ROT HEIßT REDEN – Aufklärung zu Blasenkrebs
Blasenkrebs gehört in Deutschland zu den häufigsten Krebserkrankungen, wird aber in der Öffentlichkeit nach wie vor zu wenig beachtet. Rund 30.000 Menschen erhalten jedes Jahr die Diagnose. Männer sind etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen (Robert Koch-Institut, 2024). Besonders tückisch ist, dass Blasenkrebs im frühen Stadium oft keine Beschwerden verursacht. Ein zentrales Warnzeichen ist Blut im Urin. Auch wenn keine Schmerzen bestehen, sollte eine rötliche oder bräunliche Verfärbung des Urins immer ärztlich abgeklärt werden.
Die Initiative ROT HEIßT REDEN, gestartet von Merck Healthcare Germany, verfolgt das Ziel, das Bewusstsein für Blasenkrebs zu schärfen. Unterstützt wird sie von medizinischen Fachgesellschaften, Selbsthilfeorganisationen und prominenten Partnern wie dem SV Darmstadt 98. Damit verbindet die Kampagne fundierte Aufklärung mit einer breiten gesellschaftlichen Ansprache.
Symptome ernst nehmen
Viele Betroffene suchen erst spät ärztliche Hilfe, weil die Beschwerden unspezifisch wirken oder verharmlost werden. Typische Symptome sind:
- Blut im Urin (sichtbar oder nur im Urintest nachweisbar)
- häufiger Harndrang
- Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
- Unterbauch- oder Flankenschmerzen in fortgeschrittenen Stadien
Je früher eine Abklärung erfolgt, desto größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung (Burger et al., 2022).
Diagnosemöglichkeiten
Da es in Deutschland keine standardisierte Vorsorgeuntersuchung für Blasenkrebs gibt, kommt der Symptomwahrnehmung eine Schlüsselrolle zu.
Zu den gängigen Untersuchungsmethoden gehören:
- Urintest und Laboranalyse
- Ultraschalluntersuchung der Blase
- Blasenspiegelung (Zystoskopie)
Die Zystoskopie gilt als Goldstandard, da sie die direkte Beurteilung der Blasenschleimhaut erlaubt.

Therapieentscheidungen im Dialog
Die Behandlung richtet sich nach Stadium und Allgemeinzustand des Patienten. In frühen Stadien wird der Tumor meist durch eine transurethrale Resektion entfernt, also der endoskopischen Entfernung durch die Harnröhre, häufig ergänzt durch Instillationstherapien. Bei muskelinvasiven Formen kann eine Blasenentfernung notwendig sein.
In fortgeschrittenen Stadien gewinnen neben der klassischen Chemotherapie heute auch Immuntherapien an Bedeutung, die das körpereigene Abwehrsystem gegen Tumorzellen aktivieren. Dennoch zeigen Krankenkassendaten, dass mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Blasenkrebs innerhalb des ersten Jahres keine systemische Behandlung erhält, obwohl diese das Überleben verbessern kann (Arnold et al., 2023).
Die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie erfolgt stets individuell und sollte gemeinsam mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten getroffen werden.
Erfahrungsberichte Blasenkrebs und Chemotherapie
Carsten Fischer teilt seine persönliche Reise von der Diagnose Blasenkrebs bis zur Chemotherapie. Er spricht über Ängste, Nebenwirkungen und warum er heute anderen Betroffenen Mut macht.
In diesem Video berichtet ein Patient offen über seine Entscheidung für eine Chemotherapie. Er schildert, welche Ängste er zunächst hatte, wie ihn Gespräche mit Ärzten und der Austausch mit dem Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V. ermutigt haben, und welche Ratschläge er für andere Betroffene hat.
Die Rolle von Selbsthilfe und Aufklärung
Die Diagnose Blasenkrebs verändert das Leben von Betroffenen und Angehörigen grundlegend. Neben der medizinischen Therapie sind psychosoziale Unterstützung und der Austausch mit anderen Erkrankten von großer Bedeutung. Organisationen wie der Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V. helfen, Mut zu fassen und Erfahrungen zu teilen. Auch in Gesprächsrunden der Kampagne wie „Seite an Seite gegen Blasenkrebs“ kommen sowohl Expertinnen und Experten als auch Patientinnen und Patienten zu Wort.
Aktionen und Materialien der Kampagne
„Rot heißt reden“ ist nicht nur online präsent, sondern war auch bei verschiedenen Veranstaltungen in Deutschland und Europa aktiv, von der Auftaktaktion in Brüssel bis hin zu Roadshows und Firmenläufen in Darmstadt. Vor Ort standen Fachärzte für Fragen bereit, auch von der Urologischen Stiftung Gesundheit, und mit einem überdimensionalen Blasenmodell wurde anschaulich über die Erkrankung informiert.
Für Betroffene und Angehörige stehen zudem folgende Angebote bereit:
- Symptom-Checker und Urinfarbskala zur besseren Einschätzung
- Checklisten für Arztgespräche
- Podcast „Diagnose Blasenkrebs. Was tun?“
- Videos mit Erfahrungsberichten, etwa über den Weg durch eine Chemotherapie
- Informationsbroschüren wie „Mein Wegbegleiter – Gemeinsam gegen Blasenkrebs“
Fazit
Blasenkrebs ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die oft erst spät erkannt wird. Mit der Initiative „Rot heißt reden“ wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um Wissen zu verbreiten, Symptome frühzeitig zu deuten und Betroffene bei Diagnose und Therapie zu begleiten. Denn je früher gehandelt wird, desto besser sind die Chancen auf erfolgreiche Behandlung.
Quellen
Arnold, D., et al. (2023). Treatment patterns and outcomes in patients with advanced bladder cancer in Germany: An analysis of claims data. Journal of Cancer Policy, 36, 100389. https://doi.org/10.1016/j.jcpo.2023.100389
Burger, M., et al. (2022). Epidemiologie, Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms. Urologe, 61, 125–133. https://doi.org/10.1007/s00120-021-01703-5
Robert Koch-Institut. (2024). Krebs in Deutschland für 2019/2020. https://www.krebsdaten.de
