Häufigkeit
Urologische Aspekte der Infektion mit Humanen Papilloma-Viren (HPV) betreffen in Deutschland eine große Zahl von Menschen – oftmals ohne ihr Wissen.
HPV zählt zu den weltweit häufigsten sexuell übertragbaren Viren.
Studien zeigen, dass sich fast alle sexuell aktiven Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit HPV infizieren.
Besonders häufig tritt eine Infektion im Alter zwischen 15 und 25 Jahren auf, da in dieser Zeit neue sexuelle Kontakte besonders häufig sind.
Ein Großteil der Infektionen bleibt unbemerkt, heilt folgenlos aus – kann aber auch zu ernsthaften Erkrankungen führen, insbesondere bei langanhaltender Infektion mit sogenannten Hochrisiko-Typen.
Erreger
Die „Humanen Papillomaviren“ (HPV) umfassen über 200 bekannte Virustypen.
Diese lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen:
- Low-Risk-HPV-Typen, wie HPV 6 und 11, die vor allem Genitalwarzen (Kondylome) verursachen,
• High-Risk-HPV-Typen, wie HPV 16, 18, 31 oder 45, die mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht werden.
Diese Hochrisiko-Typen sind die Hauptverursacher für Tumorerkrankungen im Genitalbereich, im Analbereich sowie im Kopf-Hals-Bereich (zum Beispiel Rachenkrebs, Zungenkrebs).
Aus urologischer Sicht sind insbesondere die HPV-Typen 16 und 18 relevant, da sie in direktem Zusammenhang mit dem Peniskarzinom sowie Karzinomen der Harnröhre stehen.
Übertragungsweg
Die Übertragung von HPV erfolgt vorwiegend durch direkten Haut- und Schleimhautkontakt – in erster Linie beim vaginalen, analen und oralen Geschlechtsverkehr.
Eine Ansteckung ist auch über Hautkontakt im Intimbereich möglich, ohne dass es zum Geschlechtsverkehr kommt.
HPV kann sogar übertragen werden, wenn keine sichtbaren Veränderungen vorhanden sind – die Infektion ist also auch in symptomfreien Phasen ansteckend.
Eine Übertragung während der Geburt von der infizierten Mutter auf das Kind ist selten, kann aber schwerwiegende Erkrankungen wie die juvenile Papillomatose des Kehlkopfs verursachen.
Obwohl Kondome das Risiko einer Übertragung deutlich senken, bieten sie keinen vollständigen Schutz, da das Virus auch über nicht bedeckte Hautareale übertragen werden kann.
Beschwerden
In den meisten Fällen verläuft eine HPV-Infektion unbemerkt und heilt ohne Folgen aus.
Besonders die Low-Risk-Typen verursachen gutartige, aber ansteckende Genitalwarzen (Feigwarzen), die bei Männern und Frauen im äußeren Genitalbereich, am After oder auch im Bereich der Harnröhre auftreten können.
Die Warzen sind häufig schmerzlos, können aber psychisch belastend sein und ästhetisch stören.
Bei Infektion mit High-Risk-Typen entstehen zunächst keine akuten Beschwerden, jedoch kann es langfristig zu Zellveränderungen kommen, die unentdeckt in Krebsvorstufen oder Karzinome übergehen können.
Urologisch bedeutsam sind hier Veränderungen an der Eichel, dem Vorhautgewebe oder der Penisschafthaut, sowie – in selteneren Fällen – im Bereich der männlichen Harnröhre.
Bei Frauen kann eine HPV-Infektion Zellveränderungen am Gebärmutterhals, an der Vulva, in der Scheide oder im Analbereich verursachen – teilweise ohne erkennbare Symptome.
Verlauf
Der natürliche Verlauf einer HPV-Infektion ist in den meisten Fällen günstig – das körpereigene Immunsystem beseitigt die Viren oft innerhalb von 6 bis 24 Monaten.
Problematisch wird die Infektion, wenn es zu einer persistierenden (anhaltenden) Infektion mit einem Hochrisiko-Typ kommt.
In diesen Fällen besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung bösartiger Tumoren – besonders wenn keine regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen stattfinden.
