Häufige Erkrankungen der Hoden

3

Hodenhochstand

Liegen die Hoden nicht dauerhaft im Hodensack, sprechen Ärzt:innen von einem Hodenhochstand oder einer Hodenfehllage, die ein- oder beidseitig auftreten kann und zu den häufigsten urologischen Erkrankungen von Kindern zählt. Die Behandlung sollte bis zum ersten Geburtstag abgeschlossen sein.

Weitere Informationen unter „Kinderurologische Erkrankungen“.

Wichtig zu wissen: Das Risiko, im späteren Leben an Hodenkrebs zu erkranken, bleibt auch nach adäquater Behandlung erhöht. Besonders Jugendliche und junge Männer mit einem Hodenhochstand in der Kindheit sollten deshalb regelmäßig die Hoden abtasten und dabei auf Verhärtungen und Vergrößerungen achten sowie zusätzlich eine fachärztliche Abklärung durch eine Urologin oder einen Urologen wahrnehmen.

Informationen zur Selbstuntersuchung der Hoden finden Sie auf www.hodencheck.de

Nebenhodenentzündung

Eine Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) kann akut oder chronisch auftreten und ist meist durch eine Infektion mit einem Bakterium (z.B. E.coli, Chlamydien) bedingt. Diese bakterielle Infektion wird durch eine Blasenentzündung oder durch sexuelle Übertragung ausgelöst. Weitere Ursachen sind z.B. eine Infektion mit Viren oder eine Gewalteinwirkung auf den Hodensack (Trauma). Ist vorrangig der Hoden selbst von der Entzündung betroffen und hat (der meist jüngere) Patient zusätzlich grippale Beschwerden bzw. eine vergrößerte Ohrspeicheldrüse, muss auch an eine Infektion mit dem Mumpsvirus gedacht werden.
Bei einer Nebenhodenentzündung treten Schmerzen im Bereich des Nebenhodens und des Hodens, eine Rötung und Schwellung des Hodensacks sowie möglicherweise auch Fieber auf. Dies ist dann ein urologischer Notfall. Manche Patienten geben auch ein Brennen beim Wasserlassen an.

Der Arzt bzw. die Ärztin führen eine körperliche Untersuchung, einen Urintest und eine Ultraschalluntersuchung durch. Mit dem Ultraschall wird der Nebenhoden sowie der Hoden untersucht: Ein entzündeter Nebenhoden ist vergrößert und sehr stark durchblutet. Ebenso wird überprüft, ob die Blase bei der bestehenden Nebenhodenentzündung adäquat entleert werden kann. Besteht der Verdacht auf einen Erreger, der beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, so ist zusätzlich ein Harnröhrenabstrich notwendig. In bestimmten Situationen wird auch eine Blutprobe entnommen.

Bei der Nebenhodenentzündung, insbesondere wenn Fieber auftritt, ist eine zeitnahe antibiotische Therapie erforderlich. Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich nach dem vermuteten Erreger. Zusätzlich sollte der Patient Bettruhe einhalten, den Hodensack hochlagern und kühlen sowie ein Schmerzmittel mit abschwellender Wirkung (z.B. Diclofenac) einnehmen.

Wenn sich als Ursache der Nebenhodenentzündung ein sexuell übertragbarer Erreger ergibt, sollte der Behandlungserfolg im Verlauf kontrolliert und der Patient auch auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen (z.B. HIV) untersucht werden. Sexualpartner des Patienten müssen informiert und gegebenenfalls auch behandelt werden.

Eine wichtige Differentialdiagnose bei o.g. Symptomen ist die Hodentorsion bei Jungen und jungen Männern, bei der sich Hoden und Samenstrang um die Längsachse drehen und so die Durchblutung des Hodens unterbrochen wird. Besteht ein solcher Verdacht, muss eine Operation erfolgen, um die Verdrehung des Samenstrangs aufzuheben. Auch aus diesem Grund ist eine zeitnahe ärztliche Vorstellung wichtig.

Hodenkrebs

Mit jährlich rund 4.100 Neuerkrankungen ist Hodenkrebs in Deutschland der häufigste bösartige Tumor jüngerer Männer zwischen 25 und 45 Jahren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 37 Jahren, häufig sind jedoch auch Jugendliche betroffen. Die Heilungsrate beträgt weit über 90 %.

Hodenhochstand im Kindesalter, auch wenn er angemessen behandelt wurde, gilt als gesicherter Risikofaktor, ebenso wie die Unfruchtbarkeit des Mannes und die Vorerkrankung mit einseitigem Hodenkrebs. Außerdem tritt Hodenkrebs familiär gehäuft auf; Söhne und Brüder von Erkrankten haben ein deutlich erhöhtes Risiko. Zudem werden ein Geburtsgewicht unter 2.500g oder über 4.500 g sowie hormonell bedingter Hochwuchs als mögliche Risikofaktoren diskutiert.

Eine tastbare, schmerzlose Verhärtung innerhalb des Hodensacks, aber auch eine Größenzunahme, Schweregefühl und ziehende Schmerzen können Symptome sein. Die Diagnose erfolgt mithilfe von Tast-, Blut- und Ultraschalluntersuchungen und, falls weiter unklar, einer klärenden Operation

Je nach Art und Stadium des Tumors umfasst die Behandlung die operative Entfernung des oder der betroffenen Hoden, Bestrahlung und Chemotherapie.

Gerade bei der Behandlung eher selten auftretender Tumoren wie dem Hodentumor kann das Einholen einer Fachexpertise hilfreich sein. Über das „eKonsil Urologie“ unterstützen ausgewiesene Fachexperten deutschlandweit die Behandlung von Patienten mit Hodenkrebs. Sprechen Sie Ihre Urologin/Ihren Urologen einfach darauf an!

Da Hodenkrebs und dessen Therapie die Fruchtbarkeit gefährdet, sollten betroffene Männer mit Kinderwunsch vor der Behandlung Spermien tiefgefroren konservieren lassen.

Eine gesetzliche Früherkennungsuntersuchung wird für Hodenkrebs nicht angeboten.

Zur Früherkennung von Hodenkrebs empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) allen Jungen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden.

Männern mit vorhandenen Risikofaktoren wie einer Vorerkrankung mit einseitigem Hodenkrebs, einem Hodenhochstand in der Kindheit, Hodenkrebserkrankungen von Vater oder Brüdern sowie Unfruchtbarkeit rät die DGU zu besonderer Aufmerksamkeit. Sie sollten nicht nur auf die regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden achten, sondern zusätzlich eine fachärztliche Abklärung durch eine Urologin oder einen Urologen wahrnehmen.

Informationen zur Selbstuntersuchung der Hoden finden Sie auf www.hodencheck.de

Präventive Maßnahmen, um Hodenkrebs vorzubeugen, gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihre Söhne frühzeitig zur Selbstuntersuchung anhalten.

  • Ab dem 14. Lebensjahr sollten Jungen alle vier Wochen die Hoden abtasten und dabei auf Verhärtungen und Vergrößerungen achten.
  • Das gilt besonders für Jungen nach einer Hodenfehllage und Männer, deren Väter oder Brüder an Hodenkrebs erkrankten.

Weitere Informationen zu Hodenkrebs finden Sie unter den folgenden Links: