der Durchführung der PSA-Bestimmung sollten Männer über die Vor- und Nachteile der Untersuchung aufgeklärt werden. Diese Beratung erfolgt idealerweise durch einen Urologen.
Was tun bei einem auffälligen Befund?
Zeigt der PSA-Wert oder die Tastuntersuchung Auffälligkeiten, können weiterführende Diagnoseschritte notwendig werden. Dazu gehören:
- Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata zur detaillierten Bildgebung,
- Prostatabiopsie zur Entnahme und Untersuchung von Gewebeproben
Diese Maßnahmen dienen der genauen Abklärung, ob ein Prostatakarzinom vorliegt.
Wie ändern sich die Leitlinie ab 2025?
Die derzeit gültige Leitlinie (Version 7.0) zur Diagnostik und Behandlung von Prostatakrebs wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 durch die Version 8.0 ersetzt.
Es wird erwartet, dass sich in der Version 8.0 umfassende Änderungen, insbesondere im Bereich der Früherkennung, finden werden. Bis dahin gilt weiterhin die aktuelle Leitlinie, die unter folgendem Link einsehbar ist: Leitlinie Prostatakrebs (Version 7.0).
Was passiert nach der Diagnose?
Wenn die Diagnose Prostatakrebs gestellt wird, entscheidet der Urologe gemeinsam mit dem Patienten über die passende Behandlung. Viele Tumoren können durch eine Operation oder Strahlentherapie erfolgreich behandelt und geheilt werden.
Für bestimmte Patienten eignet sich jedoch die sogenannte aktive Beobachtung (Active Surveillance). Dieses Konzept sieht vor, den Tumor engmaschig zu kontrollieren und erst dann zu behandeln, wenn Anzeichen einer Verschlechterung auftreten. Dies reduziert mögliche Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Impotenz, die mit einer Behandlung einhergehen können.
Fazit: Früherkennung kann Leben retten
Die Krebsfrüherkennungsuntersuchung ist ein essenzieller Bestandteil der Gesundheitsvorsorge für Männer. Sie ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Prostatakrebs und verbessert die Heilungschancen erheblich. Männer sollten sich von ihrem Urologen umfassend beraten lassen, insbesondere über die Vorteile einer Kombination aus Tastuntersuchung und PSA-Bestimmung.