In der Urologie liegt der Fokus insbesondere auf dem Peniskarzinom, das in bis zu 50 Prozent der Fälle mit einer HPV-Infektion assoziiert ist.
Aber auch Harnröhrenkarzinome und – insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben – Analkarzinome treten gehäuft im Zusammenhang mit HPV auf.
Bei Frauen ist der Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) die bekannteste Folge einer HPV-Infektion.
Daneben sind aber auch Vulvakrebs, Vaginalkrebs und Analkrebs mögliche, durch HPV begünstigte Krebserkrankungen.
In den letzten Jahren wird zudem der Zusammenhang zwischen HPV und Oropharynxkarzinomen (zum Beispiel im Bereich der Mandeln oder Zunge) zunehmend diskutiert – diese treten vermehrt auch bei Männern auf.
Behandlung
Für die HPV-Infektion selbst existiert keine ursächliche antivirale Therapie.
Behandelt werden die Folgeerscheinungen – etwa Feigwarzen oder Krebsvorstufen.
Genitalwarzen können zum Beispiel mittels Vereisung (Kryotherapie), Laser, chirurgischer Entfernung oder durch spezielle Immunmodulatoren in Cremeform therapiert werden.
Bei nachgewiesenen Zellveränderungen oder HPV-assoziierten Krebsvorstufen erfolgt eine engmaschige Kontrolle oder operative Entfernung.
In der Urologie kann dies zum Beispiel eine Biopsie am Penis, eine Harnröhrenspiegelung oder – bei Verdacht auf Analkarzinome – eine proktologische Mitbehandlung umfassen.
Patienten mit wiederkehrenden Warzen oder chronischer HPV-Infektion sollten auf Immunschwächen oder andere Risikofaktoren untersucht werden.
Vorbeugung
Die wirksamste Maßnahme gegen eine Infektion mit bestimmten Hochrisiko-HPV-Typen ist die HPV-Impfung.
Die Impfung wird von der STIKO für alle Kinder – Jungen wie Mädchen – im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen, optimalerweise vor dem ersten Sexualkontakt.
Die Impfung kann bis zum 17. Lebensjahr nachgeholt werden, in bestimmten Fällen auch später, zum Beispiel bei Immunschwäche oder erhöhtem Risiko.
Studien belegen, dass die Impfung hochwirksam gegen HPV-Typen 16 und 18 schützt – und damit das Risiko für Gebärmutterhalskrebs, Peniskrebs, Analkrebs und weitere HPV-assoziierte Karzinome deutlich senkt.
Urologen sollten insbesondere Jungen und Männer über die Schutzwirkung der Impfung aufklären – auch im Hinblick auf den Schutz ihrer Partnerinnen.
Darüber hinaus bieten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen die Möglichkeit, Zellveränderungen frühzeitig zu erkennen – bei Frauen zum Beispiel durch den Pap-Test oder HPV-Test, bei Männern im Rahmen urologischer Routineuntersuchungen bei Verdacht oder Risikofaktoren.
Die Verwendung von Kondomen kann das Risiko einer HPV-Übertragung reduzieren, ersetzt aber nicht die Impfung.
Häufig gestellte Fragen zur HPV-Infektion
Ist HPV gefährlich, auch wenn ich keine Symptome habe?
Ja, auch ohne Symptome kann HPV langfristig zu Zellveränderungen führen. Besonders Hochrisiko-Typen erhöhen das Risiko für Krebserkrankungen im Genital-, Anal- oder Kopf-Hals-Bereich.
Wie kann ich mich wirksam vor HPV schützen?
Die HPV-Impfung ist der wirksamste Schutz vor bestimmten gefährlichen HPV-Typen. Zusätzlich können Kondome das Risiko einer Ansteckung verringern, bieten aber keinen vollständigen Schutz.
Warum ist HPV für Männer ein Thema?
HPV kann bei Männern zu Peniskrebs, Harnröhrenkrebs und Analkrebs führen. Zudem tragen Männer zur Weiterverbreitung des Virus bei und können Partnerinnen gefährden.